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Die Kinder des Kapitän Grant

Die Kinder des Kapitän Grant

Titel: Die Kinder des Kapitän Grant
Autoren: Jules Verne
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Schreiben verfaßte und in’s Meer warf, vertraute er es der Obhut Gottes. Gott hat es in unsere Hände geführt! Gewiß hat uns Gott die Rettung dieser Unglücklichen aufgetragen.
    – Was meinst Du damit, Helena?« fragte Lord Glenarvan.
    Tiefes Schweigen herrschte in der ganzen Versammlung.
    »Ich meine damit, fuhr Lady Helena fort, daß man ein Glück darin finden soll, sein eheliches Leben mit einer guten That zu beginnen. Nun denn, lieber Edward, Du hattest mir zu Gefallen eine Vergnügungsfahrt beschlossen! Welch Vergnügen aber kann echter, nützlicher sein, als Unglückliche zu retten, die von ihrem Lande im Stiche gelassen werden?
    – Helena! rief Lord Glenarvan aus.
    – Ja! Du verstehst mich, Edward! Der Duncan ist ein tüchtiges Schiff! Er kann auch dem Südmeer trotzen! Er kann die ganze Erde umsegeln, und nöthigenfalls wird er es thun. So wollen wir hin, Edward! Den Kapitän Grant aufsuchen!«
    Bei diesen muthigen Worten umschloß Lord Glenarvan seine junge Frau mit den Armen, lächelte und drückte sie an sein Herz, während Mary und Robert ihre Hände küßten.
    Und während dieser rührenden Scene ließen die Diener des Schlosses, in begeisterter Bewegung, aus ihrem Herzen den Ruf der Dankbarkeit vernehmen:
    »Hurrah der Dame von Luß! Hurrah! Dreimal Hurrah dem Lord Edward und der Lady Glenarvan!«
Fünftes Capitel.
Abfahrt des Duncan.
    Lady Helena hatte, wie wir sahen, eine starke und edle Seele. Was sie soeben gethan, lieferte den unbestreitbaren Beweis. Lord Glenarvan hatte wohl Grund, auf diese edle Frau, die ihn zu begreifen, sich ihm anzuschließen fähig war, stolz zu sein. Die Idee, dem Kapitän Grant selbst zu Hilfe zu kommen, hatte sich seiner bereits bemeistert, als man ihm zu London sein Gesuch abschlug; nur der Gedanke, sich von Lady Helena trennen zu müssen, hatte ihn abgehalten, ihn derselben mitzutheilen. Da sie nun aber begehrte, selbst die Reise mit zu machen, so hatte er sich auch keinen Augenblick zu bedenken. Die Diener des Schlosses hatten ihren Vorschlag mit Beifall begrüßt; es handelte sich um die Rettung ihrer Brüder, die Schotten waren wie sie, und Lord Glenarvan stimmte herzlich in das Hurrah ein, welches sie der Dame von Luß zuriefen.
    Als die Fahrt beschlossen war, wurde auch keine Stunde versäumt. Noch an demselben Tage ließ Lord Glenarvan an John Mangles den Befehl ergehen, den Duncan nach Glasgow zu bringen, und Vorbereitungen zu einer Reise in die Südsee zu treffen, woraus leicht eine Weltumsegelung werden konnte. Uebrigens hatte Lady Helena, als sie den Vorschlag machte, dem Duncan nicht zuviel zugetraut; es war ein äußerst solid gebauter Schnelldampfer, der eine weite Reise ohne Gefahr aushalten konnte.
    Es war ein Prachtstück von Dampf-Yacht, von zweihundertundzehn Tonnen, während die ersten Schiffe der Entdecker der neuen Welt, Columbus, Vespuelo, Pinzon, Magelhaens, weit geringeren Gehalt hatten. 1
    Der Duncan hatte zwei Maste: einen Fockmast mit Segel, Goelette-Focksegel, kleinem Marssegel und kleinem Bramsegel; einen großen Mast mit Brigantine und Spitze; ferner einem Vorstagsegel, einem großen und kleinen Klüver und Stagsegeln. Sein Segelwerk war tüchtig, und er konnte den Wind wie ein einfacher Klipper benutzen; aber vor Allem, er konnte sich auf die Kraft der Maschine in seinem Schooße verlassen. Dieselbe hatte hundertundsechzig Pferdekraft und war nach einem neuen System gebaut, mit Vorrichtungen zum Ueberhitzen, wodurch der Dampf eine größere Spannkraft bekam; es war eine Hochdruckmaschine mit doppelter Schraube. Der Duncan konnte mit voller Dampfkraft jede bisher erzielte Schnelligkeit überbieten. In der That hatte er bei seiner Probefahrt im Golf des Clyde, nach Ausweis des Patent-Log 2 , bis zu siebenzehn Meilen 3 in der Stunde zurückgelegt. Demnach war er tüchtig genug, ohne Weiteres abzufahren, die Reise um die Welt zu unternehmen. John Mangles brauchte nur noch für die Beschaffung der Vorräthe zu sorgen.
    Vor allen Dingen ließ er die Vorrathskammern größer machen, um so viel Kohlen als möglich einzunehmen, denn während der Fahrt ist’s nicht leicht sein Brennmaterial zu erneuern. In gleicher Weise sorgte er für die Mundvorräthe, und John Mangles war vorsichtig genug, sich auf zwei Jahre mit Lebensmitteln zu versehen. An Geld fehlte es nicht, und es langte auch noch, eine Kanone anzuschaffen, die auf dem Vordercastell der Yacht angebracht wurde; man wußte nicht, was vorfallen konnte, und es ist immer gut, wenn man
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