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Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Titel: Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)
Autoren: Michael Peinkofer
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erhellte, intensivierte sich. Als die Treppe schließlich endete – Winmar wusste nicht, wie viele Hundert Stufen er gegangen war –, fand er sich in einer Höhle wieder.
    Die hohen Wände waren von schwarzem Gestein überzogen, das an der Decke bizarre Tropfsteine formte. Vor Winmar jedoch lag ein Pfuhl, in dessen Tiefen glühende Lava brodelte – der Vulkan war also doch nicht erloschen!
    »Geh weiter!«, forderte die Stimme ihn auf.
    Vorsichtig trat Winmar an den Rand des Pfuhls und spähte hinab, fasziniert von dem Schauspiel feuriger Lohen und glühender Kaskaden, die sich jäh auftürmten, um sofort wieder zusammenzufallen. Wabernde Dämpfe stiegen empor, der Geruch von Teer und Schwefel raubte dem Zwergenkönig fast den Atem.
    »Meister«, rief er gegen das Brodeln und Brausen, das aus der Tiefe drang, »seid Ihr das?«
    »Du bist gekommen«, stellte die Stimme fest.
    »Das bin ich«, bestätigte Winmar und breitete die kurzen Arme aus. »Jetzt kommt Ihr zu mir! Ich bin bereit, Euch zu umarmen, Meister, mit allem, was ich bin!«
    Winmars Herzschlag raste, nicht nur aufgrund der Hitze, die ihm den Schweiß auf die Stirn trieb, und der giftigen Luft, sondern auch vor Aufregung und ungestillter Gier. Nun endlich würde er Erfüllung finden, würde er Wahrheit und Unsterblichkeit erlangen, all das, wonach selbst die mächtigsten Könige Erdwelts sich vergeblich gesehnt hatten …
    »Es wird dir gehören«, versicherte die Stimme, die einmal mehr in seinen Gedanken zu lesen schien. »Viele haben nach mir gesucht, manche von ihnen erwählte ich zu meinen Dienern – doch am Ende haben sie alle versagt. Du jedoch, Winmar von Ruun, bist zum wahren Kern vorgestoßen, zur Essenz dessen, was ich bin. Nicht nur deine Seele, selbst deinen Verstand hast du dafür gegeben …«
    »Zeigt Euch mir, Meister«, rief Winmar, der noch immer mit ausgebreiteten Armen dastand. »Kommt zu mir! Ich erwarte Euch.«
    »Ich bin auf dem Weg zu dir, mein Diener, sei unbesorgt«, kam es zurück. »Sieh in die Tiefe, und du wirst mich erblicken.«
    Mit vor Hitze und Dämpfen brennenden Augen starrte Winmar in den kochenden Pfuhl – und für einen Moment war ihm, als könnte er in den Strömen und Strudeln aus orangeroter Glut und schwarzer Schlacke tatsächlich etwas erkennen – oder war es nur eine Täuschung? Winmar wischte sich über die tränenden Augen, aber das verschwommene Bild blieb bestehen. Es zeigte einen Zwerg, der bucklig war und entstellt und einen großen Hammer über der Schulter trug …
    »Nein!«, rief Winmar erschrocken aus. »Das ist nicht möglich …!«
    Das Bild verschwand und formierte sich neu, zerfloss wie eine der feurigen Kaskaden, um schon im nächsten Moment wieder zu erstehen, in immer neuer Gestalt. Die Schemen von Elfen und Unholden bildeten sich dort in der Tiefe, sowie von Wesen, wie Winmar sie noch nie zuvor gesehen hatte und die aus einer Zeit stammen mochten, die weit vor der Geschichte lag.
    »Dies bin ich gewesen«, sagte die Stimme, »doch jetzt bin ich hier!«
    Es geschah blitzschnell.
    Die Bilder verschwanden, und die Lava dehnte sich. Von einer unheimlichen Kraft aus der Tiefe getrieben, blähte sie sich auf wie eine riesige Eiterblase und schoss an den Wänden des Pfuhls empor, Winmar entgegen.
    Der Zwergenkönig spürte die Hitze und schrie entsetzt auf, während er weiter in das orangerot glühende Verderben starrte.
    Haar und Bart wurden versengt, die Haut an den Armen und im Gesicht verbrannte, während der König immer weiter schrie, rasend vor Todesangst und Schmerz. Im nächsten Moment hatte die Blase den Rand des Pfuhls erreicht und zerplatzte.
    Flüssiges Gestein spritzte auf, das als prasselnder Regen niederging. Glühend heiß klatschte es auf Winmar herab, verbrannte ihm Haar und Kopfhaut und zeichnete ihn für immer. Gequält wollte der Zwergenkönig aufschreien, doch er tat es nicht – denn plötzlich war der Schmerz vorbei.
    Und dann begriff er, was geschehen war.
    Winmar von Ruun hatte aufgehört zu existieren.
    »Wir sind eins«, sagte er.
    Die Stimme sprach nicht länger zu ihm.
    Der König von Erdwelt war die Stimme.

Anhang A
    ADYSHAN  – DIE GEHEIME SPRACHE
    Grammatikalische Anmerkungen
    Auch nach dem farwyla , dem mythenumrankten Weggang der Elfen aus Erdwelt, hat sich die elfische Sprache in verschiedenen Bereichen der Gesellschaft noch lange erhalten, vor allem in den Kreisen Eingeweihter und Gelehrter, die sie sowohl zu Unterricht und Lehre als auch zur
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