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Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm

Titel: Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm
Autoren: Anthony Mark
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er, wie Max ihn musterte. Max hatte den Kopf schief gelegt, sagte aber kein Wort und drehte sich schließlich um, um ein kleines Faß wegzuräumen.
    Unwillkürlich blickte Travis nach unten auf die Wildlederstiefel, die aus seinen Jeans ragten, die Stiefel, die Lady Aryn für ihn hatte machen lassen. Sie waren eines seiner wenigen Erinnerungsstücke an Eldh, genau wie der geschnitzte Knochen – die Rune der Hoffnung –, den er um den Hals trug, und die halbe Silbermünze, die Bruder Cy ihm gegeben und die ihn zurück zur Erde gebracht hatte und die er immer in der linken Hosentasche trug.
    Er schloß die Augen und sah hohe Zinnen über von Mauern eingesäumten Feldern. Manchmal brannte er darauf, jemandem zu erzählen, wo er wirklich in diesen zwei Monaten gewesen war. Aber wie konnte er? Die einzige Person in Castle City, die ihm geglaubt hätte, war tot.
    Ich vermisse dich, Jack.
    Er öffnete die Augen und machte sich daran, ein Tablett Gläser zu spülen.
    Aus dem Fernsehgerät über der Bar dröhnte eine Werbung, der lauter gestellte Ton übertönte das Gemurmel der Unterhaltungen. Automatisch blickte Travis nach oben. Es war schwer zu sagen, für was genau geworben wurde. Szenen blitzten vorbei, zeigten fröhlich lächelnde Menschen bei verschiedenen Aktivitäten – sie fuhren Boot auf einem See, spazierten, kochten das Abendessen. In jeder Szene hing eine Mondsichel am Himmel oder hinter einem Fenster und warf einen silbrigen Glanz auf das, was diese ach-so-glücklichen Menschen gerade taten.
    Das Bild wurde schwarz, ein Firmenlogo erschien: eine Mondsichel, die zu einem stilisierten großen D wurde.
    »Duratek«, sagte eine männliche Stimme in beruhigendem Tonfall. »Welten voller Möglichkeiten, ganz in ihrer Nähe.«
    Travis runzelte die Stirn. Was sollte das denn heißen?
    Max kam aus dem Hinterzimmer, das als Lagerraum diente, und Travis zeigte auf den Fernseher.
    »Würdest du das Ding bitte ausmachen? Stell lieber das Radio an.«
    Max schaltete den Fernseher mit der Fernbedienung aus und das alte AM-Radio an. Eine Sekunde später klingelte das Telefon, und Max stürzte sich darauf, bevor Travis auch nur eine Bewegung machen konnte.
    »Der Mine Shaft«, sagte Max. Er verstummte, dann schenkte er Travis ein selbstzufriedenes kleines Lächeln. »Nein, aber ich bin der Mitbesitzer, also kann ich Ihnen bestimmt helfen …« Er drehte sich um und sprach weiter.
    Travis stöhnte. Jetzt, wo Max sein Partner war, würde er unausstehlich sein.
    Er beugte sich wieder über seine Arbeit. Aus dem Radio kam Musik. Das Lied spielte auf allen Kanälen; ein Balsam für Ohren, die keinen düsteren Alternativ-Rock mehr hören konnten. Die nahtlose Mischung aus Altem und Neuem ließ Travis lächeln. Vielleicht kamen ja doch zwei verschiedene Jahrhunderte zusammen. Wie zwei verschiedene Welten.
    Seine Nackenhärchen stellten sich auf. Instinktiv sah er hoch.
    Sie betrachtete ihn aus rauchgrünen Augen, die über hohen Wangenknochen funkelten. Er stellte das Glas in seiner Hand ab, und die Frau auf dem Barhocker lächelte. Sie hatte kurzgeschnittenes Haar, das zugleich dunkel und wild war, und trug eine schwarze Lederjacke, Jeans und Motorradstiefel. Er konnte noch gerade eben den Rand einer Tätowierung ausmachen, die sich um ihr Schlüsselbein schlang – eine Schlange, die sich zu einer Acht verkrümmte und ihren Schwanz verschlang.
    »Deirdre? Deirdre Falling Hawk?«
    »Mein sanfter Krieger«, sagte sie.
    Dann lehnte sie sich über die Bartheke und küßte ihn, lähmte ihn wie einen Hirsch, der im grellen Strahl der Taschenlampe eines Jägers gefangen ist.

4
    Travis hatte sie drei Jahre zuvor kennengelernt.
    Es war in den letzten Junitagen gewesen, als das hektische Summen soeben geborener Insekten zu einem gemütlicheren Brummen geworden war und jeden Nachmittag Wolken über den quarzblauen Himmel trieben und das Tal mit Donner erfüllten. Sie kam eines Abends durch den Eingang des Saloons und brachte das leise Klirren eines kupfernen Windspiels mit. Ihr Haar war damals lang gewesen, wie eine Welle mitternächtlichen Wassers, aber sie hatte dieselbe Lederjacke getragen und dieselben Motorradstiefel, und auf der Schulter ruhte derselbe Holzkasten.
    Sie sagte, sie hieße Deirdre Falling Hawk und sei Bardin.
    Im vergangenen Monat hatte sie bei dem großen Mittelalter-Festival ein paar Meilen den Highway runter gearbeitet. Jetzt, da das Festival geschlossen war, war sie in der Hoffnung, Arbeit zu finden, nach
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