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Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Titel: Die Krieger von Gordolon (German Edition)
Autoren: Sancho Saltwell
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natürliche Höhlen führten, als man es sich hätte vorstellen können. Aber die Sache hatte einen haken. Etwa nach der Hälfte des Weges endeten der mit Steinquadern ummantelte, senkrecht nach unten führenden Gang, und öffnete sich in eine breite Höhle, und die steinernen Steige der Wendeltreppe nach untern zerfielen. Steinschläge hatten Stufen und große Teile der Treppe vernichtet, sodass an eine schnelle Flucht nicht zu denken war. Es war eine alte Baukunst und schwerer zu reparieren als die Neubauten dieser Zeit. Die Druidenfeste gab es schon seit mehreren Jahrhunderten.
    Der Magier verließ den Hof und glitt in die Schatten eines Eingangs. Er trat durch eine Tür, die in einen kleinen verwinkelten Raum führte. Überall in den Stein waren komplizierte Muster eingelassen und ein enger Schacht über ihm führte in genauer Linie nach draußen. Kühle, frische Luft heulte durch ihn und erzeugte ein beinahe geisterhaftes Rauschen. Dieser Gang war einst eine Heizkammer gewesen, Kohlereste und eine steinerne Kamineinbuchtung erinnerten an ein Feuer, das schon lange ausgebrannt war. Am anderen Ende der Kammer befand sich eine flache, leere Wand, die sich in keiner Weise von den anderen unterschied. Nur eins war anders: sie gehörte nicht hierher. War nicht wirklich. Glich einer Luftspiegelung. Aber eben erst auf den zweiten Blick. Wer nicht wusste, dass diese Wand nicht echt war, sah nichts außer völlig normalen Steinquadern.
    In einer komplizierten Geste wischte er mit seiner Hand über die raue Oberfläche und fast sofort begann sich die Täuschung aufzulösen und ein weiterer, stockdunkler Pfad kam zum Vorschein. Monoton zündete Thronn eine Fackel an, und schloss die imaginäre Tür wieder hinter sich, bevor er weiterging. Seine Tritte hallten sonderbar auf dem Boden des Ganges, der nun durch das neue Licht in eine flackernde, goldgelbe Farbe getaucht wurde, nur was weiter als fünf Yard von ihm entfernt war, lag im Dunklen. Das brennende Holz verteilte einen würzigen, sonderbaren Geruch, der Geruch von Lorbeer. Eine alte Weisheit sagte, dass der Duft dieses Holzes vor bösen Geistern schützte, ein Umstand, der in diesen Zeiten wichtig war. Er ging, um zu prüfen, ob sein Verdacht richtig war, er ging, um herauszufinden, was auf ihn wartete. Was würde er sehen?
    Er schloss einen Moment die Augen, lauschte nur auf seine Schritte und spürte die eisige Kälte des Winters, die sich wie Säure in seine Glieder fraß. Ein Hauch, ein leichter Schleier streifte sein Gesicht, und ein kalter Schauder lief ihm den Rücken hinab, während er das heiße Fackellicht vor seinem brennenden Gesicht spürte. Er fühlte die Anwesenheit von Geistern, von den Gestalten der Toten. Und dort, wo er jetzt hinging, gab es nur den Tod und den Schatten. Denn der Schatten war es, der ihn rief, er war es, zu dem er kam, und er war es, der ihn sich nehmen würde... 
     
     

1
DAS VERLORENE BOLLWERK
     
    Der Schnee wurde in leichten Schleiern von den scharfzackigen Kuppen und Felsen der Rockhornscharten verweht. Es herrschte tiefste Nacht, das Ende des alten Jahres war gerade vorüber, dunkle Wolken trübten das hohe Sternenzelt. Einzig und allein die beiden kalkweißen Monde starrten zwischen Wolkenfetzen hervor, sandten ihr grelles Mitternachtslicht und beschienen das eisige Tauwasser, welches sich in Kuhlen und Felsspalten gesammelt hatte und an deren Rändern noch immer Eiskristalle schimmerten.
     
    Eisigkalt stand der Schatten da, gehüllt in zerrissene, dunkle Gewänder und Tücher, geisterhaft schwebte er im Nichts der ödesten Leere, streckte seine Hand nach dem Betrachter aus, wollte ihn nicht ergreifen, sondern eher segnen, wie es die Priester in den Tempeln und Kathedralen des Herrn der Winde taten. Der Betrachter wand sich in der Kälte, die sich um ihn geschlossen hatte und in der Schwärze, die ihn hielt, doch nichts nützte, der schattige Schleier, die vermummte Gestallt lenkte weiter ihre Gesten und Stimmen ringsumher, stimmten mit ein, als der Schatten mit einer dröhnenden Stimme begann zu sprechen.
    „Sieh her, Sterblicher, ich bin Senragor Allagan, der war.“
    Es kristallisierte sich ein Gesicht aus den Schatten der Kapuze hervor, ein scharfgeschnittenes mit einem Bart, der den breiten Mund umrahmte, Falten hatten sich auf der Stirn gebildet. Es war, als wäre diese Kreatur seit ewigen Zeiten gemartert worden, Striemen und Narben zogen sich über das Gesicht und die Augen, die in tiefen, faltigen Höhlen
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