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Die Kunst des Krieges

Die Kunst des Krieges

Titel: Die Kunst des Krieges
Autoren: Sun Tsu
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ihn fliehen. Eine kleine Truppe kann den Feind zwar aufhalten, doch am Ende wird sie von der größeren Streitmacht gefangengenommen. Der General ist das Bollwerk des Staates: Wenn das Bollwerk überall fest ist, bleibt der Staat stark. Wenn das Bollwerk mangelhaft ist, wird der Staat geschwächt. Es gibt drei Arten, auf die ein Herrscher seiner Armee Unglück bringen kann: Wenn er der Armee den Sturm oder Rückzug befiehlt und die Tatsache nicht bemerkt, daß sie nicht gehorchen kann. Dies nennt man die Armee in Kalamitäten bringen. Wenn er versucht, eine Armee auf die gleiche Weise zu führen, wie er ein Königreich regiert, und die Bedingungen nicht erkennt, die in einer Armee vorherrschen. Dies macht die Soldaten unruhig. Menschlichkeit und Gerechtigkeit sind die Prinzipien, nach denen ein Staat geführt wird, doch nicht die Armee; Opportunismus und Flexibilität dagegen sind militärische, keine zivilen Tugenden. Wenn er die Offiziere seiner Armee ohne Unterschied einsetzt und das militärische Prinzip der Anpassung an die Umstände vernachlässigt. Dies erschüttert das Selbstvertrauen der Soldaten.
    Sima Qian ergänzte diesen Abschnitt um 100v. Chr. Folgendermaßen: Wenn ein General das Prinzip der Anpassungsfähigkeit vernachlässigt, darf man ihm keine bedeutende Position anvertrauen. Der fähige Anführer setzt den weisen Mann, den tapferen Mann, den habgierigen Mann und den dummen Mann ein. Denn der Weise Mann freut sich daran, Verdienste zu erwerben, der tapfere Mann will seinen Mut im Kampf beweisen, der habgierige Mann sucht seinen Vorteil, und der dumme Mann hat keine Furcht vor dem Tod.
    Wenn die Armee ruhelos und mißtrauisch ist, werden die anderen Lehnsfürsten gewiß Schwierigkeiten machen. Dies bedeutet, Anarchie in die Armee zu tragen und den Sieg fahrenzulassen. Denn es gibt fünf wesentliche Voraussetzungen für den Sieg: Siegen wird der, der weiß, wann er kämpfen muß und wann nicht. Siegen wird der, der weiß, wie er mit überlegenen und unterlegenen Streitkräften verfährt. Siegen wird der, dessen Armee in allen Rängen vom gleichen Geist beseelt ist. Siegen wird der, der gut vorbereitet darauf wartet, den unvorbereiteten Feind anzugehen. Siegen wird der, der militärisch fähig ist und nicht mit der Einmischung seines Herrschers rechnen muß.
    Wenn du den Feind und dich selbst kennst, brauchst du den Ausgang von hundert Schlachten nicht zu fürchten. Wenn du dich selbst kennst, doch nicht den Feind, wirst du für jeden Sieg, den du erringst, eine Niederlage erleiden. Wenn du weder den Feind noch dich selbst kennst, wirst du in jeder Schlacht unterliegen.
     

IV. Taktik
 
    Die guten Kämpfer der Vergangenheit schlossen jede Möglichkeit einer Niederlage aus und warteten dann auf eine Gelegenheit, den Feind zu schlagen. Es liegt in unserer Hand, uns vor einer Niederlage zu schützen, doch die Gelegenheit, den Feind zu schlagen, gibt uns der Feind selbst. Deshalb der Spruch: Man kann wissen , wie man siegt, ohne fähig zu sein, es zu tun . Schutz vor der Niederlage verlangt eine defensive Taktik; die Fähigkeit, den Feind zu schlagen, bedeutet, die Offensive zu ergreifen. In der Defensive zu beharren verrät unzureichende Kräfte; anzugreifen einen Überfluß an Kraft. Der General, der in der Verteidigung erfahren ist, versteckt sich in den tiefsten Höhlen der Erde; wer im Angriff geschickt ist, fährt aus den höchsten Höhen des Himmels nieder. So haben wir auf der einen Seite die Fähigkeit, uns zu schützen, und auf der anderen die Möglichkeit, einen vollständigen Sieg zu erringen. Den Sieg nur zu sehen, wenn er auch von allen anderen gesehen wird, ist kein Beweis hervorragender Leistung. Und es ist kein Beweis hervorragender Leistung, wenn du kämpfst und siegst und das ganze Königreich sagt: »Gut gemacht!« Wahre Vortrefflichkeit ist es, insgeheim zu planen, sich heimlich zu bewegen, dem Feind einen Strich durch die Rechnung zu machen und seine Pläne zu vereiteln, so daß zumindest der Tag ohne einen Tropfen vergossenen Blutes gewonnen wird. Eine Spinnwebe zu heben, ist kein Beweis für große Kraft; Sonne und Mond zu sehen, ist kein Beweis für ein scharfes Auge; den Lärm des Donners zu hören, ist kein Beweis für ein gutes Ohr. Die alten Weisen nannten den einen klugen Kämpfer, der nicht nur siegt, sondern sich dadurch auszeichnet, daß er mit Leichtigkeit siegt. Seine Siege werden ihm aber weder den Ruf der Weisheit noch den des Mutes einbringen. Denn soweit sie durch
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