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Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige

Titel: Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige
Autoren: Anthony Mark
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Fackel. Dort saß kein unbedeutender König.
    Boreas saß auf einem hölzernen Stuhl auf dem Podium. Der Stuhl war vergoldet, und seine Füße waren zu Löwentatzen geschnitzt. Der König selbst war muskulös, ohne massig zu sein. Seine enganliegende Kleidung war schwarz und wies silberne Stickereien auf. Sein kurzer Bart glänzte vor Öl, und seine Augen, die eher stahl- als himmelblau waren, blitzten ärgerlich. Ein älterer Mann mit ordentlichem grauen Bart stand schräg hinter dem Thron, am Fuß des Podiums hatten mehrere Wächter Stellung bezogen. Sie führten eine Unmenge riesiger, schwarzer Hunde, von denen jeder so aussah, als könnte er Travis’ ganzen Kopf problemlos ins Maul stopfen. Und das auch nur zu gern getan hätte.
    Boreas musterte die vier Reisenden, die sich dem Podium näherten. Seine Stimme hallte wie Donner durch den Saal.
    »Falken Schwarzhand. Dies müssen in der Tat finstere Zeiten sein, wenn Ihr vor meinem Tor erscheint.«
    »Ich grüße Euch, Euer Majestät.« Falkens klangvolle Stimme füllte den Saal. »Es freut mich zu sehen, daß es Euch gutgeht.«
    »Nicht, daß ich das Euch verdanken würde. Aber täuscht kein Interesse an meiner Gesundheit vor. Sagt mir, was führt Euch nach Calavere? Ich hatte gehofft, den Grimmigen Barden los zu sein.«
    Falken lachte. »Ihr wißt ganz genau, warum ich hier bin, Euer Majestät. Ich bin gekommen, um vor dem Rat zu sprechen.«
    Boreas schnaubte. »Den Rat mit unglaubwürdigen Geschichten beeindrucken, wollt Ihr wohl sagen.«
    »Jawohl, Euer Majestät, und als Barde weiß ich, daß Geschichten manchmal wahr werden.«
    Der König schien von dieser Bemerkung nicht beeindruckt zu sein. »Versucht nicht, mich mit Euren Rätseln zu verwirren, Falken. Wenn Lady Melia Euch nicht begleiten würde, hätten meine Ritter Euch längst zurück zur Dunkelweinbrücke geleitet.«
    Melia machte einen makellosen Hofknicks. »Euer Majestät, wie ich sehe, ist Euer Benehmen so tadellos wie immer.«
    Der König zuckte zusammen, und Travis mußte sich auf die Zunge beißen, um ein Lachen zu unterdrücken. Er hatte das Gefühl, daß Boreas Leute schon aus geringerem Anlaß seinen Hunden zum Fraß vorgeworfen hatte.
    Boreas richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Barden. »Ich habe für so was keine Zeit. Verratet mir, warum ich Euch nicht einfach wegschicken soll, Falken – ob Lady Melia bei Euch ist oder nicht.«
    Falken trat noch einen Schritt auf das Podium zu. »Wir haben eine lange, beschwerliche Reise hinter uns, Euer Majestät, und wir bitten unterwürfig um Eure Gastfreundschaft.«
    Boreas grunzte, aber er verwarf Falkens Bitte nicht umgehend. Travis wußte von Beltan, daß selbst ein König sich an die Regeln der Gastfreundschaft halten mußte.
    »Außerdem«, fuhr Falken fort, »werden wir von jemandem begleitet, den Ihr sicherlich gern wiederseht.«
    Travis runzelte die Stirn. Wen meinte Falken denn damit? Noch während er darüber nachgrübelte, trat Beltan vor und schlug die Kapuze zurück.
    »Hallo, Onkel.«
    Travis starrte den großgewachsenen Ritter ungläubig an. Onkel?
    Boreas setzte sich auf. Wieder funkelten seine Augen, doch diesmal nicht verärgert, sondern hocherfreut.
    »Bei Vathris! Beltan!«
    Der König sprang auf, hechtete von dem Podium herab und umarmte den Ritter. Travis vermutete, daß die Kraft dieser Umarmung ihn zerquetscht hätte. Aber Beltan, der zwar auch nicht so kräftig, jedoch größer als der König war, erwiderte die Umarmung mit gleicher Stärke.
    Travis bemühte sich zu verstehen, was gerade passiert war. Wie konnte Beltan ein Adliger sein? Er war doch nur … Beltan. Aber das stimmte nicht, oder? Jetzt, wo sie nebeneinander standen, konnte Travis die Familienähnlichkeit sehen. Ihre Gesichter hatten beide die gleiche kräftige Nase, die gleichen harten und leicht bedrohlichen Züge. Travis’ Herz schlug für seinen Freund, nur um sofort wieder schwer zu werden. Wer war er denn schon, daß er mit Hoheiten befreundet sein könnte?
    Boreas trat einen Schritt von dem blonden Ritter zurück. »Also, es macht dir wohl zu viel Mühe, deinem Onkel von Zeit zu Zeit einen Besuch abzustatten, was, Beltan? Wieviel Jahre ist es her, daß du zuletzt hiergewesen bist? Zwei? Drei? Auf jeden Fall zu lang.« Er warf dem Barden einen unwilligen Blick zu. »Und was hast du in der Gesellschaft dieses Schurken zu suchen? Ich hätte nicht gedacht, daß du dich mit Leuten vom Schlage Falken Schwarzhands abgibst.« Er legte eine Hand an die
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