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Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)
Autoren: Marissa Meyer
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einziges Mal, und das war ein Hausiererdroide!«
    »Mich überrascht es jedenfalls nicht, dass die alte Benoit jetzt total durchgeknallt ist. Dass es mal so kommen wird, hat man sich ja schon ’ne ganze Weile gedacht.«
    Scarlet gab Roland einen kräftigen Schubs. Er stolperte rückwärts und fiel gegen Emilie. Diese schrie auf und knallte auf den Tisch hinter sich. Dann hob sie abwehrend die Hände und versuchte Roland irgendwie von sich wegzuhalten.
    Doch er blieb auf den Beinen und war unschlüssig, ob er grinsen oder seinerseits zum Angriff übergehen sollte. »Sei lieber vorsichtig, Scar, sonst endest du noch wie deine alte –«
    Tischbeine quietschten über die Fliesen, dann nahm der Kämpfer Roland in den Schwitzkasten und hob ihn vom Boden hoch.
    In der Kneipe wurde es still. Der Kämpfer hielt Roland wie eine Puppe in die Höhe, ohne sich um dessen Keuchen zu kümmern.
    Scarlet holte tief Luft, die Kante des Tresens bohrte sich ihr in den Magen.
    »Ich finde, jetzt ist hier mal eine Entschuldigung fällig«, sagte der Kämpfer gelassen.
    »He, sofort loslassen!«, schrie ein Mann, dessen Stuhl mit lautem Gepolter hintenüberkippte. »Sie bringen ihn um!« Er packte den Kämpfer am Handgelenk, aber er hätte genauso gut an einem einzementierten Eisengitter zerren können. Der Arm bewegte sich keinen Millimeter. Der Mann wurde rot, ließ den Arm los und setzte zu einem Schlag gegen den Kämpfer an, aber der wehrte ihn mit der freien Hand blitzartig ab.
    Scarlet schob sich auf die beiden zu. Auf dem Unterarm des Kämpfers registrierte sie eine Tätowierung aus Buchstaben und Ziffern. LSOW 962.
    Der Kämpfer war zwar immer noch wütend, sah jetzt allerdings auch belustigt aus, als hätte er sich gerade an die Regeln eines Spiels erinnert. Er ließ Roland wieder auf die Füße herunter und gab die Hand des anderen Mannes frei.
    Roland sank schlotternd auf einen Hocker. »Was ist denn mit dir los?«, stieß er hervor und rieb sich den Hals. »Bist du irgend so ein durchgeknallter Großstädter oder was?«
    »Du hast dich respektlos verhalten.«
    »Respektlos?«, brüllte Roland. »Du hast mich fast umgebracht!«
    Durch die Schwingtüren polterte Gilles herein. »Was ist hier los?«    
    »Der Bursche da zettelt eine Schlägerei an«, sagte einer aus der Menge.
    »Und Scarlet hat die Screens kaputt gemacht.«
    »Stimmt doch gar nicht, du Idiot!«, schrie Scarlet, auch wenn sie nicht sicher war, wer das gesagt hatte.
    Gilles warf einen Blick auf die Bildschirme, auf die Splitter der zerbrochenen Flaschen und Gläser und funkelte den Straßenkämpfer wütend an. »Du«, sagte er und zeigte mit dem Finger auf den Kämpfer, »verschwindest auf der Stelle aus meinem Wirtshaus.«
    Scarlet protestierte. »Er hat doch überhaupt nichts …«
    »Versuch’s gar nicht erst, Scarlet. Was willst du denn heute noch alles demolieren? Oder legst du es darauf an, einen guten Kunden loszuwerden?«
    Scarlet baute sich hitzig vor ihm auf. »Ich kann die Lieferung auch wieder mitnehmen. Wir werden ja sehen, wie deinen Gästen das vergammelte Gemüse schmeckt, das du ihnen dann vorsetzt.«
    Gilles kam um den Tresen herum und riss Scarlet das Kabel aus der Hand. »Glaubst du wirklich, ihr habt den einzigen guten Bauernhof in Frankreich? Ganz ehrlich, Scar, ich bestelle nur bei euch, weil Michelle mich sonst ohne Ende nerven würde.«
    Scarlet biss die Zähne zusammen. Sie wollte ihn nicht daran erinnern, dass ihre Großmutter nicht mehr da war und er vielleicht sowieso bald bei jemand anderem bestellen musste.
    Gilles wandte sich wieder dem Kämpfer zu. » Raus! hab ich gesagt.«
    Ohne ihn weiter zu beachten, half der Kämpfer Emilie auf die Füße, die immer noch rücklings auf dem Tisch lag. Ihr Gesicht war gerötet und ihr Rock mit Bier getränkt, aber sie blickte ihn verzückt an.
    »Danke«, sagte sie in die unheilvolle Stille hinein.
    Schließlich sah der Kämpfer Gilles an. »Ich gehe ja schon. Aber nicht, ohne zu zahlen.« Er zögerte. »Und ich komme auch für die kaputten Gläser auf.«
    Scarlet traute ihren Ohren nicht. »Was?«
    »Ich will dein Geld nicht!«, schrie Gilles. Das war ein weiterer Schock für Scarlet. Gilles redete immer nur über Geld und klagte über seine Lieferanten, die alles daransetzten, ihn in den Ruin zu treiben. »Verschwinde! Sofort!«
    Der Kämpfer warf Scarlet einen Blick aus seinen hellgrünen Augen zu und kurz spürte sie eine Verbundenheit zwischen ihnen.
    Sie waren beide Ausgestoßene.
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