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Die letzte Walstatt - Covenant 03

Die letzte Walstatt - Covenant 03

Titel: Die letzte Walstatt - Covenant 03
Autoren: Stephen R. Donaldson
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ureigensten Treue. Nein, es war bereits eine zu große Tollkühnheit, daß ich ein einziges Mal zu dir gesprochen habe. Aber ich habe in keiner anderen Beziehung eingegriffen.«
    Die Vorstellung, daß es ihm vollkommen freigestanden hatte, das Land in den Untergang zu stürzen, mißbehagte Covenant. Er war so nahe dran gewesen, es zu tun! Für eine Weile sann er still bei sich, lotete das Risiko aus, das der Schöpfer eingegangen war. »Was hat dich zu der Erwartung veranlaßt«, erkundigte er sich dann, »ich werde nicht einfach zusammenklappen ... einfach aufgeben und verzweifeln?«
    Die Stimme antwortete unverzüglich. »Verzweiflung ist ein Gefühl wie jedes andere. Es ist die Gewohnheit des Verzweifelns, die zum Verhängnis führt, nicht die Verzweiflung als solche. Du warst ein Mensch, der sich mit Gewohnheiten und Verzweiflung bereits zur Genüge auskannte – mit dem Gesetz, das sowohl rettet und verdammt. Die Kenntnis deiner Krankheit hat dich weise gemacht.«
    Weise, sagte sich Covenant. Weisheit. Er konnte nicht begreifen, warum sein unvernünftiges Herz noch weiterschlug.
    »Überdies warst du auf diese Weise selbst ein Schöpfer. Du hattest bereits nachgeschaut, inwiefern ein Schöpfer dazu unfähig sein kann, seiner Schöpfung Heil zu bringen. Oftmals ist's diese Unfähigkeit, die seine Schöpfung das Verzweifeln lehrt.«
    »Und was ist mit dem Schöpfer? Warum verzweifelt er nicht?«
    »Warum sollte er? Wird die Bürde der Welt, die seine Schöpfung ist, ihm zu groß, so kann er eine andere erschaffen. Nein, Thomas Covenant.« Die Stimme lachte leise und traurig. »Gottheiten und Schöpfer sind zu machtvoll und zugleich zu machtlos, um zu verzweifeln.«
    Ja, sagte sich Covenant. Aber dann fügte er – fast schon gewohnheitsmäßig – hinzu: So einfach ist das alles nicht. Er wünschte, die Stimme verschwände, ließe ihn in seinem Vergessen allein. Doch obwohl Stille herrschte, wußte er, sie hatte ihn nicht verlassen. Er trieb für eine Weile neben ihr dahin, bevor er sich zu einer Frage aufraffte. »Was möchtest du?«
    »Thomas Covenant ...« Die Stimme klang sanft. »Mein unwilliger Sohn, ich möchte dir ein Geschenk machen – ein Zeichen meiner Dankbarkeit geben, für die's mir an Worten mangelt. Deine Welt nimmt ihren Lauf, so wie meine, nach bestimmten Gesetzen. Und nach allen Arten von Gesetzen stehe ich in deiner Schuld. Du hast meine Erde am Rande des Zerfalls gerettet. Ich könnte dir vielmals Dutzende von Geschenken machen und meine Schuld doch nicht begleichen.«
    »Ein Geschenk?« seufzte Covenant. Nein. Er konnte sich nicht erniedrigen, indem er den Schöpfer um die Heilung von der Leprose bat. Er wollte das Angebot gerade ablehnen, da befiel ihn plötzlich Erregung. »Rette den Riesen!« sagte er. »Rette Schaumfolger!«
    »Nein, Thomas Covenant«, erwiderte die Stimme mit unnachgiebigem Bedauern. »Das kann ich nicht. Habe ich dir nicht gesagt, ich müßte den Bogen der Zeit zerbrechen, streckte ich meine Hand hindurch, um sie auf die Erde zu legen? Ganz gleich, wie groß meine Dankbarkeit ist, ich kann im Lande, auf dieser Erde, für dich nichts tun. Wäre das mir gegeben, ich hätte meinem Widersacher niemals gestattet, so viel Unheil anzurichten.«
    Covenant nickte; er erkannte die Gültigkeit der Antwort. »Dann gibt es nichts«, meinte er nach einem Zeitraum von Leere, »was du für mich tun kannst. Ich habe Lord Foul ins Gesicht gesagt, daß ich an ihm zweifle. Ich zweifle auch an dir. Ich hatte die Chance einer wahnsinnig wichtigen Wahl. Das reicht. Ich brauche keine Geschenke. Geschenke sind zu einfach ... ich kann mir so was nicht leisten.«
    »Ach, aber du hast's verdient, daß ...«
    »Ich habe gar nichts verdient.« Schwacher Ärger regte sich in ihm. »Du hast mir keine Gelegenheit gelassen, mir irgend etwas zu verdienen . Du hast mich ohne meine Einwilligung oder Duldung ins Land versetzt – sogar ohne mein Wissen. Alles, was ich wußte, war der Unterschied zwischen Gesundheit und – Krankheit. Na, mir hat's gereicht. Aber darin liegt kein besonderes Verdienst.«
    »Verurteile die Schöpfer der Welten nicht übereilt«, wandte die Stimme mit gedämpfter Bedächtigkeit ein. »Wirst du jemals eine Geschichte schreiben können, für die keine ihrer Gestalten Vorwürfe gegen dich erheben könnte?«
    »Ich will's versuchen«, antwortete Covenant. »Ich werd's versuchen.«
    »Ja«, sagte die Stimme leise. »Vielleicht ist's für dich genug. Doch um meiner selbst willen
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