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Die Liebe Und Wie Sich Leidenschaft Erklaert

Die Liebe Und Wie Sich Leidenschaft Erklaert

Titel: Die Liebe Und Wie Sich Leidenschaft Erklaert
Autoren: Bas Kast
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Er ergreift die Initiative, auch heute noch, da hat sich, Emanzipation hin oder her, wenig geändert. Männer schwirren doch um das weibliche Geschlecht wie die Motten ums Licht. Frauen müssen nur darauf warten, wer die Landung wagt.« So, meinen Sie.
    Das ist das bekannte Klischee. Es hält sich zwar hartnäckig, ist aber trotzdem falsch. Nicht zuletzt die Männer selbst glauben gern, dass sie es sind, die mit ihrem Willen und Wagemut bestimmen, wann sie eine Frau ansprechen. Doch wenn es ein Gesetz gibt, auf das die Verführungsforscher bei ihren Feldversuchen immer wieder gestoßen sind, dann ist es dieses: Beim Flirten führt die Frau.
    Die Psychologin Debra Walsh und ihr Kollege Jay Hewitt lieferten dafür einen ersten experimentellen Beleg. In einer Untersuchung mit dem Titel Giving men the come-on gingen die Wissenschaftler dem Mut der Männer auf den Grund. Sie ließen – immer zwischen acht und neun Uhr abends – eine attraktive Dame, den Lockvogel, in einer Cocktail-Lounge an einem Tisch Platz nehmen und beobachteten, was dann passierte.
    Es gab mehrere Varianten, darunter eine »besonders auffordernde«, eine »auffordernde« und eine »spröde«. In der besonders auffordernden Variante sollte die Frau ein bestimmtes Opfer in der Bar wiederholt ansehen, Augenkontakt mit ihm herstellen und lächeln. Das Gleiche galt für die auffordernde Version, nur
ohne das Lächeln. In der spröden Bedingung sollte die Frau ihre Versuchskaninchen gar nicht ansehen.
    Das Resultat war eindeutig: 60 Prozent der Männer, die besonders aufgefordert wurden, trauten sich an den Tisch. Sah der Lockvogel zwar wiederholt zu ihnen hinüber, jedoch ohne ein Lächeln auf den Lippen, sank diese Zahl auf 20 Prozent. Und wie viele Männer hatten die Courage, sich der Frau zu nähern, wenn sie vorher nicht einen Blick von ihr bekommen hatten? Richtig: kein einziger. [45]

Was Blicke bewirken
    Noch genauer wollte es die Psychologin Christiane Tramitz von der Forschungsstelle für Humanethologie der Max-Planck-Gesellschaft in Andechs wissen. Um unter kontrollierten Standardbedingungen messen zu können, wie Männer auf die Blicke einer Frau reagieren, brachte sie die Bar ins Labor, zumindest als Simulation.
    Lockvogel war eine schöne Schauspielerin namens Esther. Zusammen mit Esther und einem Kameramann begab sich die Psychologin in ein Münchner In-Lokal. Dort setzte sich Esther an die Theke, und der Kameramann filmte die Schauspielerin, die von der Forscherin zuvor ein intensives Flirttraining und detaillierte Anweisungen für den Dreh bekommen hatte. Beispielsweise sollte sie sich zu einem festgelegten Zeitpunkt zur Kamera wenden und mit ihr flirten, als sei die Kamera ein Mann.
    Mit diesen Aufnahmen kehrte die Psychologin zurück ins Institut, und der Versuch konnte beginnen. Die Forscherin führte einer Gruppe von männlichen Probanden den Film vor.
    Die Aufgabe der Männer bestand darin, mit einem Hebel – ähnlich dem Schubhebel in einem Cockpit – Esthers Aufforderungen zu bewerten. Je mehr sie meinten, Esther würde mit ihnen flirten, desto heftiger sollten sie den Hebel nach vorne drücken. Seitlich am Hebel befand sich noch ein Knopf. Diesen sollten die Männer erst dann betätigen, wenn sie sich absolut sicher waren, Esther sei an einem Kontakt mit ihnen interessiert.
    Bereits ein erster Blick von Esther reichte aus, um acht Prozent der Männer davon zu überzeugen, die Unbekannte sei an ihnen interessiert. 29 Sekunden nach Filmbeginn drückten sie den Knopf.

Ein zweiter kurzer Blick genügte, und weitere elf Prozent der Männer meinten: Diese Frau ist scharf auf mich. Inzwischen waren 36 Sekunden vergangen.
    Offenbar ließen sich die Männer in erster Linie von dem Signal »Blick« leiten: Die dritte »Druckwelle« erfolgte nach einem weiteren Blick in der 48 . Sekunde. Einige Männer reagierten aber auch auf ein anderes, subtileres Flirtsignal, nämlich das Schrägstellen des Kopfes.

Nach dem vierten Blick, in der 77 . Sekunde, war sich die Hälfte der Männer darüber einig, dass bei der Unbekannten Interesse vorliege.
    Gegen Ende der zweiten Minute, abermals nach einem Blick, waren 71 Prozent der Männer von Esthers Absichten überzeugt. Die restlichen Männer reagierten irgendwann während der folgenden zwei Minuten, wobei ein letzter Zauderer bis zur fünften Minute wartete.
    Esther fand sofort regen Zuspruch. Bereits ein erster, schüchterner Blick reichte aus, um acht Prozent der Männer davon zu überzeugen,
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