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Die Krieger 4 - Das Geheimnis der Pforte

Die Krieger 4 - Das Geheimnis der Pforte

Titel: Die Krieger 4 - Das Geheimnis der Pforte
Autoren: Pierre Grimbert
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Handfläche.
    Drud überlief ein Schauer, vor Angst wie vor Aufregung. An den Worten der Königin, die dem Blutbad wie durch ein Wunder entronnen war, konnte es keinen Zweifel geben. Außerdem war es verdächtig, dass gerade ein Bär die lorelischen Thronfolger getötet hatte. Schließlich war Mishra mit dem Bärenkopf die Hauptgöttin der Goroner!
    Drud wurde schwindelig. Jetzt verstand er, warum vor dem Wirtshaus ein solcher Aufruhr herrschte. Ähnliche Szenen mussten sich in diesem Moment in ganz Lorelia abspielen, und bald würde die Nachricht bis in die entlegensten Winkel des Königreichs Vordringen. Etwas Großes würde geschehen, und niemand würde sich den Ereignissen entziehen können. Wie schnell sich auch sein eigenes Leben verändern sollte, ahnte er in diesem Moment noch nicht.
    »Die Königin rekrutiert Soldaten«, sagte Mandrin. »Wir können uns zum Dienst an der Waffe melden, jetzt gleich, hier in der Schänke. Wir werden im Schwertkampf unterwiesen, bekommen die nötige Ausrüstung, und der Sold ist doppelt so hoch wie mein Lehrgeld! Weißt du, was das heißt? Wir werden den Goronern ihre Verbrechen heimzahlen! Und wenn ich mich nebenbei aus ihren Schatztruhen bedienen kann, werde ich mir keinen Zwang antun!«
    Eifrig reihte er sich in die Schlange ein, die sich vor dem Wirtshaus zu bilden begann. Ein paar Soldaten, die aus dem
Argelet
getreten waren, sorgten für Ordnung.
    »Worauf wartest du?«, drängte Mandrin. »Komm schon!«
    Drud zögerte keine Dezille. Er gesellte sich zu seinem Freund und freute sich insgeheim, Bertil dem Weber eine lange Nase drehen zu können.
     
    Bei meinen Streifzügen durch die Welt geriet ich eines Tages in die Nähe meines einstigen Mausoleums. Mehr als zwanzig Jahre waren seit Saats Tod vergangen, doch die Sterblichen mieden die Gegend noch immer. Mittlerweile rankten sich zahlreiche Legenden um den Hexer – und um mich. Mit großer Genugtuung hörte ich die Menschen von meiner Stärke und Macht sprechen. Wer jedoch zu behaupten wagte, dass ich endgültig besiegt oder gar getötet worden sei, den bestrafte ich gnadenlos. Damit sorgte ich für neue Gerüchte, Geschichten über ein blutrünstiges Ungeheuer, das die Wälder heimsucht und bisweilen sogar bis in die Dörfer vordringt. Diese Geschichten hätten mich eigentlich befriedigen müssen, doch meine Wut saß zu tief. Es war an der Zeit, mich den Menschen zu zeigen und den mir gebührenden Platz einzunehmen, aber wie sollte ich das bewerkstelligen?
    Gerissen, wie er war, hatte Saat mir nicht die Gaben eines Strategen verliehen, damit ich ihn nicht durchschaute. Sobald ich einem Sterblichen meine wahre Natur enthüllte, verspürte ich den Zwang, ihn zu töten. Kein bedeutender Krieger hatte mir jemals Treue geschworen. Mit ihrer verzweifelten Gegenwehr, panischen Angst oder heuchlerischen Unterwürfigkeit waren meine Opfer unwürdig, auch nur meine Sklaven zu sein. Doch ich wollte auch nicht über ein Totenreich herrschen. Mir, dem mächtigsten aller Dämonen, gelang es einfach nicht, meinen Willen durchzusetzen.
    Das änderte sich erst, als ich in den Tiefen meines Mausoleums eine Schriftrolle entdeckte. Einen Brief. Einen an mich adressierten Brief, verfasst von einer Sterblichen, einer alten Frau, die im Königreich Lorelien übergroße Macht verfügte. Aus ihren Worten sprachen die Ehrfurcht und Bewunderung, nach der ich mich so lange gesehnt hatte. Sie schlug mir ein Treffen vor.
    Im Bruchteil einer Dezille hatte ich ihren Geist im Getöse der menschlichen Gedanken gefunden und ihre Absichten erforscht. Eigentlich hatte ich sie für ihre Dreistigkeit mit dem Tod bestrafen wollen, aber dann entdeckte ich etwas Unerwartetes: Sie war aufrichtig.
    Mehrere Tage lang verfolgte ich ihre Gedanken und stellte fest, dass sie mir ähnelte – sie liebte die Eroberung und den Sieg. Im ersten Moment war ich versucht, sie herauszufordern, um ihr meine Überlegenheit zu beweisen, aber irgendetwas hielt mich zurück. Schließlich begriff ich, was mich so an ihr faszinierte.
    Sie war ebenso machtgierig wie Saat. Sie war der Mensch, der mir zu meinem Triumph verhelfen konnte. Sie würde den Sterblichen mein Kommen ankündigen. Sie würde meine Beraterin sein und mir zeigen, wie ich mir die Welt unterwerfen konnte, ohne sie zu zerstören.
    So begab ich mich in ihren Palast in Lorelia. Ich sollte meine Entscheidung nicht bereuen.
    Der Plan, den sie ersonnen hat, ist so raffiniert, dass er nicht scheitern kann. Sie hilft mir,
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