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Die Kunstjaegerin

Die Kunstjaegerin

Titel: Die Kunstjaegerin
Autoren: Elis Fischer
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auf seine Nase. Theresa schaute zum Himmel. Dichte, schwarze Wolken kündigten weiteren Schneefall an.
    Paul kam zurück und betrachtete den Kater. »Renoir, Schönster aller Schönen, haben sie dich vertrieben?« Dann wandte er sich an Theresa: »Ich komme nicht ins Geschäft hinein und die Polizisten wollen mir keine Auskunft geben. Laut der Gerüchte ist Rembert vor circa einer Stunde tot aufgefunden worden. Alle gehen von Mord aus. Ich glaube das allerdings nicht.« Er verstummte kurz und schluckte. »Ich kann es nicht glauben! Bei der stillen Post dieser Tratschweiber wird doch jeder Beinbruch zu einem Gewaltverbrechen!«
    »Als ich bei ihm war, sagte er noch, er werde sich eines Tages das Genick brechen, weil die Stiege, die in sein Atelier führt, zu eng sei«, bemerkte Theresa mitfühlend. Sie ahnte, dass in Pauls Ärger auch Angst mitschwang.
    »Ach, die Treppe, ich weiß. Über die hat er ständig gejammert.
    Aber selbst mit zwei Promille intus war er trittsicher wie eine Gams. Außerdem restaurierte er nicht und benutzte somit auch nicht das Atelier, wenn er getrunken hatte.«
    Theresa kraulte Renoir und entdeckte, dass seine Pfoten rot gefärbt waren. War er in eine von Wenz’ Tuben getapst oder war das etwa getrocknetes Blut auf den Krallen? Ihr wurde wieder schwindlig. Der Kater schien ihre Unruhe zu spüren, befreite sich aus ihren Armen und sauste im Slalom zwischen den Beinen der letzten Schaulustigen hindurch zurück ins Antiquitätengeschäft.
    Paul sah ihm nach, während er sein Handy aus der Tasche kramte: »Ich versuche ihn telefonisch zu erreichen. Vielleicht ist ja seinem Nachbarn etwas passiert und wir sind umsonst in Sorge.«
    Er wählte, schüttelte jedoch nach kurzer Zeit den Kopf. »Nichts, auch die Mailbox ist nicht an.«
    »Wir sollten Flora anrufen, um den Termin abzusagen.« Theresa wischte über ihre Lederjacke und überlegte, ob das wirklich Blut gewesen sein könnte.
    »Ich wette, die Gute schläft noch. Ich probiere mal Remberts Festnetznummer.«
    Während Paul weiter mit dem Telefon hantierte, hörte Theresa eine vertraute Stimme. »Hallo ihr zwei! Habe ich euch endlich gefunden«, rief Flora, die schnaufend auf die beiden zueilte. »Was ist denn hier passiert? Wurde bei Wenz eingebrochen?«
    Theresa umarmte ihre Freundin. »Vielleicht noch schlimmer. Es heißt, er sei tot.«
    »Oh!« Flora blieb der Mund offen stehen. Allerdings war nicht das mögliche grausame Schicksal von Rembert Wenz der Grund für ihre Sprachlosigkeit, sondern der Ermittler, der in diesem Moment, begleitet von einem uniformierten Polizisten, die Zirkusgasse 30  verließ. »Oh, mein Gott, ich muss sofort weg.«
    »Was ist los?«, fragte Theresa.
    »Robert Kiesling! Wohin kann ich ganz schnell verschwinden?«
    Flora versuchte sich hinter ihrer Freundin zu verstecken, was ihr nicht gelang, da sie mindestens 20 Zentimeter größer war als Theresa.
    »Flora, bitte! Contenance!«, mahnte Paul und steckte sein Telefon ein. »Weshalb bist du derart panisch?«
    »Thesi, erinnerst du dich an das letzte Schuljahr an der Graphischen Lehranstalt, an das Ferialpraktikum, das ich gemacht habe?«, flüsterte Flora, senkte den Kopf und begann in ihrer Tasche zu wühlen.
    »Das ist 15 Jahre her! Tut mir leid, aber nein«, stöhnte Theresa.
    Flora kramte ihren kleinen Schminkspiegel heraus und beobachtete damit über ihre Schulter hinweg den Eingang zum Antiquitätengeschäft. »Er ist es wirklich. Bitte gehen wir schnell irgendwohin einen Kaffee trinken, dort erzähle ich euch alles.«
    Plötzlich klingelte Pauls Telefon. Noch bevor er es aus seiner Hosentasche fischen konnte, stand der Zivilermittler mit einem Handy in der Hand vor ihnen. Flora fühlte, wie ihre Wangen zu glühen begannen. Sie packte hastig den Spiegel weg, blickte zu Boden, versuchte aber so unauffällig wie möglich, die Situation aus dem Augenwinkel zu verfolgen.
    »Grüß Gott, Chefinspektor Kiesling. Ich muss Ihnen ein paar Fragen stellen.«
    Oh Mann, er sah noch immer toll aus, dachte Flora, die kurz aufgeblickt und direkt in seine dunkelbraunen Augen geschaut hatte. Verschreckt nestelte sie eine uhugroße, schwarze Sonnenbrille aus ihrer Handtasche und setzte sie hastig auf.
    Der Beamte zeigte seinen Ausweis, den er so schnell wieder einsteckte, dass ihn keiner entziffern konnte. Ohne ein Wort zu sagen, blickte er von einem zum anderen. In seinen dunklen Haaren verfingen sich ein paar Schneeflocken. Gemeinsam mit den vielen Sommersprossen rund um
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