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Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm

Titel: Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm
Autoren: Anthony Mark
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stehen. Was?
    Max kratzte sich am Kopf. »Meinen Sie Jack Graystone?«
    Travis wollte etwas sagen, aber als er einatmete, drohte ihm die Luft die Lungen zu verbrennen. Er sah, wie einige der Umstehenden schweißfeuchte Wangen abtupften und durchnäßte Hemden von der klebrigen Haut zogen.
    »Ich fürchte, Jack ist vergangenen Herbst gestorben«, sagte Max.
    »Wie?« Die Stimme des Mannes war Flüstern und Kreischen zugleich. »Wie ist er gestorben? Sag es mir!«
    »Es war ein Feuer. Im Antiquitätenladen.«
    Der Mann kniff die Augen zu, sein Ausdruck war zugleich verzückt und gepeinigt. »Ah ja. Feuer. Am Ende wird uns alle das Feuer verzehren …«
    Er öffnete die Augen, und erst in diesem Augenblick sah Travis, daß den Augen des Mannes das Weiße fehlte. Die Augen waren schwarz – völlig und vollständig schwarz, wie zwei harte Kugeln aus Onyx.
    Jemand stieß gegen Travis’ Schulter. Die Leute drängten gegeneinander. Ein paar versuchten, den Saloon zu verlassen. »Hören Sie zu, Mister«, sagte Max in beschwichtigendem Tonfall. »Ich möchte, daß Sie sich umdrehen und …«
    »Du da!«
    Der Ruf des Mannes war wie ein Pistolenschuß. Leute spritzten auseinander, dann strömten sie dem Ausgang entgegen. Genau vor Travis bildete sich ein Knoten, er wurde zurückgedrängt. Dann löste sich der Knoten von selbst, und er hatte wieder freie Sicht. Der Mann zeigte mit einem anklagenden Finger auf ihn, die unerklärlich schwarzen Augen fixierten ihn.
    »Du bist derjenige, der mich an diesen Ort gelockt hat. Du bist Jakabars Erbe!«
    Travis ballte die rechte Hand zur Faust, sie brannte, als hätte er in eine Handvoll heißes Blei gepackt. Der Mann taumelte auf ihn zu, eine Marionette, die von einem betrunkenen Puppenspieler kontrolliert wurde.
    Max versuchte den Mann zu packen. »Hey, bleiben Sie von …«
    Ein Zischen ertönte, gefolgt vom Gestank verbrannten Fleisches. Max heulte auf und riß die Hand zurück. Er packte sein Handgelenk, das Gesicht eine verzerrte Maske des Schmerzes.
    Die letzten noch Zögernden rannten vorbei – der Saloon war nun fast menschenleer –, und der Mann in Schwarz stand weniger als eine Armeslänge von Travis entfernt. Ein graues Wölkchen entstieg seiner Kutte und rollte sich in der Luft zusammen. Es handelte sich um Rauch. Die Kutte glimmte.
    »Travis«, sagte eine leise Stimme hinter ihm. »Travis, geh einen Schritt zurück.«
    Deirdre. Er konnte sie aus dem Augenwinkel sehen. Er wollte ihr gehorchen, aber der schwarze Blick des Mannes traf ihn und fesselte ihn an Ort und Stelle.
    »Der Schlüssel«, sagte der Mann.
    Travis schüttelte den Kopf. Das Gehirn kochte ihm im Schädel. »Ich … ich verstehe nicht.«
    Ein Ausdruck von Frieden senkte sich über das zerklüftete Gesicht des Mannes. »Ja, du bist es, dem ich den Schlüssel geben muß.«
    »Jetzt, Travis«, sagte Deirdre. »Tritt zurück.«
    Max ließ sich gegen eine Wand fallen; er hielt sich noch immer mit schmerzverzerrtem Gesicht das Gelenk.
    Bewegung war unmöglich. Die Hitze schweißte Travis an Ort und Stelle fest, schmolz Knochen und Muskeln zusammen. Irgendwie gelang es ihm, seinen Mund in Bewegung zu setzen. »Wer … Wer sind Sie?«
    Der Mann verzog die Lippen zu einem Lächeln, das so scharf wie eine Messerwunde war, und streckte die Hand aus. Aus dem dunklen Stoff seines Ärmels stieg Rauch auf.
    »Sei auf der Hut – es wird dich verzehren.«
    »Travis!«
    Deirdres Schrei ließ die fatale Hitze zerbrechen. Travis warf sich zurück und stieß gegen einen Tisch. Der Mann in Schwarz krümmte sich zusammen. Er hob die Arme, warf den Kopf zurück und kreischte.
    »Kelephon! Jakabar! Helft mir!«
    Dann schossen Stichflammen aus dem Mann in Schwarz hervor.

6
    Das Sonnenlicht schlich sich ins Tal, als Deputy Jacine Fidelia Windom vom Büro des Sheriffs von Castle County den Wagen des Leichenbeschauers den südlich vom Friedhof Castle Heights befindlichen Hügel hinaufsteuerte.
    Die Sonne hatte gerade den östlichen Felsrand des Signal Ridge überwunden, aber der Himmel war schon seit Stunden blau – ein Streich, den die Berge stets der Morgendämmerung spielten. Jace kurbelte das Fenster des Kombis herunter, und trockener Wind drängte in das Fahrzeuginnere. Der Morgen war bereits heiß. Am Mittag würde Gluthitze herrschen. Das bereitete Deputy Windom Sorgen.
    Nicht, daß die Hitze sie gestört hätte. Trotz des drückenden Wetters hatte Jace ihre aufgebügelten Khakihosen, Hemd und Krawatte nicht gegen
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