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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin
Autoren: Chadwick Elizabeth
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Nachtluft herein.
    Eleanor saß neben einem
doppelten Kerzenleuchter an einem der Fenster, wo sie das letzte
Tageslicht genutzt hatte, und nähte. Ihr Mann rekelte sich auf einem
pelzbezogenen Stuhl, ohne Tunika, das Hemd noch schmutzig von der
Schmiede, wo er dem Waffenmeister geholfen hatte, Lanzenspitzen
anzufertigen. Neben seinem Becher auf dem Tisch standen kleine
geschnitzte Holzfiguren, und auf Renards Knie, von seiner Armbeuge
gestützt, saß Hugh.
    Das Kind hätte schon längst
schlafen müssen, aber der plötzliche Wetterumschwung und ein wunder
Gaumen machten ihm zu schaffen. Schließlich hatte Renard seinen
weinenden Sohn aus der Wiege gehoben und in die Halle gebracht. Hughs
Kummer verflog so schnell, daß sein Vater herzlich lachen mußte.
    Nun
kaute der Kleine an einem hölzernen Hündchen und streckte entschlossen
eine dicke Hand nach dem Gürtel aus, den Renard mit der Tunika abgelegt
hatte. Wie gebannt starrte er auf den verzierten Dolchgriff.
    Adam,
der mit Renard Schach spielte, drehte grinsend einen Bauern zwischen
den Fingern hin und her. »Was für einen wackeren Krieger du da hast!«
    Â»Er
wird's auch nötig haben, die Kriegskunst möglichst früh zu erlernen«,
erwiderte Renard mit einem grimmigen Lächeln, ließ das Baby mit dem
Gürtel spielen, verdeckte aber mit einer Hand den Dolchgriff. Dann
wandte er sich zu dem Soldaten, der in die Halle rannte.
    Â»Mylord,
wir haben das Signal gehört â€“ ein dreimaliges Fuchsgebell, das
wenig später wiederholt wurde«, berichtete der Mann keuchend.
    Â»Ihr wißt, was zu tun ist?«
    Â»Ja, Mylord.« Der Soldat salutierte und eilte hinaus.
    Eleanor
legte die Näharbeit beiseite. Ihr Herz klopfte wie rasend, und ihr
Magen krampfte sich zusammen. Was sie jetzt empfand, war ihr nicht neu.
Solche Gefühle hatten sie an jedem einzelnen Tag der Belagerung erfaßt.
Unaufhörliches Bangen â€“ die Angst, de Gernons würde die
Verteidigungsbastionen durchbrechen, Renard könnte von den Steinen, die
immer wieder aus den Belagerungskanonen in den Hof flogen, getötet oder
verstümmelt werden. Angst um ihren Sohn, Angst um sich selbst â€¦
    Sie
stand auf und ging ihrem Mann entgegen, der ihr das Baby in den Arm
legte. Ihre Kehle war wie zugeschnürt, und sie brachte kein Wort
hervor, konnte ihn nur flehend anschauen.
    Â»Weck den
Koch, Liebes«, bat er. »Später werden wir heißes Wasser für die
Verwundeten und was zu essen brauchen.« Als er ihre kalten Lippen
küßte, trat ein unwiderstehliches Funkeln in seine Augen. »Am besten
soll er Suppe kochen, einen ganz großen Kessel. Ich weiß nicht, wie
viele Männer meinen Bruder William begleiten.« Er legte einen Arm um
ihre Schultern, drückte sie kurz an sich, dann eilte er hinter Adam aus
der Halle.
    Schreiend streckte Hugh die Arme nach ihm
aus, und Eleanor beugte sich über das seidige rotblonde Kinderhaar.
Bedrückt trug sie den Kleinen in die angrenzende Küche.
    Im
Stall herrschte ein wildes Durcheinander. Reitknechte und Diener
sattelten in aller Eile die Streitrösser. Einer mißhandelte Gorvenals
Sattelgurt, was ihm einen kräftigen Huftritt einbrachte. Renard packte
den Hengst mit den zornig rollenden Augen am Zaumzeug und führte ihn in
den Hof hinaus. Dort zurrte Owain den Gurt fest und rannte in den Stall
zurück, um anderswo zu helfen. Adam stieg auf seinen Fuchs, einen
Nachkommen des Hengstes, den er vor Eleanors Hochzeit verloren hatte,
und musterte sein halbes Dutzend Ritter.
    Renard wurde
von zehn Rittern, acht Knappen, im Sattel kampferprobt, und zwanzig
Fußsoldaten umgeben. »Bist du bereit?« fragte er den Schwager.
Fackellicht schimmerte auf seinem Helm und der Rüstung.
    Adam salutierte kurz, dann hielt er wieder mit beiden Händen die Zügel fest, um sein unruhiges Pferd unter Kontrolle zu bringen.
    Der
Graf gab den Wachen am Pförtnerhaus einen Wink, und das doppelte
Fallgatter wurde lautlos hochgezogen. Renard hatte die Eisenstäbe
gründlich einölen lassen. Ebenso geräuschlos schwangen die Torflügel
nach innen.
    Stille. An den Hängen brannten Lagerfeuer,
Wachtposten schlenderten umher. Inzwischen war es völlig dunkel
geworden, und die meisten Belagerer schliefen. Nur die wenigen, die
Wache hielten, vergnügten sich mit verbotenem Würfelspiel. Aus der
Richtung, wo sich ein Fuchsbau befinden mußte, drang ein
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