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Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin

Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin

Titel: Die Krieger 2 - Der Verrat der Königin
Autoren: Pierre Grimbert
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danken konnte. Nun wandten sich alle Amanon zu, der während des ganzen Gesprächs stehen geblieben war. Er hatte bislang nicht erkennen lassen, was er von der Sache hielt, und lediglich Fragen gestellt, wenn Nolan ins Stocken geraten war.
    »Schwörst du, dass du uns jetzt alles gesagt hast?«, fragte er nach langem Schweigen. »Amanon!«, rief Eryne empört.
    »Ich schwöre es«, sagte Nolan rasch. »Auch wenn mein Wort nicht mehr viel gilt. Nachdem ich wusste, wer in der Heiligen Stadt sein Unwesen treibt, verlor ich … verlor ich meinen Glauben. Selbst wenn es die Götter, wie Corenn behauptet, tatsächlich geben sollte, sind sie mir mittlerweile gleichgültig.«
    Seine Stimme zitterte leicht. Nun hatte er es zum ersten Mal laut ausgesprochen. Seiner Mutter, die in ihm einen künftigen eurydischen Hohepriester sah, würde es das Herz brechen. Der ach so begabte Nolan hatte alle enttäuscht.
    »Ich glaube dir«, sagte Amanon'schließlich. »Und ich bin sehr erleichtert.« Endlich konnte er wieder lächeln. »Wir brauchen dich.« Er breitete die Arme aus. Mit so viel Entgegenkommen hatte Nolan nicht gerechnet. Dankbar ließ er sich von Amanon umarmen und begann fast zu weinen.
    »Ich
brauche dich«, flüsterte der Kaulaner ihm ins Ohr. »Ich schaffe es nicht allein. Du musst mir helfen, unser aller Leben zu retten. Du musst mir helfen, unsere Eltern wiederzufinden. Schwör es mir, mein Freund. Bei unseren Vätern.« Bowbaq und Eryne hörten nicht, was er sagte. Deshalb wunderten sie sich, warum Nolan den Schwur, den er wenige Dezillen zuvor abgelegt hatte, voller Inbrunst und unter Tränen wiederholte. Zum ersten Mal seit langem konnte er seine Gefühle offen zeigen.
    Nolans Geständnis warf viele neue Fragen auf, aber die Erben brauchten unbedingt etwas Schlaf. Bis zum Sonnenaufgang war es nur noch ein knapper Dekant. Da Nolan viel zu aufgewühlt war, um ein Auge zuzutun, bot er an, bei den Verletzten zu wachen. Eryne protestierte halbherzig, obwohl sie vor Müdigkeit fast umfiel, und ließ sich dann von ihrem Bruder zu ihrer Kajüte führen, wo sie sich neben Niss ausstreckte und sofort tief und fest einschlief.
    Auch Amanon hielt sich kaum noch auf den Beinen. Erschöpft vom Kampf gegen die K'lurier und der stürmischen Überfahrt sank er auf seine Koje, ohne auch nur die Stiefel abzustreifen, und legte sein Krummschwert mit letzter Kraft neben das Kopfkissen. Bowbaq, der ihn beobachtet hatte, wurde bei dem Gedanken an die leidvollen Prüfungen, die den Kindern seiner Freunde auferlegt wurden, schwer ums Herz.
    Auch er war hundemüde, und so versuchte er, sich in eine der schmalen Kojen in der Kombüse zu zwängen. Wenn er die Beine anwinkelte, einen der Arme über den Rand baumeln ließ und sich nicht mehr rührte, schaffte er es, nicht gleich wieder aus dem Bett zu fallen. Während er in dieser unbequemen Haltung dalag, wünschte er sich in seine gemütliche Blockhütte zurück, und das rief unweigerlich die Erinnerung an seine Frau wach. Seit acht langen Tagen war Ispen nun verschwunden. Es verging kaum ein Moment, in dem Bowbaq nicht an sie, Prad, Iulane und seine Enkelkinder dachte. Das Schiff ächzte und stöhnte wie damals vor dreiundzwanzig Jahren, als er mit den Eltern seiner Gefährten nach Ji gesegelt war. Wieder wurden sie von fanatischen Mördern gejagt. Wieder musste eine Handvoll Unschuldiger ein Geheimnis lüften, das über ihr Leben bestimmte. Doch diese Generation würde einen hohen Preis zahlen müssen.
    Einer von ihnen musste einem Dämon die Stirn bieten.
    Im Eroberten Schloss von Junin hatte Bowbaq schon einmal gegen Sombre gekämpft. Damals war er sicher gewesen, nicht mit dem Leben davonzukommen. Wie sollte ein Mensch ein unsterbliches Wesen besiegen, das Gedanken lesen, die Gestalt verändern und sich nach Belieben Arme, Krallen und Fangzähne wachsen lassen konnte? Wer von ihnen würde dem Angriff einer solchen Kreatur auch nur eine Dezille lang standhalten? Amanon, Eryne, Nolan, Cael, Kebree oder Niss? Seine Gedanken kreisten immerzu um diese Frage, ohne dass er eine Antwort fand. Noch gestern Abend hatte er gehofft, dass der unerschütterliche Glaube des Priesterschülers Nolan ihnen helfen würde. Doch die Götter schienen dem jungen Mann nicht länger wohlgesinnt zu sein. Nach einer Weile bekam Bowbaq einen Krampf im Arm und versuchte vergeblich, sich auf die Seite zu drehen. Während er mit offenen Augen dalag, stellte er sich vor, Corenn, Grigan, Yan, Leti, Rey und Lana würden
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