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Die Krieger 4 - Das Geheimnis der Pforte

Die Krieger 4 - Das Geheimnis der Pforte

Titel: Die Krieger 4 - Das Geheimnis der Pforte
Autoren: Pierre Grimbert
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bestätigte sich meine Vermutung. Beide Vorfälle erklären so einiges. Nicht zuletzt das Rätsel, das Usul umgibt.
    Wenn ich mich nicht irre, und wenn er nicht zuvor getötet wird, müsste sich mein Erstgeborener bald auf die Suche nach mir machen. Und dann wird er mich als seinen wahren Schöpfer anerkennen müssen – oder sterben.
     
     
    Am Morgen erwachte Drud mit schlechter Laune. Ein weiterer Tag, von dem er nichts zu erwarten hatte und den er irgendwie überstehen musste, bis die Sonne unterging und er wieder ins Bett kriechen und sich die Decke über den Kopf ziehen konnte, um sein trostloses Dasein für eine Weile zu vergessen. Ein Jahr war verstrichen, seit seine Eltern ihn in der Hoffnung, ihm ein besseres Leben zu ermöglichen, bei Bertil dem Weber in die Lehre gegeben hatten.
    Mit seinen siebzehn Jahren war Drud froh gewesen, den elterlichen Hof verlassen und nach Lorelia gehen zu können. Er hatte sich eine Zukunft als angesehener - und stinkreicher – Handwerker ausgemalt, der den lorelischen Edelleuten die kostbarsten Stoffe verkaufte. Stattdessen schuftete er als gemeiner Knecht und Laufbursche, der nur die schäbigste Ware in die umliegenden Stadtviertel ausliefern durfte.
    Auch Bertils Werkstatt war weit weniger prunkvoll, als er es sich vorgestellt hatte. Eingezwängt zwischen einer heruntergekommenen Schänke und einer leerstehenden Bruchbude, die bei jedem Sturm einzustürzen drohte, erinnerte sie eher an einen Trödelladen als an das Reich eines angesehenen Händlers. Und Drud saß tagaus, tagein in diesem Loch fest, lud schwere Stoffrollen auf einen Karren, weichte die Ballen zum Färben in Bottichen ein oder kochte das grobe Tuch, während sich Bertil im Hinterzimmer mit seinen Kundinnen vergnügte.
    Mit jedem Tag, der verging, wurde Drud mürrischer. Die Arbeit war zwar sterbenslangweilig, aber trotzdem viel schwerer als auf dem Hof seiner Eltern. Manchmal dachte er daran, nach Hause zurückzukehren, aber er konnte sich nie so recht dazu durchringen. Im Grunde gefiel ihm die Unabhängigkeit, die er als Lehrbursche in Lorelia genoss.
    Und diese Unabhängigkeit würde er heute ausnutzen. Er zog sich rasch an, schlich aus seiner Kammer und trat auf die Straße. Ihm stand wahrlich nicht der Sinn danach, mit Bertil, seiner zeternden Frau und ihren drei ebenso hässlichen wie ungezogenen Kindern an einem Tisch zu frühstücken. Wie vier- oder fünfmal in jeder Dekade schlug er daher den Weg zum
Argelet
ein, einem kleinen Gasthaus, das schmackhaftes Essen in reichlichen Portionen anbot. So gab Drud zwar einen Großteil seines Lohns für Mahlzeiten außer Haus aus, was die Wahrscheinlichkeit, eines Tages reich zu werden, erheblich verringerte, aber er brauchte diese Momente der Ruhe, um die anderen Tage zu überstehen.
    Heute herrschte vor dem Wirtshaus ungewöhnlicher Trubel. An die fünfzig Menschen debattierten lauthals über eine Bekanntmachung, die an die Fassade geschlagen war, und im Innern der Schänke schienen sich mindestens ebenso viele Leute zu drängen. Verwundert bahnte sich Drud einen Weg durch die Menge, um das Plakat zu studieren. Er versuchte, die Schrift zu entziffern, aber da er erst vor kurzem Lesen gelernt hatte, gab er rasch wieder auf und beschloss stattdessen, die Umstehenden auszufragen. Da entdeckte er seinen Freund Mandrin, der bei einem Töpfermeister in die Lehre ging, und schob sich mühsam zu ihm durch. Mandrin, den sonst nichts aus der Ruhe brachte, war sichtlich aufgekratzt.
    »He, Drud!«, rief er ihm entgegen. »Hast du schon das Neueste gehört? Vom Königshof?«
    »Na klar«, antwortete Drud schulterzuckend. »König Bondrian ist doch schon seit über einer Dekade tot.«
    »Ja, aber jetzt weiß man mehr! Der Bärenangriff auf seine Kinder war kein Unfall! Das Tier, das den Prinzen und die Prinzessin getötet hat, war darauf abgerichtet!«
    Ungläubig riss Drud die Augen auf. Natürlich war es seltsam, dass das Raubtier ausgerechnet die beiden Thronerben totgebissen hatte. Wenige Tage später war dann auch Bondrian verstorben, dahingerafft vom Kummer über den Tod seiner Kinder. Aber deshalb musste man ja nicht gleich glauben …
    »Bist du sicher?«
    »Königin Agenor selbst verbreitet die Kunde!«, antwortete Mandrin und zeigte auf das Plakat. »Ihre Spitzel haben die Angelegenheit untersucht und herausgefunden, dass der Mord vom goronischen Kaiser in Auftrag gegeben wurde! Das Große Kaiserreich erklärt uns den Krieg!« Er hieb sich mit der Faust in die
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