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Die Legende der Wächter 3: Die Rettung

Die Legende der Wächter 3: Die Rettung

Titel: Die Legende der Wächter 3: Die Rettung
Autoren: Kathryn Lasky
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niemandem von seinem Erlebnis im Geisterwald erzählt. Nicht einmal seinen besten Freunden Gylfie, Digger und Morgengrau hatte er sich anvertraut, ebenso wenig seiner Schwester.
    Jeden Morgen, wenn er eingeschlafen war, träumte Soren von den Geisterschnäbeln seiner Eltern. War die Begegnung mit ihnen vielleicht auch nur ein Traum gewesen?
    Eisenschnabe l … Das Wort hallte scheppernd durch seinen Kopf und bereitete ihm Magenkrämpfe. Es nahm ein regelrechtes Eigenleben an und wurde mit jeder Stunde bedrohlicher.
    „Du hast doch etwas auf dem Herzen, Soren, das spüre ich. Du bist ja ganz durcheinander“, sagte Digger, als die Freunde eines Abends nach dem Navigationsunterricht in der Bibliothek saßen.
    „Ach was“, wehrte Soren ab. Er hatte sich ein Buch geholt, das ihn eigentlich sehr interessierte, aber seine Gedanken schweiften immer wieder ab. Jetzt las er schon zum fünften Mal denselben Satz.
    So leicht ließ sich Digger nicht abwimmeln. „Wirklich nicht?“ Der Höhlenkauz musterte ihn prüfend und hob zweifelnd die weißen Federbrauen über den leuchtend gelben Augen.
    Soll ich ihm von den Geisterschnäbeln erzähle n – und von der Warnung vor dem Eisenschnabel?, überlegte Soren. Ehrlich zu sein, ist eigentlich immer das Beste, abe r …
    „Na schön, du hast Recht, Digger. Es gibt da etwas, was mich beschäftigt, aber ich möchte jetzt nicht darüber sprechen. Verstehst du das?“
    Digger blinzelte ihn freundlich an. „Klar doch. Wenn du so weit bist, bin ich jederzeit für dich da. Wann immer du willst.“
    „Danke. Das ist wirklich nett von dir.“
    Das junge Schleiereulenmännchen schlug das Buch zu, stand auf und stellte es wieder ins Regal. Neben dem Regal stand der Tisch, an dem Ezylryb immer gesessen, sich in seine Studien vertieft und getrocknete Raupen geknuspert hatte. Ohne den alten Kreischeulerich fehlte etwas in der Bibliothek. Und nicht nur dort, er fehlte überall.
    Soren schob das Buch an seinen Platz und wollte schon zu Digger zurückgehen, als sein Blick auf eine Abhandlung über Eisen und andere Metalle fiel. Warum war er nicht gleich darauf gekommen? Er musste sofort den Schmied Bubo aufsuchen! Mit Bubo konnte er über sein Erlebnis spreche n – zumindest über den rätselhaften Eisenschnabel.
    Soren verließ den Baum durch eine Öffnung im Stamm, dann segelte er dicht über dem Boden zu der Erdhöhle hinüber, vor der Bubo seine Schmiedewerkstatt hatte. Die Steine ringsum waren schwarz von Ruß. Hierher brachten Soren und seine Kameraden von der Glutsammlerbrigade die Holzkohlestücke aus den Waldbränden. Mithilfe der besonders heißen Glut dieser Kohle konnte man aus Erzbrocken Eisen und andere Metalle gewinnen. Dieses Metall schmiedete der Uhu dann zu Töpfen, Pfannen, Kampfkrallen, Schlachtschilden und anderen Gebrauchsgegenständen und Waffen. Wenn sich irgendwer mit Eisenschnäbeln auskannte, dann war es Bubo. Doch wo steckte er? Die Feuerstelle war abgedeckt, der Schmied nicht zu sehen. Vielleicht hielt er sich ja in seiner Höhle auf.
    Bubo war kein Höhlenkauz wie Digger, dessen Artgenossen in den unterirdischen Bauten anderer Tiere zu wohnen pflegten, trotzdem lebte er in einer Höhle statt auf einem Baum. Wie er Soren einmal erklärt hatte, fühlten sich alle Schmiede, ob es nun Uhus waren oder Schnee-Eulen, Fleckenkäuze und Bartkäuze, von der Erde angezogen, denn darin lagerte ihr Arbeitsmaterial, die Erze.
    Soren trat unter den Felsvorsprung, der den Eingang zur Höhle des Schmiedes überschattete. Weiter hinten sah er im Halbdunkel das Funkeln von Bubos Drehgläsern. Die von der Decke baumelnden Gebilde waren aus lauter bunten Glasstücken gefertigt. Wenn sie einen Mondstrahl einfingen, streuten sie bunte Lichtpunkte an die Wände. Doch heute Nacht war der Mond zu einer schmalen, gebogenen Linie geschrumpft.
    „Bubo!“, rief Soren. Keine Antwort. „Bist du da, Bubo?“
    „Bist du’s, Soren?“ Im Schummerlicht erkannte Soren einen dunklen Umriss. Bubo war sogar noch größer als die meisten anderen Uhus und überragte Soren um ein ganzes Stück. Die ungewöhnlich buschigen Federohren verliehen seinem Gesicht einen grimmigen Ausdruck. Doch Soren wusste, dass der Schmied trotz seiner ruppigen Art ein herzensguter Kerl war. Wie bei allen Uhus war sein Gefieder überwiegend dunkelgrau, braun und schwarz, doch dazwischen leuchteten vereinzelte gelbe und rötliche Federn, sodass man unwillkürlich an Feuer erinnert wurd e – an ein besonders heißes Feuer,
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