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Die Legende der Wächter 6: Die Feuerprobe

Die Legende der Wächter 6: Die Feuerprobe

Titel: Die Legende der Wächter 6: Die Feuerprobe
Autoren: Kathryn Lasky
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die Reinen nicht meinen Eltern entrissen. Ohne ihn wäre ich nie ein Wächter von Ga’Hoole geworden. Soren empfand weder Erleichterung noch Freude. Er empfand gar nichts. Das Erlebte war zu viel für ihn.
    „Alles in Ordnung, Soren?“, fragte Morgengrau.
    Soren riss sich zusammen. In der Höhle war es totenstill. „Ich habe dich gar nicht kommen hören, Morgengrau.“
    „Du meinst, weil ich ausnahmsweise nicht gesungen habe?“
    „Ja.“
    „Dein Bruder war mir kein Spottlied wert.“
    „Trotzde m – du hast ihn getötet und Gylfie und mir damit das Leben gerettet. Weißt du überhaupt, was das bedeutet? Der Krieg ist aus! Die Reinen sind endgültig besiegt!“
    „Ja, der Krieg ist aus“, erwiderte der Bartkauz schlicht. So prahlerisch er sich sonst gebärdete, diesmal brüstete er sich nicht mit seiner Heldentat. Er blinzelte nur und drehte sich nach Gylfie um. Digger untersuchte vorsichtig ihren verbrannten Flügel. Morgengrau flog zu den beiden hinüber.
    „Schön, dass du wieder da bist, Gylfie. Du hast großartig gekämpft.“
    „Na j a …“, erwiderte Gylfie mit zittriger Stimme.
    Digger schaute zu Morgengrau hoch. „Sie wird sich bald erholen. Eine Weile wird sie beim Fliegen die Bahn nicht halten können, aber die betroffenen Federn wären sowieso bald ausgefallen. Wo sind denn die übrigen Reinen geblieben?“
    „Die sind abgehauen. Die Frostschnäbel haben sie in die Flucht geschlagen.“
    Nun kam auch Soren herbei. „Gylfi e … Gylfie, bist du’s wirklich?“
    „Wer soll ich denn sonst sein?“
    „Ich dachte schon, ich sehe dich nie mehr wieder!“
    „Tja, hier bin ich aber. Wir sind alle wieder zusammen, Soren, die ganze Viererbande.“
    Die Freunde schauten einander an.
    „Wir sind endlich wieder zusammen“, wiederholte Soren feierlich. „Und jetzt kehren wir alle in den Großen Baum zurück.“
    „Ich weiß nicht, ob ich das mit meinem verletzten Flügel schaffe“, sagte Gylfie. „Die Rankenschlingen für den Verwundetentransport sind schon alle besetzt.“
    „Um dich zu transportieren, brauchen wir keine Schlinge“, erwiderte jemand.
    „Cleve!“, rief Gylfie erstaunt aus. „Wo kommst du denn her? Ich dachte, du lehnst den Krieg ab.“
    „Ich halte nichts vom Töten, das ist richtig, aber für die Lebensrettung bin ich jederzeit zu haben. Schließlich will ich bei den Glaux-Brüdern Medizin studieren. Aber jetzt sprich lieber nicht mehr, Gylfie, das kostet dich zu viel Kraft. Ich organisiere ein paar Eulen vom Glaux-Kommando und wir bilden ein Flugvakuum.“
    „Ich dachte, das machen nur Piraten.“ Gylfie dachte daran, wie die Kraaler sie in die Tundra verschleppt hatten.
    „Von wegen!“ Ein Frostschnabel kam in die Höhle geflogen. „Die Piraten sind viel zu dumm, um sich so etwas auszudenken. Sie haben es sich von uns abgeschaut. Damals im Krieg der Eisklauen haben wir unsere Verwundeten auf diese Weise transportiert.“
    Und so schwangen sich die Viererbande und sechs Eulen vom Glaux-Kommando in die Lüfte und nahmen Gylfie in ihre Mitte. Die Schluchten unter ihnen waren rußgeschwärzt und mit versengtem Gestrüpp übersät.
    Es waren noch mehr Verwundetentransporte unterwegs. Silber und Nussknacker waren ernsthaft verletzt, und ein Schnee-Eulerich aus dem Flammengeschwader, Bruce hieß er, war getötet worden. Er lag in einer aus Ranken geflochtenen Hängematte, wie sie von der Weberinnengilde im Großen Baum für die Beförderung von Schwerverletzten und Gefallenen hergestellt wurde. Bubo trug den einen der beiden Zipfel der Hängematte. Bruce war sein Freund gewesen und Bubo sagte kummervoll: „Dich sollen die Geier nicht kriegen, alter Kumpel!“
    Als Morgengrau daraufhin nach unten blickte, sah er, wie sich die Aasfresser über die gefallenen Reinen hermachten. Der Bartkauz ging mit gezücktem Eisschwert in den Sturzflug und verscheuchte sie.
    „Ey, warum machst du das?“, protestierte ein Geier empört.
    „Einfach so!“, rief Morgengrau wütend und kehrte wieder in die Formation zurück.
    Ezylryb kam zu Soren hinüber. „Und? Wie fliegt sich’s mit meinen alten Kampfkrallen?“
    „Sie sind wirklich federleicht“, erwiderte Soren zu seiner eigenen Verblüffung. Er spürte das Gewicht der Krallen kaum noch, dabei hatte er sie doch anfangs als unerträgliche Last empfunden.
    Nun kam Otulissa angeflogen. „Nanu, Cleve!“, rief sie aus. „Hast du etwa doch mitgekämpft?“
    „Nein. Aber um die Verwundeten kümmere ich mich gern.“
    „Cleve ist
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