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Die Legende Der Wächter 07: Der Verrat

Die Legende Der Wächter 07: Der Verrat

Titel: Die Legende Der Wächter 07: Der Verrat
Autoren: Kathryn Lasky
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der zerklüfteten Gebirgslandschaft in die Höhe. Die Freie Schmiedin, die er suchte und die zu den besten Lauschgleitern zählte, hatte früher in Silberschleier gelebt. Sie hatte für die Reinen gute Kampfkrallen hergestellt, doch dann hatte einer von Kludds Leutnants sie attackiert, so erzählte man sich, und sie hatte sich ins Grenzgebiet zwischen dem Schattenwald und den Ödlanden zurückgezogen. Aber wohin? Gwyndor musste sich auf sein Gespür verlassen. Da er selbst ein Freier Schmied war, wusste er, an was für Orten seine Kollegen ihre Werkstätten bevorzugt einrichteten. Zum Beispiel in Höhlen mitten in uralten Wäldern. Zwischen den Kronen der weit auseinanderstehenden Bäume konnte der Rauch der Schmiede-Esse gut abziehen. Wichtig war aber, dass am Rand des alten Baumbestandes jüngere Bäume wuchsen, die Reisig und Zunderschwämme für das Feuer lieferten.
    Sehr beliebt waren auch die verfallenen Burgen und Kirchen der Anderen. In einer solchen Ruine hatte die Schmiedin gearbeitet, als sie noch in Silberschleier gelebt hatte. Ob sich inzwischen ein anderer Schmied dort niedergelassen hatte? Die Burgruine war ganz in der Nähe … Ob Gwyndor hinfliegen und nachschauen sollte?
    Wenn die Ruine noch nicht besetzt war, würde er selbst dort seine Werkstatt aufschlagen, sobald er seine Aufgabe bei den Reinen erledigt hatte – was hoffentlich bald der Fall war! Je weiter er sich von ihnen entfernte, desto besser wurde seine Laune. Trotzdem wollte er unbedingt vor der rätselhaften Großen Feier des kleinen Nyroc wieder bei den Reinen eintreffen. Wenn es ihm nicht gelang, die Freie Schmiedin aufzustöbern und zu befragen, würde er nach Ambala fliegen und mit Nebel sprechen. Doch nein – der Wind blies um diese Jahreszeit von Osten. Ein Abstecher nach Ambala würde zu lange dauern.
    Als das Sternbild der Goldenen Krallen am Himmel erschien, hatte Gwyndor die alte Burgruine erreicht. „Beim Glaux!“, rief er ärgerlich aus, denn aus dem Gemäuer stieg Rauch auf. Jemand war ihm zuvorgekommen. Jetzt drangen auch scheppernde Hammerschläge an seine Ohrschlitze.
    Der Schmied ging in den Anflug. Das Feuer in der Schmiede-Esse loderte hoch empor. Sein Kollege, den er nur von hinten sah, war mit Hammer und Zange am Amboss beschäftigt. Einen Schmied bei der Arbeit zu unterbrechen, war nicht ungefährlich. Gwyndor landete auf einer verfallenen Mauer, hinter der einst ein Garten gewesen sein mochte, und wartete ab.
    Was der fremde Schmied anfertigte, schien eher ein Ziergegenstand zu sein als ein Paar Kampfkrallen. Wahrscheinlich waren Waffen seit der Niederlage der Reinen und dem Ende des Krieges nicht mehr gefragt. Jetzt tauchte Gwyndors Kollege das rot glühende Werkstück zur Abkühlung in ein Wasserbecken und drehte sich endlich um. Zu seiner Verblüffung erkannte Gwyndor die Schmiedin von Silberschleier.
    „Ich habe mich also nicht verhört, dass jemand gekommen ist“, begrüßte ihn die Schnee-Eule. Ihr weißes Gefieder war schwarz von Ruß.
    „Du bist zurückgekehrt!“, erwiderte der Maskenschleiereulerich erstaunt.
    „Für eine Schmiedewerkstatt gibt es in den ganzen Südlanden keinen besseren Ort. Ich wollte mich von diesem Gesindel nicht vertreiben lassen. Außerdem hörte ich, dass sich die Reinen ins Gebirge verzogen haben.“
    „Das ist richtig“, bestätigte Gwyndor. Die Schmiedin beäugte ihn forschend. „Das hört sich ja an, als hättest du dich selbst davon überzeugen können.“
    „Allerdings. Deshalb bin ich auch hergekommen.“
    „Du brauchst mich gar nicht erst zu fragen, ob ich diesen brutalen Dummköpfen irgendwelche Waffen liefere! Der Krieg ist aus, und ich bin ein für alle Mal fertig mit dem Schmieden von Waffen. Ich habe mich auf etwas anderes verlegt …“, sie machte eine bedeutungsvolle Pause, „… nämlich auf Kunst.“ Sie schwenkte ihre Zange, in der ein sonderbar verdrehtes Metallstück steckte.
    „Was soll das darstellen?“
    „Das ist ein abstraktes Werk. Du weißt vielleicht, dass ich einer Künstlerfamilie entstamme.“ Gwyndor hatte tatsächlich schon gehört, dass die Schwester der Schmiedin im Großen Ga’Hoole-Baum eine gefeierte Sängerin war.
    „Und was macht man damit?“, fragte er.
    „Anschauen und sich daran erfreuen.“
    „Einfach nur anschauen?“
    „Ja. Es muss nicht alles immer nützlich sein.“
    „Da ist was dran“, räumte Gwyndor ein, aber er war nicht hier, um sich über Kunst zu unterhalten. „Ich habe dich aufgesucht, weil
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