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Die Larve

Die Larve

Titel: Die Larve
Autoren: Jo Nesbø
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konnte. Und auch die Übergaben waren nicht immer risikofrei gewesen. Autos auf Parkplätzen. Spärlich besuchte Restaurants. Hotels mit aufmerksamen Angestellten.
    Er rollte einen Tausender aus dem Umschlag zusammen, den er bei ihrem letzten Besuch bekommen hatte. Es gab speziell für diesen Zweck hergestellte Plastikröhrchen, aber die brauchte er nicht. Er war ja kein Schwerstabhängiger, obwohl seine Frau dies dem Scheidungsanwalt gegenüber behauptet hatte. Diese blöde Hexe hatte doch wirklich angegeben, sich von ihm scheiden lassen zu wollen, weil ihre Kinder nicht bei einem drogenabhängigen Vater aufwachsen sollten, und sie es nicht ertrug, still dabei zuzusehen, wie er Haus und Hof wegsniffte. Und dann hatte sie noch behauptet, es habe gar nichts mit den Stewardessen zu tun; daran habe sie sich längst gewöhnt, she couldn’t care less , außerdem würde sich das mit dem Alter schon von selbst regeln. Sie und ihr Anwalt hatten ihm ein Ultimatum gestellt. Sie wollte das Haus, die Kinder und den Rest des väterlichen Erbes, den er noch nicht verschwendet hatte. Willigte er nicht ein, würde sie ihn wegen Drogenbesitzes und Kokainmissbrauch anzeigen. Ihre Beweise waren so umfangreich, dass sogar sein eigener Anwalt nicht daran zweifelte, dass er verurteilt und von seiner Fluggesellschaft rausgeschmissen werden würde, sollten diese jemals publik werden.
    Die Entscheidung war ihm verdammt leichtgefallen, auch wenn er so nur seine Schulden hatte behalten dürfen.
    Er stand auf, trat ans Wohnzimmerfenster und sah nach draußen. Wollten sie nicht langsam kommen?
    Der Plan war noch ziemlich neu. Er flog jetzt auch Päckchen aus, nach Bangkok. Wussten die Götter, wofür das gut sein sollte. Eulen nach Athen und so weiter. Aber egal, es war das sechste Mal, und bisher war immer alles wie am Schnürchen gelaufen.
    Im Nachbarhaus brannte Licht, aber die Häuser lagen weit auseinander. Einsam, dachte er. Früher, als Gardermoen noch ein Militärflughafen gewesen war, waren das die Offiziersbaracken gewesen. Eingeschossige, identische Kästen, umgeben von großen, kahlen Rasenflächen. So niedrig wie möglich, damit auch tieffliegende Maschinen nicht mit den Gebäuden kollidierten. Und mit ausreichend Abstand zueinander, damit sich ein Feuer nach einem eventuellen Absturz nicht ausbreiten konnte.
    Während seiner Militärzeit, als er die Hercules geflogen war, hatten sie schon einmal hier gewohnt. Damals waren die Kinder zwischen den Häusern herumgerannt und hatten mit den Kindern der anderen Kollegen gespielt. Samstag. Sommer. Die Männer an den Grillgeräten, mit vorgebundenen Schürzen und einem ersten Anfeuerbier in den Händen, während durch die geöffneten Küchenfenster Klirren zu hören war, wenn ihre Frauen Salat machten und Campari tranken. Wie eine Szene aus seinem Lieblingsfilm, Der Stoff aus dem die Helden sind , mit den ersten Astronauten und dem Testpiloten Chuck Yeager. Wie verdammt hübsch diese Pilotenfrauen gewesen waren. Auch wenn es nur die Hercules gewesen war, damals waren sie glücklich gewesen, oder nicht? War er deshalb wieder hierhergezogen? Hatte er den unbewussten Wunsch, zu etwas zurückzufinden? Oder zu ergründen, wann genau was falsch gelaufen war. Versuchte er etwas in Ordnung zu bringen?
    Als er das Auto kommen sah, blickte er automatisch auf die Uhr und registrierte wie in seinem Logbuch, dass sie achtzehn Minuten zu spät kamen.
    Er ging zum Couchtisch. Atmete zweimal tief durch. Dann legte er den zusammengerollten Tausender an den unteren Rand der Line, beugte sich darüber und sog das Pulver in die Nase. Es brannte auf den Schleimhäuten. Er benetzte seine Fingerkuppe, fuhr mit ihr über das verbliebene Pulver und rieb es in sein Zahnfleisch. Es schmeckte bitter. Dann klingelte es an der Tür.
    Es waren dieselben beiden Mormonen wie beim letzten Mal. Ein kleiner und ein großer, wie immer in ihren Sonntagsanzügen. Aber die Tätowierungen, die sich bei beiden bis auf die Handrücken erstreckten, standen in einem seltsamen Kontrast zur Kleidung und wirkten beinahe komisch.
    Sie gaben ihm das Päckchen. Ein halbes Kilo in einer länglichen Wurst, die exakt in das Metallrohr des versenkbaren Rollkoffer-Handgriffs passte. Er sollte das Päckchen herausnehmen, wenn sie in Suvarnabhumi gelandet waren, und es unter die Decke hinten im Pilotenschrank des Cockpits legen. Danach hatte er nichts mehr damit zu tun, vermutlich kümmerte sich das Bodenpersonal um den Rest.
    Als Mr Small und
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