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Die Kunstjaegerin

Die Kunstjaegerin

Titel: Die Kunstjaegerin
Autoren: Elis Fischer
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abgenommen und den Mörder geschnappt haben«, mischte sich Kiesling in die Unterhaltung ein.
    »Es war wohl eher umgekehrt. Der Mörder hat mich geschnappt und ich bin dann aus den Uffizien gefallen. Viel detektivisches Gespür habe ich dafür nicht gebraucht. Wieso hat uns die Polizei eigentlich so schnell aufgespürt?«
    Obwohl Theresa die Entführung wie eine Ewigkeit vorgekommen war, hatte sie nur zwei Stunden gedauert. Und innerhalb dieser Zeit waren alle Einsatzkräfte vor Ort gewesen.
    »Ihr Mann hat die italienischen Behörden alarmiert. Flora hat mich angerufen und mir gesagt, dass Domenico Casagrande der Gesuchte ist. Ich habe unverzüglich Renzo informiert, der alle Einheiten gebündelt und den Einsatz geleitet hat. Er hatte sich schon in den letzten Tagen mit der Namensliste beschäftigt und wusste, wo Casagrande wohnte und arbeitete. Zu Hause war er nicht und über sein Handy konnten wir ihn ziemlich bald lokalisieren. Während Sie versuchten, über das Seil zu fliehen, drang die Spezialeinheit ins Museum ein. Einer der Scharfschützen hat Casagrande außer Gefecht gesetzt.«
    »Ist er tot?«
    Theresa wollte sich weiter aufrichten, aber der gebrochene Arm behinderte sie. Leon kam ihr zu Hilfe, während Kiesling antwortete: »Nein, Schulterdurchschuss. Sobald er das Krankenhaus verlassen kann, wird er vor Gericht gestellt.«
    »Er liegt doch wohl nicht hier?« Mit großen Augen sah Theresa den Chefinspektor an, ein Zittern ging durch ihren Körper. Ein Zittern, das ihr zeigte, dass sie noch lange brauchen würde, um die Ereignisse zu verarbeiten.
    »Keine Angst, er ist in Polizeigewahrsam«, versuchte Kiesling, sie zu beruhigen. »Sie sind außer Gefahr.«
    Das hatte sie vor ein paar Tagen auch gedacht und sich gründlich getäuscht!
    »Könnten Ihre Kollegen vom Kunstraub organisieren, dass der Sarkophag von Galileo Galilei geöffnet wird?«, fragte Flora Rubini unvermittelt.
    Überrascht schaute der Commissario sie an. Theresa schüttelte den Kopf und signalisierte ihr, still zu sein. Doch Flora sah es nicht – oder wollte es nicht sehen.
    »Ja oder Nein?«
    »Wieso?«
    Flora erzählte in knappen Sätzen von der Chance, dort ein unbekanntes Manuskript zu finden.
    Rubini nickte fortwährend und sagte schließlich: »No, das wird nur aufgrund einer Vermutung nicht möglich sein. Auch nicht für Sie, Signorina. So, ich muss jetzt leider wieder gehen.«
    Mit hängenden Schultern verließ er das Zimmer. Von draußen hörte man ihn noch schreien: »No, no! No foto!«
    Am späten Nachmittag entließ sich Theresa gegen den ärztlichen Rat selbst aus dem Krankenhaus. Vollgepumpt mit Schmerzmitteln fuhr sie mit Leon zum Kommissariat, um Rubini zu treffen.
    Er führte sie in ein Besprechungszimmer, in dem bereits Kiesling wartete – und ihre ›Krönung‹! Etwas mitgenommen sah das Bild zwar aus, aber Hauptsache, sie hatte es wieder. Theresa strich über den Kopf des Königs und musste an ihren Vater denken.
    Wie es ihm wohl ging – da oben? Hatte er alle, die hier auf dem Bild versammelt waren, schon getroffen?
    Sie berührte die Figur des Galileo. Ehrfurcht durchströmte sie.
    Waren seine Finger auch flüchtig darüber gefahren, als er zu Monsù Giusto gesagt hatte ›Perfetto, amico mio. Niemand wird jemals die wahre Bedeutung erkennen‹? Hatte er sich damit selbst ein Denkmal gesetzt? Die ›Krönung‹ seiner Wissenschaft, der Sieg der Vernunft über die Unbelehrbaren? Galileos Krönung? Genau das war sie, Galileos ›Krönung‹, sein Gemälde, und nun würde es niemandem mehr schaden können.
    Sie sah den König an, lächelte und flüsterte: »Sicher hast du mir die Eingebung geschickt, als du mich in meiner höchsten Not beobachtet hast, oder? Danke, Papa!«
    »Frau Valier?« Kiesling sah sie verwundert an. »Können wir ganz kurz das Protokoll aufnehmen? Damit ist der Fall abgeschlossen und Sie bekommen das Bild wieder. Nach ein paar Interventionen von Renzo steht einer Ausfuhr nichts mehr in Weg.«
    »Sehr gut.« Theresa setzte sich an den Schreibtisch, nahm einen Schluck Kaffee, der unvergleichlich besser war als das Gebräu im Wiener Präsidium, und begann erneut, ihre Geschichte zu erzählen.
    Mit jedem Mal wurde sie innerlich ruhiger. Und mit jedem Mal wurde die Geschichte unwirklicher. Eine Geschichte, die sie zwar erzählte, die jedoch immer weniger mit ihr zu tun hatte.
    Sie sah aus dem Fenster. Die schwarzen Wolken ließen ab und zu ein paar Sonnenstrahlen durch, aber so schön wie es am
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