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Die Liebe Und Wie Sich Leidenschaft Erklaert

Die Liebe Und Wie Sich Leidenschaft Erklaert

Titel: Die Liebe Und Wie Sich Leidenschaft Erklaert
Autoren: Bas Kast
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die Frau hätte es auf sie abgesehen. Gerade mal 29 Sekunden waren vergangen, schon drückten die ersten Männer den Knopf.
    Nach 36 Sekunden folgte ein zweiter kurzer Blick, und weitere elf Prozent kamen begeistert zum Schluss: Diese Frau will mich.
    Der Blick war stets das entscheidende Signal, das die Männer von Esthers Absichten überzeugte. Sah sie in der 48 . Sekunde abermals herüber, kam es zur dritten Druckwelle. Einige Männer reagierten allerdings nicht nur auf Esthers Blick, sondern auch auf ein anderes Flirtsignal, nämlich das Schrägstellen ihres Kopfes.
    In der 77 . Sekunde folgte der vierte Blick. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Hälfte der Männer den Knopf gedrückt, die andere Hälfte war immer noch unschlüssig, was diese Frau genau von ihnen wollte. Gegen Ende der zweiten Minute jedoch wuchs die Zahl derjenigen, die von Esthers Wünschen überzeugt waren, auf 71 Prozent. Nach und nach kamen auch die restlichen Männer nun zur Einsicht, wobei ein letzter Zauderer bis zur fünften Minuten brauchte, bis auch ihm endlich ein Licht aufging.
    Fazit: Es gibt Männer, die benötigen nur einen einzigen Blick einer Frau, um zu glauben, sie habe Absichten. Die meisten verlangen dafür immerhin mehrere Aufforderungen. Was, fragte sich die Psychologin Tramitz, ist der Unterschied zwischen diesen Frühstartern und Spätzündern?
    Um etwas mehr über ihre Versuchspersonen zu erfahren, ließ die Forscherin die Männer einen Fragebogen ausfüllen, der sie unter anderem danach abklopfte, wie oft sie ausgingen, wie sie sich selbst im Umgang mit Frauen einschätzten, ob sie eine Freundin hatten und für wie attraktiv sie Esther hielten. Nur eine Eigenschaft, fand die Psychologin heraus, hing damit zusammen, wie locker der Daumen am Hebel saß, und zwar die Schüchternheit im Umgang mit Frauen. »Männer, die bereits nach dem ersten zugeworfenen Blick ein eindeutiges Interesse vermuteten, bezeichneten sich im Fragebogen als verhältnismäßig ungehemmt gegenüber Frauen«, berichtet Tramitz wenig überraschend.
    Macho oder Pantoffelheld – für alle Männer gilt eins gleichermaßen: Sobald sich bei ihnen erst mal die Meinung gefestigt hat, eine Frau habe es auf sie abgesehen, lassen sie sich von dieser Überzeugung kaum mehr abbringen. So wanderte der Griff im Laufe der Flirtsequenz von der Nullstellung aus beständig in den oberen Bereich. »Ein Theologiestudent«, so die Forscherin, »warf den Hebel sogar fast vom Hocker.«
    Ablehnende Signale, sagt die Psychologin, müssen ab einem gewissen Punkt ziemlich deutlich werden, damit der Mann sie in seinem erhitzten Zustand überhaupt noch zur Kenntnis nimmt, genauer: Die »Zurückweisung wird zwar erkannt, jedoch von Mal zu Mal weniger ernst genommen«. Sogar als Esther den Männern den Rücken kehrte, änderte das nichts mehr an dem einmal gefassten Glauben: Diese Frau ist einfach scharf auf mich. [46]

Eine Marionette namens Mann
    Dass sich Männer nicht nur im Labor, sondern auch im wirklichen Leben von den einladenden Signalen der Frau leiten lassen, belegt kein Feldversuch so klar wie der von Monica Moore. Ganz in den Fußstapfen ihrer Vorgänger Givens und Perper verbrachte auch die Flirtforscherin von der Webster University in St. Louis, Missouri, Hunderte von Stunden in Bars, und das alles nur im Dienste der Wissenschaft.
    Moore und ihre Mitarbeiter waren irgendwann so geübt im Lesen weiblicher Flirtsignale, dass sie allein anhand der Körpersprache einer Frau vorhersagen konnten, ob sich ihr ein Mann nähern würde oder nicht. Diese Prognosen gelangen dem Forscherteam am Ende mit 90 -prozentiger Sicherheit.
    Als besonders schwer erwies sich das allerdings nicht. Überraschenderweise hatte das Aussehen der Frau damit nur wenig zu tun. Besonders schöne Frauen wurden nicht etwa, wie man annehmen könnte, besonders oft angesprochen.
    Ausschlaggebend war schlicht die Anzahl der Flirtsignale, die von der Frau ausgingen – ein Blick, ein Lächeln, ein Schrägstellen
des Kopfes oder ein »hair flip«, bei dem die Frau sich mit der Hand durchs Haar geht und den Kopf nach hinten wirft. Die Flirtformel, mit der die Forscher zu ihren zuverlässlichen Vorhersagen kamen, war somit denkbar einfach: Je mehr solcher Signale, umso wahrscheinlich war es, dass ein Mann anbiss.
    Einmal mehr demonstriert das: In der ersten Flirtphase kann die Frau das Verhalten des Mannes fast vollkommen kontrollieren. Mit ihren Zeichen lässt er sich steuern wie eine Marionette. [47]

Stufe 2
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