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Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor

Titel: Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor
Autoren: Anthony Mark
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Mundwinkel nicht dauerhaft nach unten gezeigt hätten. Neben Eminda saß König Persard von Perridon. Er war mit Abstand der älteste der Hoheiten – dünn und gebrechlich, mit nur wenigen Haaren auf seinem Schädel –, aber seine Augen blickten klar und durchtrieben. Als er Graces Blick bemerkte, zwinkerte er ihr zu, grinste und machte eine Handbewegung, die nur eine unanständige Bedeutung haben konnte. Grace sah schnell weg.
    Aryn und Alerain saßen an den Seiten König Boreas', der gelangweilt und unruhig wirkte und ganze Pokale leerte, wo andere nur nippten. Es folgte Ivalaine. Die tolorianische Königin schaute in majestätischem Schweigen in den Saal. Ihre Augen glitzerten wie geheimnisvolle Juwelen. Zu guter Letzt kam – zwischen Ivalaine und König Kylar – König Lysandir von Brelegond. Zumindest nahm Grace an, daß er das unter all dem Gold und Purpur war. Der König mit dem schütteren Haar war unter seinem übertriebenen Gewand nur mühsam zu erkennen, aber man konnte ohne Probleme die ständigen Befehle an die Diener hören, die er mit seiner ungeduldigen, nasalen Stimme rief. Grace reihte Lysandir ganz unten auf der Liste der Könige und Königinnen ein. Diejenigen, die am wichtigsten taten, waren es fast nie.
    Diener kamen mit dampfenden Essenplatten an den Tisch. Und wie auch schon beim letzten Festmahl kamen auch die zwei Runensprecher dazu. Sie fingen an beiden Enden des Tisches gleichzeitig an, die Rune der Bekömmlichkeit über jeden Teller zu sprechen. Sie hatten die Mitte der Tafel erreicht, als ein schriller Schrei die Unterhaltung übertönte.
    »Bleib mir mit deiner schmutzigen Magie vom Leib!«
    Die an der Hohen Tafel sitzenden Herrscher drehten sich wie ein Mann um und starrten Eminda von Eredane an, die aufgesprungen war. Der junge Runensprecher vor ihr warf Boreas einen verwirrten Blick zu. Der König von Calavan blickte finster zurück, dann schnippte er mit den Fingern und bedeutete ihm, weiterzumachen, was dieser auch sofort tat. Eminda schien die Sache nun peinlich zu sein, und ihre Wangen glühten rot, als sie sich wieder setzte. Logren kam von seinem Platz an einem der Tische unten im Saal zu seiner Königin. Er sprach kurz mit ihr, dann wandte er sich an König Boreas.
    »Meine Königin bittet Euch um Vergebung, Euer Majestät. Sie ist von ihrer Reise erschöpft und die Gebräuche auf Eurem Schloß nicht gewohnt. Runensprecher sind heutzutage nicht … üblich in Eredane.«
    Boreas grunzte. »Natürlich. Ihre Majestät soll sich keine Sorgen machen. Und sie hat mein Wort, daß meine Runensprecher sie nicht wieder belästigen werden.«
    Logren verbeugte sich und kehrte an seinen Platz zurück, und das Essen ging weiter. Grace und Kylar sprachen wenig, aber sie lächelten viel, und es war überhaupt nicht unangenehm, bis Kylar unten in seinem Pudding ein Insekt fand.
    »Bitte m-m-macht Euch deswegen keine Sorgen, Mylady. Das p-p-pa … kommt öfters vor.«
    Er lächelte, als wäre Pech völlig in Ordnung, weil man sich daran gewöhnt hatte. Grace erwiderte das Lächeln, obwohl ihr nicht danach war, und rührte in ihrem eigenen Pudding. Sie hoffte beinahe, auch einen Käfer darin zu finden, aber dem war nicht so.
    Nach dem Essen gab es wieder Tanz und Musik. Jedoch hatte Lord Logren Königin Eminda aus dem Großen Saal geführt, und König Sorrin war schon während der Mahlzeit irgendwann verschwunden. König Persard verabschiedete sich ebenfalls, mit einer drallen Dienerin an jedem hageren Arm und einem breiten Grinsen auf dem faltigen Gesicht.
    Boreas näherte sich der Ecke, in der Aryn und Grace standen. »Würdet Ihr Eurem König diesen Tanz schenken?« fragte er die Baronesse.
    »Euer Majestät, lieber würde ich eine Herde wilder Pferde über meine Füße trampeln lassen.«
    Boreas klatschte in die Hände. »Lady Aryn, ich bin stolz auf Euch! Diese Lüge klang fast schon überzeugend.« Der König blinzelte Grace zu. »Vielleicht besteht ja doch noch Hoffnung für mein Mündel.« Er nahm Aryns Hand. »Und jetzt wird getanzt.«
    Die Baronesse sah Grace flehentlich an, aber Grace wußte, daß ihre Freundin hoffnungslos verloren war. Boreas zerrte Aryn ins Gedränge und begann, sie wild herumzuwirbeln.
    Grace sah all den Adligen im Saal beim Tanzen zu, wie sie sich in komplizierten Mustern bewegten, die ihr für immer verborgen bleiben würden. Sie seufzte. »Ich werde niemals herausfinden, wie man das macht.«
    »Der Tanz ist nicht so schwierig, wie Ihr denkt,
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