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Die Klinge des Löwen 03

Die Klinge des Löwen 03

Titel: Die Klinge des Löwen 03
Autoren: Walter Weil
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Präsentierteller liegende Siedlung
Offinburc zu überfallen. Er hoffte, damit zwei Fliegen mit einer
Klappe zu schlagen - zum einen waren die untätig herumlungernden
Krieger beschäftigt, zum anderen konnte seine Abteilung sich mit
neuem Proviant versorgen. Brankas nervöses Naturell trieb ihn
immer wieder zu solch schnellen Entschlüssen, besonders wenn
sich die Gelegenheit bot, durch blitzartige Überfälle Beute
zu machen. Und so, wie er von seinem Versteck aus die Lage
einschätzte und das lebhafte Kommen und Gehen in der
Marktsiedlung beobachtete, mußten dort vielleicht auch Silber,
Schmuck und andere Wertsachen zu holen sein. Die Gelegenheit war
günstig - warum also warten!
    In derselben Stunde,
als Branka den Befehl zum Angriff auf die Siedlung gab, stieß
sein berittener Bote weit im Westen auf die Nachhut von Gotvacs Heer.
Zwei Krieger sprengten mit ihm an der in Staub und Lärm
dahinziehenden Kolonne entlang und brachten ihn vor den Heerführer.
Nachdem dieser erfahren hatte, daß der lange vergeblich
gesuchte Eingang zum mittleren Schwarzwald endlich gefunden sei,
wurde der Heereszug umgeleitet, um zur Künzig vorzudringen.
Dabei stand Gotvac das Glück zur Seite. In den Abendstunden
stießen seine vorausreitenden Späher auf jene Waldstraße,
auf der die Transporte von Holz und Waren vom Rhein ins Herz der
Mortenau erfolgten. Auf ihr wälzte sich der Heerwurm nun auf die
waldfreien Thiersperger Höhen zu. Als dann aber die
Abenddämmerung hereinbrach, befahl Gotvac seinen Unterführern,
den Heereszug zum Stehen zu bringen.
    Die Slawenkrieger
richteten sich links und rechts des Weges für die Nacht ein. Die
Zugtiere mußten in den Geschirren verbleiben und konnten nur
notdürftig gefüttert und mit dem mitgeführten Wasser
getränkt werden. Dass brachte zwar zusätzliche Unruhe mit
sich, jedoch dämpfte der menschenleere Wald wie ein riesiges
Kissen den Lärm, den vor allem die Tiere verursachten. Den
Kriegern wurde verboten, Lagerfeuer zu entzünden. Gotvac wollte
verhindern, daß durch Unachtsamkeit bei der vorherrschenden
Trockenheit ein Brand entstünde, der für das in den Wald
eingepferchte Heer eine Katastrophe bedeutet hätte. Zwar murrten
die Soldaten über die Einschränkung, aber der Pole blieb
hart. Sein kühl arbeitender Verstand gebot ihm, nicht wegen
einer vorübergehenden Unbequemlichkeit den ganzen Feldzug aufs
Spiel zu setzen, zumal er aufgrund der Berichte seiner Späher
überzeugt war, bereits am nächsten Morgen aus diesen
ausgedehnten Wäldern herauszukommen.
    Aber da seine
Kundschafter es teils aus Müdigkeit, teils aus Faulheit
unterlassen hatten, die Thiersperger Höhen zu überqueren
und bis zum Fluß vorzustoßen, sondern unterhalb der Hügel
ihren Erkundungsgang abbrachen, war es ihnen verborgen geblieben, daß
die Künzig kaum noch mehr als zwei Meilen entfernt war. Der
Bericht der Späher war daher unvollständig. Gotvac konnte
somit aus Unkenntnis der wahren Sachlage seine Krieger nicht darauf
vorbereiten, daß sie beim Weitermarsch am kommenden Morgen
schon bald auf das feindliche Heerlager der Mortenauer Ritterschaft
treffen würden. Er ahnte zu diesem Zeitpunkt nicht, daß
sich ihm eine glänzende Gelegenheit bot, den Feind im Schlaf zu
überraschen.
    Umgekehrt wußte
man im Lager der Mortenauer nichts von der ungeheuren Gefahr, in der
das eigene Heer schwebte. Dort herrschte eher eine lockere Stimmung.
Zwar hatte die Nachricht vom Überfall der Slawen auf die
Marktsiedlung Offinburc an allen Lagerfeuern zunächst einen
aufgeregten Wortstreit ausgelöst. Aber in dem Gefühl, mit
diesem zahlenmäßig offenbar nicht sonderlich starken Feind
fertig zu werden, schwadronierten die Kriegsleute gar bald von einem
schnellen Sieg. Schon machte ein vom Alkohol befeuerter Ausspruch die
Runde im Lager: "Mit dem verlausten Steppenpack sind wir schnell
fertig, und der Sieg ist unser!"
    Wesentlich ernster
ging es im Zelt Graf Urbans zu. Dort redeten sich beim flackernden
Schein eines Talglichts der Geroldsecker und Graf Max die Köpfe
heiß. Nur Dietrich vom Hain, der Dritte im Bunde, hatte bisher
schweigend zugehört. Die beiden Älteren stritten über
die Frage, ob man das gesamte Heer zur Befreiung Offinburcs einsetzen
sollte, oder nur eine halb so starke Abteilung. Als Dietrich sah, daß
sie sich nicht einig wurden, brach er endlich sein Schweigen.
    An Urban gewandt,
fragte er: "Wißt Ihr, wie stark die Slawen sind, die sich
in Offinburc eingenistet haben?"
    Der
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