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Die Lanze Gottes (German Edition)

Die Lanze Gottes (German Edition)

Titel: Die Lanze Gottes (German Edition)
Autoren: Dieter Beckmann
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war beim König zurückgeblieben. Müde von den Anstrengungen des Tages ritt er durch das Burgtor. Seit Johannes´ Weggang war es für Janus noch schwerer, den großen Gleiberger Besitz zu verwalten. Hermann überließ alles ihm.
    Janus übergab einem der Stallknechte sein Pferd und ging zum Haus. Adela kam ihm entgegen, hinter ihr lief sein Sohn Ruger. Sie reichte ihm einen Krug Wasser, aus dem Janus gierig trank, denn die Hitze hatte ihm zugesetzt.
    Da spürte er, wie sein Sohn versuchte, sein Messer zu berühren. Er strich ihm liebevoll über den Kopf. »Willst du es einmal halten?«
    »Darf ich, Vater?«
    Janus nickte lächelnd, zog sein Messer aus der Scheide und überreichte es seinem Sohn, der es eingehend betrachtete. »Vater, was bedeuten diese seltsamen Zeichen, die auf den Griff geschnitzt sind?«
    »Wenn du älter bist, werde ich dir ihre Bedeutung erklären, mein Sohn«, sagte Janus und musste an seinen eigenen Vater denken. Ruger gab ihm das Messer zurück und lief zum Brunnen. Als er außer Hörweite war, zog Adela eine Nachricht aus ihrem Ärmel und reichte sie ihm. An ihrem traurigen Blick erkannte er sofort, dass etwas nicht stimmte.
    »Die Nachricht ist von Vater, du musst wieder fort, Janus.« Janus nahm die Nachricht und begann zu lesen.

    Lieber Janus,
    Ende Mai sind neunzehn Bischöfe in Mainz zusammengekommen und haben in unserem Beisein den Papst für abgesetzt erklärt. Der König berief daraufhin eine Versammlung der Bischöfe in Brixen ein. Im Juni versammelten sich dreißig Bischöfe aus dem ganzen Reich und wählten Wibert von Ravenna feierlich zum neuen Papst. Er nennt sich Clemens III.
    Der Krieg wird weitergehen. Ein Riss geht durch alle Stände und Familien des Reiches, was mich sehr traurig stimmt. Viele sagen sich von Rheinfelden los. Allen voran Ritter aus dem niederen Adel, die vom König immer gefördert wurden und Heinrich ihren Aufstieg verdanken, wenden sich ihm zu.
    Der König will nunmehr die Entscheidung. Er hat Herzog Vratislav mit der Mark Meißen belehnt. Wir werden mit dem Heer direkt über Gleiberg nach Thüringen ziehen und uns dort mit den Kontingenten Vratislavs vereinigen. Du kannst dich uns in Gleiberg anschließen. Jeder Mann aus Gleiberg, der eine Waffe tragen kann, muss mit. Bitte kümmere dich darum.
    Gott schütze Dich!

    Janus blickte Adela schockiert an, dann warf er das Schreiben zu Boden und trat kräftig gegen den Wasserkrug, den er neben sich auf den Boden gestellt hatte.
    »Janus!«, rief Adela entsetzt.
    Er war wütend und wusste nicht, wohin mit seinem Zorn. »Dein Vater wird noch ganz Gleiberg entvölkern, wenn er so weitermacht!«, schimpfte er lautstark.
    Adela trat zu ihm und umklammerte ihn. Sie legte den Kopf an seine Brust, dann schaute sie zu ihm hoch und flüsterte: »Ich liebe dich!«
    Sein Zorn verrauchte und er küsste sie. Stattdessen übermannte ihn Trauer. Er wollte nicht weg, doch es gab keine andere Wahl als zu gehorchen.
    Das große Heer des Königs zog durch die weite Ebene vor der Burg Gleiberg. Hermann begrüßte nur kurz die Familie und schon am nächsten Tag zogen sie weiter. Janus hatte Hermanns Befehl ausgeführt, obschon er einige der jüngsten Söhne bei ihren Müttern ließ. Hermann bemerkte es nicht einmal. Er hielt sich schon so lange beim König auf, dass er den Überblick über die Söhne und Töchter Gleibergs verloren hatte.
    Sie marschierten weiter in Richtung Norden. In der Nähe von Goslar lagerte das Heer und Janus wurde zusammen mit den
    anderen Fürsten in den Palas des Königs gerufen, der sich außerhalb der Stadt befand.
    Der König beugte sich über eine große Karte. Er deutete mit dem Finger darauf. »Goslar ist dem Verräter Rheinfelden treu ergeben. Vratislav von Böhmen wird morgen einen Angriff auf die Stadt reiten. Unser Heer marschiert dagegen weiter nach Erfurt. Die sächsische Hauptstreitmacht wird sich in Richtung Goslar bewegen. Auf diese Weise wird uns Erfurt schutzlos in die Hände fallen. Die Stadt ist sehr reich und wird uns mit allem versorgen, was wir brauchen. Wenn Rudolfs Heer uns folgt, werden wir uns ihm in der Nähe von Hohenmölsen stellen.«
    Die Nacht des Angriffs auf Erfurt war das Schlimmste, was Janus bis dahin erlebt hatte. Das Heer fiel regelrecht über die Stadt her. Es blieb kein Stein auf dem anderen. Hermann, Janus und einige der anderen Ritter versuchten zwar die Männer zu bändigen, jedoch es gelang ihnen nicht, die Grausamkeiten und Vergewaltigungen, das Brandschatzen
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