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Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)

Titel: Die Luna-Chroniken, Band 2: Wie Blut so rot (German Edition)
Autoren: Marissa Meyer
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und Thorne wie aus einem Mund.
    Wolf lächelte immer noch. »Selbst der beste Thaumaturge kann nur zwölf, höchstens fünfzehn Agenten kontrollieren – und auch das nur nach langjähriger Ausbildung. Und du schaffst es beim ersten Versuch, dem Meister einen seiner Männer wegzunehmen? Mit einiger Übung …« Er sah aus, als wollte er lachen. »Ich habe es vorher nicht geglaubt, aber jetzt bezweifele ich nicht mehr, dass Ihre Majestät allen Grund zur Angst vor Euch hat, Prinzessin.«
    Cinder starrte ihn irritiert an. »Nenn mich bloß nie wieder so.«
    »Ich gehe natürlich davon aus, dass Ihr … dass du beabsichtigst, gegen sie zu kämpfen«, fuhr Wolf fort. »Nach deiner Reaktion auf die Ankündigung des Imperators zu urteilen.«
    Cinder schüttelte den Kopf. »Ich habe nicht die leiseste Vorstellung von … Ich weiß überhaupt nicht, wie man ein Land regiert oder was Staatsoberhäupter so alles …«
    »Dafür glauben viele Leute, dass du ihr Einhalt gebieten kannst«, sagte Scarlet. »Meine Großmutter ist dafür gestorben. Ich lasse nicht zu, dass ihr Opfer vergeblich war.«
    »Und ich kann dir helfen«, sagte Wolf. »Du kannst an mir üben.« Er sackte an der Wand hinunter, er hatte keine Kraft mehr zum Sitzen. »Wenn du wirklich Prinzessin Selene bist, dann bist du meine wahre Königin. Dann kannst du auf meine bedingungslose Treue setzen.«
    Cinder schüttelte den Kopf und sprang von der Kiste. »Ich will deine Treue aber gar nicht.«
    Scarlet stemmte die Hände in die Hüften. »Was willst du denn dann?«
    »Ich will … ich brauche Zeit zum Nachdenken. Ich muss überlegen, was ich als Nächstes mache, ohne dass ihr mir alle das Ohr abkaut!« Cinder stürmte auf den Hauptgang zu. Bei jedem zweiten Schritt klackte ihr Metallfuß auf dem Boden.
    Als sie weg war, pfiff Thorne leise. »Ich weiß, Leute. Sie scheint ganz schön …« – er tippte sich an die Stirn – »aber wenn man sie erst mal kennengelernt hat, kann sie richtig charmant sein.«

45
    Sie hatte sich eine Brücke aus Spezialglas bauen lassen, von der sie die Soldaten aus der Vogelperspektive beobachten konnte, ohne von ihnen gesehen zu werden. Wenn sie trainierten, wenn sie kämpften und wenn sie sich langsam mit ihrer Mutation abfanden. Gerade betrachtete sie fasziniert ein neues Rudel, das erst vor einigen Tagen genetisch verändert worden war. Es bestand aus kleinen Jungen, nicht älter als zwölf.
    Sie beobachtete sie mit einer Spur Bewunderung, sie waren noch so klein. Einige hielten sich von der Gruppe fern, so gebannt waren sie von dem Flaum auf ihren Handrücken. Sie tänzelten testend auf ihren umgestalteten Beinen umher, während andere schon miteinander rangelten.
    Um ihren Rang in der Hierarchie zu klären.
    Wie die Tiere, die sie ja auch waren.
    Eben hatten die Thaumaturgen ihre Rekruten zu sich gerufen und stellten sie in verschiedenen Formationen auf. Auch das faszinierte sie immer wieder. Wie einige Thaumaturgen sie mit Gewalt unterwarfen, während andere ihre Schützlinge wie zärtliche Mütter dazu brachten, ihre Macht anzuerkennen.
    Die jüngste Abteilung bereitete ihr zunehmend Freude. Sieben von ihnen hatten sich gehorsam eingereiht, aber eines hielt sich abseits. Es stand geduckt auf allen vieren und knurrte seine Thaumaturgin an, die Lefzen hochgezogen und die Zähne gefletscht wie ein echter Wolf. In seinen goldenen Augen glühten Hass und Widerstand.
    Das war ein Alpha, zweifellos.
    »Eure Majestät.«
    Sie wandte den Kopf, aber ohne das Junge aus den Augen zu lassen. »Sybil.«
    Die Absätze ihrer Obersten Thaumaturgin klapperten auf dem Glasboden. Sie hörte Stoff rascheln, als Sybil sich verneigte.
    Unten in der Höhle umstrich das Junge seine Herrin – ein blondes Mädchen, das in seinem Mantel gespenstisch blass wirkte. Auf ihrem Gesicht lag ein Anflug von Nervosität, ein kaum wahrnehmbarer Zweifel, ob sie im Stande wäre, diesen einen unter Kontrolle zu bekommen.
    »Alle Spezialagenten warten wieder als Schläfer auf weitere Anweisungen. Rund zweihundertsechzig Agenten sind umgekommen.«
    »Irgendwann fallen den Erdbewohnern die Tätowierungen auf, wenn das nicht bereits geschehen ist. Stellen Sie sicher, dass sie sie immer und überall verbergen.«
    »Selbstverständlich, Eure Majestät. Leider muss ich Euch auch die Nachricht vom Tode eines Thaumaturgen überbringen.«
    Levana hob den Kopf. Zu ihrer Überraschung spiegelte sich Sybil nicht im Glas der Brücke. Obwohl sie persönlich dafür
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