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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant
Autoren: Jules Verne
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im Stande ist, einen Achtpfünder vier Meilen weit zu schleudern.
    John Mangles, muß man gestehen, verstand sich auf sein Geschäft; hatte er auch nur eine Vergnügungs-Yacht zu commandiren, so war er doch einer der besten Kapitäne von Glasgow; er stand im dreißigsten Jahre, und hatte etwas derbe Züge, die jedoch von Muth und Güte zeugten. Er war im Schlosse geboren, von der Familie Glenarvan auferzogen und zum vortrefflichen Seemann gebildet. John Mangles hatte bei weiten Seefahrten schon öfters Beweise von Geschicklichkeit, Thatkraft und kaltem Blut gegeben. Als ihm Lord Glenarvan das Commando des Duncan anbot, nahm er es sehr gerne an, denn er liebte den Herrn von Malcolm-Castle wie einen Bruder, und suchte, obwohl er bisher noch nicht mit ihm zusammengetroffen, Gelegenheit, sich für ihn aufzuopfern.
    Der Untercommandant, Tom Austin, war ein alter Seemann, der alles Vertrauen verdiente; die Bemannung des Duncan zählte mit Einschluß des Kapitäns und seines Stellvertreters fünfundzwanzig Köpfe. Sie gehörten alle der Grafschaft Dumbarton an, lauter erprobte Seeleute, Söhne von Lehnträgern der Familie, und bildeten an Bord des Schiffes einen echten altschottischen Stamm wackerer Leute, denen nicht einmal der herkömmliche Dudelsack fehlte. Lord Glenarvan hatte da eine Schaar guter Unterthanen bei sich, die ihres Gewerbes froh waren, ergeben, muthig, tüchtig in der Waffenführung und im Matrosendienst, und fähig, ihn bei den kühnsten Unternehmungen zu begleiten. Als die Mannschaft des Duncan erfuhr, wohin die Fahrt gerichtet war, konnte sie ihre freudige Bewegung nicht unterdrücken, und das Echo der Felsen von Dumbarton hallte von begeistertem Hurrahrufen wieder.
    Während John Mangles in voller Beschäftigung war, sein Schiff auszurüsten und zu versorgen, vergaß er nicht, die Gemächer des Lords und der Lady Glenarvan für eine weite Fahrt einzurichten. Ebenso mußte er für die Kinder des Kapitän Grant Kämmerchen herrichten, denn die Lady hatte Mary die Erlaubniß, sie an Bord des Duncan zu begleiten, nicht versagen können.
    Was Robert betrifft, so wäre der lieber in den untersten Schiffsraum gekrochen, als daß er nicht mitgefahren wäre. Hätte er, wie Nelson und Franklin, als Schiffsjunge dienen müssen, er wäre auf dem Duncan mitgefahren. Solch einem Jungen konnte man nicht widerstehen. Man versuchte es auch nicht. Selbst das mußte man ihm nachgeben, daß er nicht als Passagier mitfuhr, denn er wollte Dienste verrichten, als Schiffsjunge, Lehrling oder Matrose. John Mangles wurde beauftragt, ihn das Seemannsgeschäft zu lehren.
    »Gut, sagte Robert, und er verschone mich nicht mit der Peitsche, wenn ich es nicht recht mache!
    – Laß das nur gut sein, lieber Junge«, erwiderte Glenarvan mit ernster Miene, und ohne beizufügen, daß die neunschwänzige Katze hier nicht Brauch, und an Bord des Duncan auch völlig überflüssig war.
    Die Passagierliste vollständig zu geben, ist nur noch der Major Mac Nabbs zu nennen. Der Major war ein Fünfziger von ruhiger, gesetzter Haltung, der hinging, wo man’s haben wollte, eine vortreffliche, tüchtige Natur, bescheiden, schweigsam, friedlich und sanft; stets einstimmig mit Jedem über jeden Gegenstand, widersprach er nicht, disputirte nicht, wurde nicht auffahrend; ebenso ruhig, wie die Treppe zu seinem Schlafzimmer hinauf, betrat er die Böschung eines Walles, wenn Bresche geschossen wurde, ließ sich durch nichts in der Welt in Verlegenheit, niemals außer Fassung bringen, nicht einmal durch eine Kanonenkugel, und gewiß wird er noch bis zu seinem Tode nicht mehr in Zorn zu bringen sein. Dieser Mann besaß in hohem Grade nicht allein den gewöhnlichen Muth des Schlachtfeldes, die physische, nur auf Muskelstärke beruhende Tapferkeit, sondern mehr noch, moralischen Muth, d.h. Stärke der Seele. Hatte er einen Fehler, so bestand er darin, daß er von Kopf bis zu den Füßen durch und durch Schotte war, ein echter Caledonier, der hartnäckig an den alten Gebräuchen seines Landes hing. Darum wollte er auch nie in englischen Kriegsdienst treten, und erwarb sich seinen Majorsgrad im zweiundvierzigsten Regiment der schwarzen Garde-Hochländer, das nur aus schottischen Edelleuten bestand. Als Verwandter der Familie Glenarvan hatte Mac Nabbs seine Stelle im Schloß Malcolm, als Major fand er es ganz natürlich, daß er zu den Passagieren des Duncan gehörte.
    Diese Personen also befanden sich auf der Yacht, welche durch unvorhergesehene Umstände die
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