Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die lange Reise

Die lange Reise

Titel: Die lange Reise
Autoren: Robert A. Heinlein
Vom Netzwerk:
dahintergekommen, daß es sich bei dieser »Kabine«, die sie untersuchten, um ein eigenständiges Raumfahrzeug handelte. Sie wußten ja nicht einmal, daß es so etwas wie Beiboote überhaupt gab.
    »Macht das Licht an«, bat Hugh. Joe-Jim taten wie geheißen.
    »Nun?« fragte Hugh. »Was haltet ihr davon?«
    »Es ist zweifellos ein Kontrollraum«, antwortete Jim. »Wir ahnten natürlich nichts von seinem Vorhandensein, weil wir ja die Türen nicht aufbekamen.«
    »Ich weiß nicht recht«, brummte Joe. »Warum sollte ein Schiff gleich zwei Kontrollräume haben?«
    »Warum sollte ein Mann zwei Köpfe haben?« entgegnete sein Bruder. »Von meiner Warte aus gesehen bist du eigentlich überflüssig.«
    Joe nahm die Beleidigung so wenig ernst wie sie gemeint war. »Das ist doch nicht dasselbe«, gab er zu bedenken. »Wir wurden schließlich so geboren, aber es war nicht vorgesehen. Das Schiff dagegen wurde nach einem Plan gebaut.«
    »Ach was«, argumentierte Jim. »Wir haben auch immer zwei Messer im Gürtel stecken und sind nicht damit auf die Welt gekommen. Wir tragen sie eben, weil es gut ist, eines in Reserve zu haben.«
    »Aber das Schiff läßt sich doch von hier aus nicht steuern«, protestierte Joe. »Man kann ja nicht einmal etwas sehen von hier aus. Wenn man irgendwo eine zweite Steueranlage einbauen würde, wäre die Aussichtswarte ein geeigneterer Ort, weil man sich von dort aus nach den Sternen richten kann.«
    »Und wofür hältst du das?« fragte Jim und deutete auf die Glaswand.
    »Streng doch dein Köpfchen ein wenig an«, riet ihm sein Bruder. »Es schaut in die falsche Richtung – in das Schiff nämlich, und nicht nach draußen. Außerdem gibt es hier keine Einrichtung, mit der man die Sterne darauf abbilden könnte.«
    »Vielleicht haben wir sie bloß noch nicht entdeckt.«
    »Selbst dann. Du vergißt jedenfalls etwas. Was ist mit dem kleinen Konverter? Ich wette mit dir, daß diese Schaltanlagen etwas mit ihm zu tun haben.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Warum wäre beides hier, wenn es nicht einen Zusammenhang gäbe?«
    Hugh hatte bisher schweigend zugehört. Er hatte das Gefühl, daß alles, was die Zwillinge zur Sprache gebracht hatten, irgendwie einen Sinn ergab, selbst die Widersprüchlichkeiten. Das Ganze war so schrecklich verwirrend. Aber der Konverter, der kleine Konverter ... »Hört mal«, platzte er heraus. »Könnte es nicht sein – ich meine, wäre es nicht möglich, daß dieser Teil des Schiffs sich bewegen kann?«
    »Selbstverständlich. Das ganze Schiff bewegt sich ja.«
    »Nein, nein, so meine ich es doch nicht. Ich dachte eher, es bewegt sich vielleicht selbst. Die Steueranlage und der Konverter – ich meine, vielleicht könnte es sich vom Schiff wegbewegen.«
    »Du hast eine blühende Phantasie.«
    »Aber wenn es so wäre, dann – ist das hier der Weg nach draußen! «
    »Unsinn«, brummte Joe. »Hier ist doch auch keine Tür, die nach außen führt.«
    »Aber es gäbe sie, wenn diese Kabine sich vom Schiff entfernen ließe – dann führt die Tür, durch die wir hereinkamen, ins Freie!«
    Beide Köpfe fuhren gleichzeitig zu ihm herum. Dann blickten sie einander an und begannen zu argumentieren. Joe-Jim wiederholte sein Experiment mit den Schaltlämpchen. »Paß auf!« rief Joe. »Siehst du die Schrift? ›Abschuß‹, das bedeutet, etwas wegschleudern.«
    »Warum tut sich aber nichts?«
    »Schau dir die andere Schrift an, die aufgeleuchtet ist. ›Luftschleuse nicht geschlossen‹. Die Türen, durch die wir hereinkamen – das muß es sein. Alles andere ist ja zu.«
    »Versuchen wir's.«
    »Da müßten wir erst den Konverter einschalten.«
    »Na los!«
    »Nicht so schnell. Vielleicht könnten wir nicht mehr zurück, wenn wir erst draußen sind. Wir müßten verhungern.«
    »Hmmm. Na schön, dann warten wir eben noch ein Weilchen.«
    Hugh lauschte ihrer Unterhaltung und studierte nebenbei die Armaturen. Unter dem Schaltpult seines Sitzes befand sich eine Ablage. Er tastete darin herum und zog etwas heraus. »Schaut, was ich gefunden habe!« rief er.
    »Was denn?« erkundigte sich Joe. »Oh – ein Buch. Davon gibt's eine ganze Menge im Fach neben dem Konverter.«
    »Zeig es mir«, bat Jim, aber Hugh hatte es inzwischen schon selbst aufgeschlagen. »LOGBUCH, STERNENSCHIFF VANGUARD«, buchstabierte er. »2. Juni 2172. Keine besonderen Vorfälle ...«
    »Was?« schrie Joe aufgeregt. »Das muß ich sehen!«
    »3. Juni. Keine besonderen Vorfälle. 4. Juni. Keine besonderen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher