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Die Kinder Von Eden : Roman

Die Kinder Von Eden : Roman

Titel: Die Kinder Von Eden : Roman
Autoren: Ken Follett
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glitt in ihren Ausschnitt. »Jawohl.«
    »O jemine!« sagte sie und hob den Rock ihres Kleids bis über die Taille.
    Sie trug keine Unterwäsche.
    Priest grinste und knöpfte sich seine Levi‘s auf.
    »Was wird Mario denken, wenn er uns so sieht?« fragte sie.
    »Neidisch wird er sein«, sagte Priest, während er in sie eindrang. Sie waren fast gleichgroß und fanden mit einer Leichtigkeit zusammen, die lange Übung verriet.
    Star küßte ihn auf den Mund.
    Wenig später hörte er, wie sich ein Auto auf der Straße näherte. Sie blickten beide auf, ließen sich aber ansonsten nicht stören. Ein Pickup mit drei Landarbeitern auf dem Vordersitz fuhr vorbei. Die Männer sahen, was los war, und grölten und johlten durchs offene Fenster.
    Star winkte ihnen zu und rief: »Hallo, Jungs!«
    Priest mußte so heftig lachen, daß er kam.
    Vor genau drei Wochen hatte die Krise ihre letzte, entscheidende Phase erreicht.
    Sie hatten gerade an dem langen Tisch im Küchengebäude gesessen und ihr Mittagessen verzehrt, einen würzigen Linseneintopf mit Gemüseeinlage und frischem, ofenwarmem Brot. Da betrat Paul Beale den Raum, in der Hand einen Briefumschlag.
    Paul füllte den Wein, den Priests Kommune produzierte, in Flaschen ab – doch das war nicht seine einzige Zuständigkeit. Paul hielt Verbindung nach draußen und sorgte dafür, daß die Kommunarden zwar Kontakt mit dem Rest der Welt halten, sich aber gleichzeitig von ihm abschotten konnten. Der kahlköpfige, bärtige Mann war seit den frühen Sechzigern mit Priest befreundet. Zu jener Zeit waren sie halbwüchsige Gangster gewesen, die in den Slums von L. A. besoffene Penner ausgeraubt hatten.
    Priest nahm an, daß Paul den Brief am Morgen in Napa erhalten hatte und sofort zu ihnen gefahren war. Was in dem Brief stand, konnte er sich ebenfalls denken, doch ließ er erst einmal Paul zu Worte kommen. »Vom Liegenschaftsamt der Regierung«, sagte Paul. »Adressiert an Stella Higgins.« Er reichte das Schreiben Star, die Priest gegenüber an der Schmalseite des Tisches saß. Stella Higgins war ihr richtiger Name – jener, unter dem sie im Herbst 1969 diese Parzelle Staatsland vom Innenministerium gepachtet hatte.
    Die Gespräche am Tisch erstarben. Selbst die Kinder hielten plötzlich den Mund; sie spürten die Atmosphäre aus Furcht und Bestürzung.
    Star riß den Umschlag auf und entnahm ihm den einzelnen Briefbogen. Mit einem Blick überflog sie den Inhalt des Schreibens. »Am siebten Juni«, sagte sie.»Fünf Wochen und zwei Tage, von heute an«, sagte Priest. Solche Rechenergebnisse flogen ihm automatisch zu.
    Mehrere Leute am Tisch stöhnten verzweifelt auf. Eine Frau namens Song begann leise zu weinen. Eines von Priests Kindern, der zehnjährige Ringo, fragte: »Warum, Star? Warum nur?«
    Priests Blick glitt zu Melanie, dem neuesten Mitglied der Gruppe. Sie war eine hochgewachsene, schmale Frau von achtundzwanzig Jahren, bildhübsch, mit blasser Haut, langem, paprikarotem Haar und der Figur eines Models. Dusty, ihr fünfjähriger Sohn, saß neben ihr. »Was?« fragte sie, und Entsetzen lag in ihrer Stimme. »Was hat das zu bedeuten?«
    Alle hatten sie gewußt, was auf sie zukam, aber da sie es einfach zu deprimierend fanden, darüber zu reden, hatte sich niemand von ihnen bemüßigt gefühlt, Melanie aufzuklären.
    »Wir werden das Tal hier verlassen müssen, Melanie«, sagte Priest. »Es tut mir leid.«
    Star las vor: »›Die oben erwähnte Parzelle ist nach dem 7. Juni dieses Jahres nicht mehr zur Besiedlung geeignet, da Gefahr für Leib und Leben entstehen wird. Wir sehen uns daher gezwungen, die Pacht gemäß § 9 Absatz B Ziffer 2 Ihres Vertrags zu kündigen‹«
    Melanie sprang auf. Ihre weiße Haut war gerötet, ihr hübsches Gesicht wutverzerrt. »Nein!« schrie sie. »Nein! Das können die mir nicht antun – ich habe euch doch gerade erst gefunden! Ich glaube das nicht. Das ist eine Lüge!« In ihrer Wut wandte sie sich gegen Paul. »Du Lügner!« brüllte sie. »Du gottverdammter Lügner!«
    Ihr Kind fing an zu weinen.
    »Komm, reg dich ab!« erwiderte Paul empört. »Ich bin hier doch bloß der beknackte Briefträger!« Plötzlich schrie alles wild durcheinander.
    Mit drei, vier langen Schritten war Priest bei Melanie. Er nahm sie in den Arm und flüsterte ihr ins Ohr: »Du machst Dusty Angst! Setz dich wieder. Ich verstehe ja, daß du wütend bist. Das sind wir alle. Wir schäumen vor Wut.«
    »Sag mir, daß das nicht wahr ist«, bat Melanie.
    Mit sanftem
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