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Die letzte Hürde

Die letzte Hürde

Titel: Die letzte Hürde
Autoren: Tina Caspari
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Johannisbeergelee und stopfte ein Stück davon in den Mund. „Ich werde mit Mirko reden und ihn bitten, daß er jetzt jeden Tag mit dir arbeitet. Er ist ein großartiger Ausbilder, und ich werde in den nächsten Monaten wenig Zeit haben. Nächste Woche habe ich meine Fahrprüfung, und dann wird’s in der Schule vorm Abitur knallhart für mich. Haben sich deine Eltern immer noch nicht entschließen können, dich hier aufs Internat gehen zu lassen?“
    Lena seufzte. „Ich glaube, es fällt ihnen schwer, sich von mir zu trennen. Sie meinen, in Hamburg könnte ich auch reiten, und am Wochenende fahren wir ja jetzt sowieso immer nach Wedenbruck. Na, vielleicht kriege ich sie eines Tages noch rum.“
    Während Bille hastig ihr Marmeladenbrot verzehrte, bestrich sie noch zwei Schnitten Vollkornbrot dick mit Butter und Leberwurst, klappte sie zusammen und trank den Rest ihres Kaffees. Mutsch stand seufzend auf und holte Butterbrotpapier aus der Schublade, in das Bille, schon im Gehen, ihr Frühstück wickelte. „So, fertig, dann wollen wir mal!“ erklärte sie.
    „Heute hast du ja mal wieder alle Rekorde geschlagen“, murmelte die Mutter kopfschüttelnd. „Und das nennt sich nun gemütliches Familienfrühstück!“
    „Nicht böse sein, Mutsch. Nächsten Sonntag bestimmt...“
    „... nicht!“ fiel ihr die Mutter ins Wort. „Da bist du auf dem Turnier.“ Lächelnd packte sie Bille bei ihrem blonden Schopf und gab ihr einen Kuß. „Ist schon in Ordnung, mein Mädchen. Wir müssen uns eben daran gewöhnen, daß wir eine Tochter haben, die jetzt auf eigenen Füßen steht. Das ist schließlich normal.“
    Bille schloß ihre Mutter fest in die Arme. „Du bist ein Schatz! Habt einen schönen Tag, ihr beiden! Und wartet nicht mit dem Essen auf mich, bei uns gibt’s heute großes Reste-Vertilgen. Das Buffet von gestern, oder besser das, was davon übrig ist. Tschüs, Onkel Paul! Komm mit zu Zottel, Lena!"
    Und draußen war sie. Lena hatte Mühe, sich schnell zu verabschieden und ihr zu folgen.
    „Na, du alter Gauner?“ Bille begrüßte ihr geschecktes Pony im Stall und legte ihm zärtlich die Arme um den Hals. „Von dir hört man ja Geschichten! Sogar die Presse ist hinter dir her, sie wollen deine Story in die Zeitung bringen! Das gewöhne dir aber bitte nicht an, ich hasse diesen Starrummel! Am Ende muß ich dich noch zur Besichtigung freigeben und Eintritt nehmen!“
    Lena stand in der Tür und beobachtete, wie Bille ihre Stirn an Zottels Stirn lehnte, die Arme um seinen Kopf gelegt, und ihn zärtlich hinter den Ohren kraulte. Wie tief die Freundschaft zwischen den beiden war! Diskret schaute Lena weg und wandte sich dem Shetlandpony Moischele zu, das mit Zottel den Stall teilte.
    „Du bist ja ein Niedlicher, dich kenne ich ja noch gar nicht! Wer bist du denn? Moischele , ein lustiger Name!“ Sie betonte ihn auf der zweiten Silbe.
    „Die Betonung liegt auf der ersten Silbe“, berichtigte Bille. „Das ist eine Koseform von Moses. Und Moses, weil er einmal ausgesetzt wurde und wir ihn gefunden haben, Karlchen Brodersen und ich. Jetzt ist er so etwas wie der Hofhund meiner Mutter. Ein richtiges Maskottchen. Komm, es kann losgehen.“
    Bille hatte inzwischen Zottel gesattelt und führte ihn hinaus. Sie half Lena beim Aufsitzen und gab ihr die Zügel in die Hand.
    „Du kannst auf dem Feldweg reiten. Ich werde euch folgen und gar nichts sagen, ich will sehen, wie ihr zwei allein zurechtkommt. Du brauchst keine Angst zu haben, Lena. Wenn etwas sein sollte, bin ich in Rufnähe.“
    Aber Lena hatte keine Angst mehr. Ihr Vertrauen in Zottels Klugheit und Rücksichtnahme war grenzenlos. Bille mußte ihr nicht ein einziges Mal zu Hilfe kommen. Als sie den Feldweg erreicht hatten, trabte Lena an und galoppierte später sogar ein Stück, Zottel bemühte sich, über den Boden zu schweben wie ein Luftkissenboot.
    „Großartig!“ lobte Bille. „Du reitest absolut spitzenmäßig, ich bin stolz auf dich und Zottel - und auf mich auch ein bißchen. Das haben wir gut hingekriegt. Bald bist du so sicher im Sattel, daß ich euch beide allein ins Gelände gehen lassen kann.“
    „Klar, mit Zottel immer!“ bestätigte Lena. „Und wenn ich dann eines Tages mein Traumpony finde ... Da kommen meine Eltern!“ unterbrach sie sich. „Mami, Paps, stellt euch vor, ich bin den ganzen Weg von Billes Haus allein hergeritten!“
    Während Lena den Eltern ihre Reitkünste vorführte, sprach Bille mit Mirko. Mirko mochte das sanfte,
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