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Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition)

Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition)

Titel: Die Klingen der Rose: Jenseits des Horizonts (German Edition)
Autoren: Zoe Archer
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stürzen oder sich lieber um den Kerl kümmern sollte, auf den Ersterer eingestochen hatte, um Morris. Abrupt löste er den Griff um den Hals seines Gefangenen und fing den verwundeten Morris gerade noch rechtzeitig auf, bevor er auf dem Boden zusammenbrach.
    Die Angreifer flohen rasch aus der Gasse, nur einer von ihnen dachte an ihren bewusstlosen Kameraden und fragte: »Was machen wir mit Shelley? Und mit dem da?« Er deutete auf Huntley.
    »Shelley überlassen wir sich selbst«, bellte der Geschniegelte. »Und der andere weiß nichts. Wir müssen verschwinden. Sofort «, fügte er zischend hinzu. Ohne dass Huntley sie daran hindern konnte, verschwanden die Angreifer in der Nacht und ließen ihn mit dem sterbenden Mann in den Armen zurück.
    Denn der Mann würde sterben. Daran bestand kein Zweifel. Auf dem Schlachtfeld hatte Huntley ähnliche Verwundungen gesehen, und sie hatten stets tödlich geendet. Das Blut strömte zunehmend stärker aus der Wunde in Morris’ Bauch. Nur ein Wunder konnte den Tod noch aufhalten, und Huntley glaubte nicht an Wunder.
    Er neigte sich vorsichtig nach vorn und legte Morris auf den Boden. »Ich hole einen Arzt«, sagt er und löste die Gepäckriemen von den Schultern.
    »Nein«, keuchte Morris. »Sinnlos. Keine Zeit.«
    »Ich könnte wenigstens die Polizei holen«, schlug Huntley vor. Er dachte an den grausamen Gentleman, der eiskalt zugestochen hatte. Seine scharfen Gesichtszüge verdankte er vermutlich ähnlich rücksichtslosen Menschen, die seit Generationen untereinander heirateten und sich fortpflanzten. »Ich habe die Gesichter der Männer deutlich gesehen. Die meisten könnte ich beschreiben und dafür sorgen, dass sie vor Gericht kommen.«
    Morris verzog die Lippen zu einem ironischen Lächeln. »So enden Sie auf dem schnellsten Weg tot in einer Gasse, mein Freund.«
    Huntley fragte sich, wer diese Männer waren, die wie ganz normale Straßenräuber einen Mann in einer Gasse überfielen, aber offenbar viel Macht besaßen. Vielleicht eine kriminelle Organisation. Mit einem betuchten Herren in ihren Reihen. War so etwas möglich? Er konnte jetzt nicht darüber nachdenken. Da er wusste, dass sein Gesicht das Letzte sein würde, was Morris vor seinem Tod sah, sagte er: »Ich heiße Huntley.«
    »Anthony Morris.« Die zwei schüttelten sich ungelenk die Hand, und anschließend klebte auch an Huntleys Fingern Blut.
    »Kann ich irgendetwas für Sie tun, Morris?«, fragte er. Nach dem dunklen Blut zu urteilen, das aus Morris’ Kleidung sickerte, blieb nicht mehr viel Zeit.
    Morris runzelte die Stirn und begann zu sprechen, doch Huntley wurde abgelenkt. Der an der Mauer zusammengesackte Angreifer hatte still und leise das Bewusstsein wiedererlangt. Jetzt kauerte er neben ihnen und flüsterte in seine hohlen Hände. Als Huntley genauer hinsah, bemerkte er in den Händen des Mannes etwas, das in erstaunlicher Weise an ein kleines Wespennest erinnerte – allerdings bestand dieses hier aus Gold. Auf einmal erfüllte ein lautes, durchdringendes Brummen die Gasse, und das goldene Nest begann zu leuchten. Unfassbar.
    Nirgends auf der Welt hatte Huntley je so etwas gesehen. Und dabei hatte er die ungewöhnlichsten Dinge erlebt. Bei diesem Anblick erstarrte er.
    Während der Mann in seinem Flüstern fortfuhr, verstärkte sich das Summen, und das Nest strahlte heller. Dann tauchte in der Öffnung des Nestes der Schein einer winzigen metallenen Wespe auf. Wie von allein bewegte sich Huntleys Hand in Richtung des rätselhaften Spektakels. Da schoss plötzlich ein Schwarm Wespen aus dem Nest direkt auf Huntley und Morris zu. Und Huntley war noch immer wie gelähmt.
    Ächzend und stöhnend drehte sich Morris in Huntleys Armen und schaffte es, ihn mit sich auf den Boden zu reißen. Sie drückten sich flach auf das feuchte Pflaster. Gerade noch rechtzeitig. Denn wie die Gewehrsalve einer Gatling krachten Dutzende von Wespen hinter ihnen in die Mauer. Mörtel und Backsteinsplitter regneten auf Huntley herab, der schützend den Arm über sich und Morris hielt. Er streckte rasch die Hand aus und griff sich ein Holzbrett von einer Kiste, die bei der Schlägerei zu Bruch gegangen war. Am einen Ende standen Nägel hervor. Das schleuderte er dem Mann mit dem Wespennest entgegen. Als das Brett ihn am Kopf traf, schrie der Mann vor Schmerz auf. Er rappelte sich hoch und wieselte, eine Hand an den blutenden Schädel gepresst, in der anderen das Wespennest, davon. Huntley hätte den angeschlagenen Mann
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