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Die Klinge des Löwen 03

Die Klinge des Löwen 03

Titel: Die Klinge des Löwen 03
Autoren: Walter Weil
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unangebracht schien, des öfteren in Gelächter
auszubrechen oder zumindest verstohlen vor sich hin zu kichern.
    Nach einem
ermüdenden Marsch durch weite Teile des deutschen Reiches war
das Slawenheer vor knapp drei Wochen auf den Ort Rastetten gestoßen.
Nachdem man die Siedlung eingenommen, sich eingenistet, sie
ausgeraubt und schließlich gebrandschatzt hatte - ein Vorgang,
der sich über zehn Tage erstreckte -, gab Gotvac den Befehl zum
Weitermarsch. Zuvor trennte er hundertfünfzig Berittene vom
Gesamtheer ab. Er stellte sie unter
den Befehl eines seiner Hauptleute namens Branka. Der knapp
dreißigjährige Krieger war gut sechs Fuß groß.
Er hatte pechschwarzes kurzgeschorenes Haar. In seinem von Sonne und
Wind dunkel gegerbten, bartlosen Gesicht glühte über einer
grotesken Hakennase ein fanatisches schwarzes Augenpaar, und sein
unsteter Blick ließ das nervöse Temperament eines Mannes
erkennen, der zu jeder Gewalttat fähig war. Gotvac hatte ihn
jedoch mit Bedacht ausgewählt. Er wußte, daß Branka
zwar skrupellos, aber meistens erfolgreich imstande war, gefährliche
Missionen durchzuführen, wenn er dabei freie Hand hatte. Daß
er auf diese Weise oft ein blutiges Handwerk verrichtete, kümmerte
den Heerführer wenig, so lange er sich an seine Befehle hielt.
    Branka hatte den
Auftrag, mit seiner Abteilung am Fuße der Schwarzwaldberge
entlang nach Süden zu reiten. Durch die Aufteilung der Reiterei
in zwei unterschiedlich große Gruppen wollte der polnische
Heerführer sicherstellen, daß er die Pforte ins Künzigtal
nicht verfehlte. Er erwartete, daß Brankas Kriegshaufe aufgrund
der weitaus geringeren Kopfzahl wesentlich schneller vorankäme.
Boten auf schnellen Rossen sollten die Verbindung zwischen den beiden
Heeresteilen aufrechterhalten. Sie würden Gotvac sofort
benachrichtigen, falls Brankas Abteilung zuerst auf den gesuchten
Eingang des Flußtales stieß. Er selbst zog mit der
Hauptmasse seiner Streitmacht unweit des großen Stromes das
Rheintal hinauf.
    Lange hatte das
Slawenheer vergeblich danach Ausschau gehalten. Immer wieder war der
Vormarsch ins Stocken geraten, wenn sie auf ein Dorf oder eine
Siedlung trafen. Was am Wege lag, wurde ausgeplündert, denn so
viele Krieger benötigten ständig Nachschub an Proviant.
Bald sprach sich im Lande dieser Vernichtungsfeldzug herum, und viele
Bewohner flohen in Panik, noch bevor die Spitzen des Feindes
auftauchten.
    Es war ein heißer
Sommer, die Tage waren manchmal unerträglich schwül.
Nebenarme des Rheins oder Sumpflandschaften zwangen die Heeresmasse
immer wieder, Umwege in Kauf zu nehmen. Moskitos und Bremsen plagten
Mensch und Tier. Mitunter sah sich Gotvac gezwungen, die gesamte
Streitmacht tagsüber in einem schattigen Laubwald rasten zu
lassen. Allerdings brachte der Versuch, in der nächtlichen Kühle
zu marschieren, wenig ein, da sie in der Dunkelheit kaum ein paar
Meilen gewannen. Der Zufall wollte es, daß das Heer während
eines solchen Nachtmarsches den Unterlauf der fast trockengefallenen
Künzig überquerte, ohne daß die Slawen ahnten, daß
es das Tal dieses Flusses war, das sie suchten.
    Die entlang der
Vorberge nach Süden ziehende Streitmacht unter Branka kam dagegen schnell voran. Zwei Kundschafter, die der
Hauptmann vorausgeschickt hatte, entdeckten schließlich, wo die
Künzig aus dem sich öffnenden Schwarzwaldtal hinaus in die
Ebene floß. Zu diesem Zeitpunkt lagerte die Abteilung bereits
auf der linken Uferseite des Flusses. Mehrere Tage hielten die
Krieger sich untätig in den dortigen Wäldern verborgen. Sie
befanden sich in Höhe der Marktsiedlung Offinburc, deren
Bewohner nicht ahnten, daß der gefürchtete Feind
unmittelbar vor ihren Toren lauerte.
    Branka hörte
sich den Bericht der Kundschafter über die Entdeckung des
Künzigtales schweigend an. Und kaum hatten die beiden Späher
ihren Bericht beendet, sandte er einen Boten auf schnellem Roß in Rich tung Rhein, um
Gotvac von der Entdeckung zu unterrichten. Er wußte, daß
der Mann das Hauptheer nicht verfehlen konnte; traf er auf seinem Weg
zum Strom auf die breite Spur der großen Streitmacht, so
brauchte er ihr nur in südlicher Richtung zu folgen. Falls er
nichts fand, hieß das, daß diese noch zurücklag und
er sich nach Norden wenden mußte.
    Damit fühlte
sich Branka zumindest vorübergehend seiner Pflichten als
Untergebener Gotvacs ledig und konnte sich auf das für ihn
Nächstliegende besinnen. Er war inzwischen auf den Gedanken
gekommen, die wie auf einem
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