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Die Krieger 4 - Das Geheimnis der Pforte

Die Krieger 4 - Das Geheimnis der Pforte

Titel: Die Krieger 4 - Das Geheimnis der Pforte
Autoren: Pierre Grimbert
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war, eine Entscheidung zu treffen.
    Nach mehreren Dekaden der Unschlüssigkeit trieb es mich innerlich von ihm fort. Und ich wäre wohl auch gegangen, hätte nicht eines Tages eine Neuigkeit die Gedanken des Sterblichen erschüttert.
    Yan würde Vater werden.
    Ich hatte bereits Gelegenheit gehabt, das Phänomen zu beobachten. Anfangs handelt es sich nur um ein kleines Flämmchen, einen schwachen Lebensfunken, der dann plötzlich auflodert und in das Getöse der menschlichen Gedanken einstimmt. Diesmal blieb mir diese Entwicklung jedoch verborgen: Die Mutter war durch Gwel aus dem Dara vor meinem Zugriff geschützt. An sie kam ich nur über den Umweg von Yans Gedanken heran. So war ich gezwungen, mich in Geduld zu üben und auf den Tag zu warten, an dem dieser neue Erbe nicht länger unter dem Schutz des verfluchten magischen Anhängers stand. Auf den Tag seiner Geburt.
    Meine Gedanken kreisten nur noch um eins. Dieses Kind konnte der Erzfeind sein und meinen Untergang bedeuten. Und auch wenn Yans seltsames Verhalten mich davon abhielt, ihm etwas anzutun, würde sein Sohn seinem Schicksal nicht entkommen. Sein erster Atemzug würde auch sein letzter sein.
    Nach Monden des Wartens kam endlich der Tag, an dem das Kind das Licht der Welt erblickte und sein Geist für mich sichtbar wurde. Es war, als
hätte das Messer, mit dem die Nabelschnur des Neugeborenen durchtrennt wurde, zugleich seinen Tod besiegelt. Ich beugte mich über ihn und näherte meine unsichtbare Hand seinem Gesicht, um das Kind zu ersticken. Neben mir weinte Yan vor Glück. Doch sein Sohn gehörte längst mir.
    Dieser Gedanke brachte mich auf eine Idee. Anstatt das zarte Lebensflämmchen, das unter meinen Fingern zitterte und tanzte, für alle Zeiten zu löschen, schirmte ich es mit den Händen ab, fachte es an und formte es. Nicht anders, als Saat es bei mir getan hatte!
    Ich war erstaunt, dass ich überhaupt über diese Fähigkeit verfügte. Aber hatte der Hexer mich nicht nach seinem Ebenbild geschaffen? Vor Aufregung vergaß ich meine Mordabsichten und widmete mich ganz und gar dem schöpferischen Akt. Dieser kleine Junge würde nicht der Erzfeind sein. Im Gegenteil, er würde ein mächtiger Verbündeter werden, ebenso versessen aufs Kämpfen und Siegen wie ich, und ohne Erbarmen für jeden, der schwächer war oder sich ihm widersetzte. Mit wilder Freude ging mir auf, dass ich zwar selbst kein Wesen in die Welt setzen konnte, aber die Fähigkeit hatte, ein bereits erwachtes Leben nach Gutdünken zu formen. Ich konnte Saats Werk wiederholen. Ich würde einen Dämon erschaffen.
    Mehrere Tage war ich wie im Rausch und flüsterte dem noch unberührten Geist des Sterblichen all das ein, was aus mir den mächtigsten Eroberer aller Zeiten gemacht hatte. Das dauerte länger, als ich dachte, denn als Autor war ich nur ein blasses Abbild meiner selbst, und der Widerstand des Neugeborenen war verblüffend stark.
    Mir fehlten nur noch wenige Dekanten, höchstens ein Tag, als mir mein Erstgeborener urplötzlich entzogen wurde. Seine Mutter hatte ihm ihren Anhänger um den Hals gebunden. Weil er unter dem Druck meines Geistes fast ununterbrochen schrie, hatte sie in ihrer Verzweiflung beschlossen, es mit dem Gwelom zu versuchen. Damit verwehrte sie mir unwissentlich den Zugriff auf seine Gedanken.
    Bitter enttäuscht blieb ich mehrere Dekaden lang in der Nähe des Kindes und wartete vergeblich auf die Gelegenheit, meine Schöpfung zu vollenden. Am liebsten hätte ich meinen Zorn an seinen Eltern ausgelassen, aber ohne sie hätte das Neugeborene nicht überlebt. Rasend vor Wut verließ ich schließlich dieses verfluchte Haus und zog wieder rastlos in der Welt umher. Diesmal ließ ich meiner Gier nach Blut und Unterwerfung freien Lauf.
    Unzählige Sterbliche bezahlten für die Niederlage, die ich erlitten hatte, mit dem Leben.
    So war ich zum Warten verdammt, während die Jahre vergingen. Vielleicht war es mir ja doch gelungen, einen Verbündeten zu erschaffen, der das Beste von mir in sich trug. Oder aber der Schutz des Gwels hatte meine Anstrengungen zunichte gemacht, und Cael würde für alle Zeiten ein Mensch bleiben, ein jämmerliches, unwürdiges Geschöpf.
    Als ich die Valiponden vor einiger Zeit damit beauftragte, ihn zu entführen, kam ich der Antwort näher. Den Männern gelang es nicht, ihn festzuhalten, da sich der Junge wie ein wildes Tier gebärdete und völlig entfesselt um sich schlug. Als Zuia mir dann den Kampf in ihrem Palast schilderte,
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