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Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat

Titel: Die Legende von Skriek 1 - Das Attentat
Autoren: K. A. Stone
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meiner Mutter hat mich aufgeweckt.
    Ich bin noch jung, dennoch kann ich die Angst in den Augen meiner Mutter erkennen. Zögernd frage ich, was sie bedrückt.
    Sie beugt sich zu mir, streicht liebevoll über meine ledernen Schuppen und erzählt mir von ihrem Traum. Langsam, ausführlich.
    Ich höre aufmerksam zu. »Hat dir Bahluna diesen Traum geschickt?«, frage ich, als sie mit ihrer Erzählung geendet hat.
    »Ja«, haucht sie.
    »Hat dieser Traum mit mir zu tun, Mutter?«
    »Ich weiß es nicht.«

Teil 1
Kindheit und Jugend
01
    Meine Mutter war eine Skriek. Groß, stark, schnell, mit üppigen weiblichen Formen und frei von jeglichem Haar. Ihren Körper bedeckten, wie es für Skriekfrauen typisch ist, unzählige, kleine, rotgoldene, lederne Schuppen. Wenn direktes Sonnenlicht auf ihre Schuppen fiel, glitzerten sie in bunten Farben. Sie hatte ovale, schrägstehende Augen von einem intensiven, dunklen Blau. Ich habe ihre Augen geerbt.
    Ein Skriekauge hat keine Pupille und keine Iris, dennoch ist es jedem menschlichen Auge weit überlegen.
    Meine Mutter hatte schöne Hände und Füße. Ihre Schuppen waren dort von einem besonders dunklen Rot. Schlanke, hornige Krallen, die sich zum Ende hin verjüngten und nach unten bogen, schmückten ihre Finger und Zehen und erlaubten ihr, steile Felswände mühelos zu erklimmen. Ihre Zähne waren spitz und weiß, die Nase schmal und lang. Unförmige Nasenflügel, die die Gesichter der Menschen so verunstalten, fehlen den Skriek. Meine Mutter hatte ausgeprägte, hohe Wangenknochen und kleine, rundliche Ohren, die eng an ihrem Kopf anlagen. Meist trug sie bunt gefärbte Kleider aus leichten Baumwollstoffen. Ein breiter Gürtel mit zahlreichen Taschen umschloss ihre Hüften, sodass sie all die Gerätschaften, die eine Skriekfrau benötigte, stets bei sich hatte. Nach ihrem Tod nahm ich den Gürtel an mich. Ich trage ihn seither jeden Tag voll Stolz und seine Taschen sind stets gut gefüllt.
    Meine Mutter war eine Künstlerin und verstand es vortrefflich auf einer Knochenflöte zu musizieren. Sie spielte traurige Weisen und fröhliche Tänze. Manches Lied hat sie allein nur für den Mond komponiert. Die große Göttin Bahluna hat sie in dieser Hinsicht mit reichlich Talent gesegnet. Meine Mutter war aber auch gütig, klug und weise. Sie kannte die alten Geschichten und lachte gerne. Aber das Wunderbarste an ihr war, dass eine wahrhaft große Seele ihren Körper bewohnte.
    Ich glaube aus ganzem Herzen, dass die Seele meiner Mutter nun im großen Mondschloss weilt und neben Bahluna im Garten der Freuden an einem stillen Weiher sitzt und glücklich ist.
    Ich vermisse sie jeden Tag.
     
    Alle Skriek sind groß, über zwei Meter, und stark. In einem Ringkampf kann ein Einzelner, egal ob Skriekfrau oder Skriekmann es leicht mit drei, vier Menschenmännern aufnehmen.
    Skriek leben in losen Familienverbänden. Meist ziehen sie in kleinen Gruppen durch das Alltanische Gebirge. Manchmal wandern sie auch entlang der zahlreichen Flüsse Embriens und durchqueren die Lungerischen Tiefebenen. Stets folgen sie dem Ruf Bahlunas, auf der Suche nach einem Lied oder einer Geschichte. Die Menschen würden sie wohl als ausgesprochen neugierig einstufen. Die Skriek hingegen bezeichnen sich selbst als mahamsanazu ; es weist auf ihr unstillbares Interesse an all den Dingen hin, die Bahluna erschaffen hat und an all den Begebenheiten, die sich im Leben ereignen können. Da alle Skriek eine große, weite Seele von ihrer Göttin Bahluna geschenkt bekommen haben, sind sie stets auf der Suche nach Schönheit, Wahrheit und Liebe, um ihre Seelen zu laben und zu erquicken. Die niederen Triebe der Menschen widern sie an. Kein Skriek hat Freude am Kampf oder gar am Töten. Habgier und Neid sind ihnen fremd. Macht und Besitz streben sie nicht an, Stadtmauern und Burgen engen sie ein. Vorschriften und Gebote gibt es unter ihnen nicht.
    Die Skriek mögen auch kein Eisen und keinen geschmiedeten Stahl. Sie haben zum Schutz und zur Abwehr lediglich Stöcke aus Holz. Das muss genügen. Vielleicht gibt es aber auch deswegen nur mehr so wenige Skriek? Oder es liegt daran, dass die Skriek kein Talent zum Überleben haben. Nur wenige werden älter als fünfzig Jahre, obwohl es ihren Körpern möglich wäre, viele Jahrhunderte zu überdauern.
    Viele Völker verabscheuen die Skriek. Manche hassen sie sogar und halten sie für Mörder und Leichenschänder. Darum werden die Skriek auch so oft gejagt und getötet. Doch das ist ein
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