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Die Liebesverschwörung

Die Liebesverschwörung

Titel: Die Liebesverschwörung
Autoren: Heinz G. Konsalik
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der Tür. Der Wald, der ihr vorhin so düster und bedrohlich erschienen war, schien sie nun mit offenen Armen aufzunehmen. Die Wipfel nahmen das Rauschen ihres Blutes auf. Die Natur schien Liebe zu atmen. Wie ich, dachte Amélie. Aber jetzt muß ich erst einmal überlegen, wie ich die liebe Wendevogel überliste. Nun, da wird mir schon etwas einfallen.
    Wilhelm war die ganze Angelegenheit sehr peinlich. Ein Gutsherr verlor schließlich schnell sein Gesicht beim Personal. Und er mußte nun die alten Knöbels wecken und etwas von ›Fräulein Ritter‹ murmeln, die ›sich im Wald verlaufen‹ hätte und nun in seiner Jagdhütte warte, daß die Knöbeln sie tröste und der Förster sie nach Hause bringe. So ein Unsinn. Jeder wußte, daß Amélie Ritter sich kaum verlaufen würde, denn sie kannte hier doch Weg und Steg.
    »Die junge Dame erschien mir irgendwie verwirrt«, sagte er deshalb möglichst fest, nachdem er das alte Försterpaar durch lautes Klopfen aus dem Schlaf hochgeschreckt hatte. Förster Knöbel war mit beiden Beinen aus dem Bett gesprungen, als es an die Fensterläden pochte. Er war aus dem Bett gesprungen, hatte sich in sein Zeug geworfen und sich die Taschen voll Patronen gestopft. Dann war er vor die Tür gehumpelt. Daß der Herr Baron draußen stand, war ein blanker Schock. Er hatte geglaubt, einer der beiden Waldaufseher hätte einen Wilderer aufgespürt und brauche Hilfe. Herr v. Pluttkorten pflegte keine nächtlichen Besuche zu machen.
    »Was ist los, Herr Baron?« rief er, »das geht doch wohl nicht mit rechten Dingen zu!?«
    »Wie wahr, lieber Knöbel.« Wilhelm schnaufte laut durch die Nase. »Wenn Sie wüßten, was Sie nicht wissen, dann würden Sie wissen, daß ich nichts weiß.«
    »Ganz meine Ansicht!« Du lieber Himmel, der Herr war verrückt geworden! Knöbel sah ihn verstohlen von der Seite an und hatte eine bessere Idee. Der Herr war besoffen! Natürlich. Der hatte einen gehörigen Schluck über den Durst getrunken. Bevor die Herren nicht 'nen Fünfundvierzigprozentigen hinter die Binde gekippt haben, gehen sie nicht auf die Jagd. Zielwasser.
    »Ich möchte, daß eine Frau sich um die junge Dame kümmert, Knöbel«, sagte Wilhelm, und er erklärte die Lage.
    »Die Frau hat ihr Zipperlein, die kriegen Sie nicht aus dem Bett. Und ich auch nicht«, gab Knöbel bekannt. Er beugte sich vertraulich vor und umgab Wilhelm mit Schwaden von ollem Knösel und Holzgeruch. »Ich würd auch abraten, sie ist dann der reinste Besen«, flüsterte er.
    Wilhelm nickte. »Gut, gehen wir also ohne Ihre Frau.«
    So stapften sie durch den nachtdunklen Wald zur Jagdhütte.
    »Es war nämlich so«, erklärte sein Herr ihm, »ich sitze auf Rotwild. An der Kleewiese. Da kommt ein Achtender, ein kapitaler Verkümmerter. Ich ziele. Drauf, was das Zeug hält! Der Bock schweißt, geht ab in die Hölzer … Da schreit es. Die kleine Ritter springt aus dem Gebüsch und knallt hin. Sah furchtbar aus. Ich bin beinahe von der Kanzel gekippt vor Schreck. Und jetzt behauptet dieses Mädchen, ich hätte auf sie geschossen! Ich hätte sie mit dem Achtender verwechselt! Ich!! Können Sie sich das vorstellen?!«
    Knöbel schüttelte den Kopf. Möglich ist alles, dachte er heimlich. »Wie geht's denn weiter?« fragte er deshalb diplomatisch.
    »Jetzt ist sie da drin. Sie hat natürlich Angst, mit mir allein zu sein«, rückte er die Dinge wieder ins rechte Lot, die ihm vorhin so völlig aus der Kontrolle geraten waren. »Ich möchte, daß Sie Fräulein Ritter an die Hand nehmen und zu Hause abliefern. Seien Sie aber recht freundlich, damit wir nicht noch Scherereien kriegen. Klar?«
    »Zu Befehl«, sagte Knöbel.
    Als sie in die schwach erleuchtete Hütte traten, war sie leer. Knöbel dachte sofort, daß seine Ahnung vom Fünfundvierzigprozentigen ihn wohl nicht getrogen hatte. Aber dann roch er auch das Parfüm. Deutlich übertönte es den Wildgeruch, den gemütlichen deftigen Männermief.
    Wilhelm schnupperte ebenfalls. »Weg«, sagte er bloß und wirkte nicht sehr intelligent. »Was ist das, kennen Sie den Geruch, Knöbel?«
    Knöbel nahm schicklich den Gamsbarthut ab. »Nee, versteh ich gar nichts von. Ein Bekannter von meinem Sohn in Braunschweig, der nimmt Juchten …«
    »Hören Sie auf, Mann, da wird einem ja übel«, schrie Wilhelm und steigerte sich so richtig schön in Wut und Enttäuschung hinein.
    »Sie ist ausgerissen«, brüllte er. »Und die Flasche Steinhäger hat sie da rübergestellt aufs Regal. Ganz
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