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Die Ketzerbraut. Roman

Titel: Die Ketzerbraut. Roman
Autoren: Iny Lorentz
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begraben worden.«
    »Das war ein Fremder, dessen Namen wir nicht kennen und auf den nun Weib und Kind, Vater und Mutter vergebens warten!«, antwortete Veva und vergoss unwillkürlich eine Träne für die Angehörigen des Toten.
    Als sich der Ratsherr nach einer Weile wieder verabschiedet hatte, stieß Echle Ernst leicht in die Seite. »Ich habe wieder Schriften dabei. Wenn du welche haben willst?«, flüsterte er leise.
    Trotzdem hörte der Schwab seine Worte und spitzte die Ohren. Er konnte sich denken, wovon der Augsburger sprach, denn er hatte oft genug von Doktor Luthers Thesen reden hören. Nun bekam er Lust, sich selbst einmal damit zu beschäftigen. Doch bis dahin gab es noch ein kleines Problem zu bewältigen. »Glaubt Ihr, dass ich noch Lesen und Schreiben lernen kann?«, fragte er Ernst.
    »Nun, es heißt zwar, was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr, aber du kannst es ja versuchen«, schlug dieser gut gelaunt vor.
    »Ich werde es dich lehren«, versprach Veva. »Immerhin wolltest du Wirt werden. Da solltest du sowohl schreiben und lesen, aber auch rechnen können.«
    »Was? Der Schwab will Wirt werden? Das ist mir ja ganz was Neues«, spottete Cilli.
    »Es wird noch lustiger werden, wenn du erfährst, wen ich mir als meine Wirtin vorstelle!« Der Schwab grinste über beide Backen, denn bislang hatten Cilli und er sich stets kleine Privatfehden geliefert. Trotzdem war sie in seinen Augen die beste Frau, die er für sein neues Leben finden konnte.
    »Na, und wer ist dieses arme Wesen?«, wollte Cilli wissen.
    Das Grinsen des Knechts wurde womöglich noch breiter. »Ich habe da an dich gedacht.«
    »An mich?« Cilli ließ vor Überraschung beinahe das Brett fallen, mit dem sie weiteres Brot und einige Stücke Wurst aus der Speisekammer geholt hatte.
    »Was ist daran so verwunderlich? Du kochst ausgezeichnet. Das ist für eine Wirtin schon einmal gut. Außerdem stellst du was dar, und wir sind eigentlich immer gut ausgekommen!«
    »Ja, wie Hund und Katz«, biss die Köchin zurück.
    »Wenn du nicht willst, muss ich mir halt eine andere suchen. Aber eigentlich gibt es keine, mit der ich lieber Wirt wäre als mit dir.« Jetzt wirkte der Schwab nicht mehr so überlegen, sondern sogar ein wenig ängstlich.
    Cilli musterte ihn einige Augenblicke, dann glättete sich ihre Miene. »Du meinst also, ich stelle was dar?« Es klang nicht wenig geschmeichelt.
    Der Schwab nickte heftig. »Freilich meine ich das! Du bist – Frau Veva vielleicht ausgenommen – die hübscheste Frau, die ich kenne. Da wüsste ich mir schon was, was wir in der Nacht machen könnten.«
    »So sind die Mannsleute! Reden tun sie von der Arbeit, aber denken tun sie an was anderes. Ich glaube, wir müssen euch öfter zum Beichten schicken!« Cilli lachte, wandte sich dann aber Veva zu.
    »Ich weiß gar nicht, ob es Euch und Eurem Mann recht wäre, wenn der Schwab und ich …«
    »Warum soll es uns nicht recht sein? Ihr habt uns in einer schweren Zeit treu gedient. Auch hat der Schwab viel Geld ausgeschlagen, mit dem Haselegner ihn bestechen wollte. Ich wünsche euch von Herzen Glück.« Veva umarmte die Köchin und reichte dem Knecht die Hand. Auch Ernst stand auf und beglückwünschte die beiden. Dann klopfte er dem Schwab auf die Schulter. »Sobald du Lesen und Schreiben gelernt hast, richte ich euch eine schöne Wirtschaft ein.«
    Der Schwab rieb sich gerührt über die Augen. »Dank auch schön! Ich weiß auch schon, wie ich unser Wirtshaus nennen werde!«
    »Und wie?«, fragte Cilli neugierig.
    »›Zum Schwab‹ natürlich«, antwortete der Knecht.
    Schallendes Gelächter antwortete ihm, und Korbinian Echle versprach ihm, jedes Mal dort einzukehren, wenn er nach München käme.
    »Auch ich werde den einen oder anderen Krug Bier bei euch trinken«, erklärte Ernst.
    Danach suchte sein Blick Veva. »Es ist schön, wieder bei dir zu sein!«
    »Jetzt ist unser Glück vollkommen.« Veva lächelte, doch sie wusste, dass die Schatten der Vergangenheit sie noch eine ganze Weile verfolgen würden. Da waren zum einen die Räuber, die ihrer Verurteilung harrten, und dann die anderen Feinde, über die der Richter ebenfalls den Stab brechen musste. Wirklich sicher würden sie sich erst fühlen, wenn auch Benedikt Haselegner und Ägidius Portikus ihre gerechte Strafe erhalten hatten. Doch von diesem Gedanken wollte sie sich ihre gute Laune nicht verderben lassen. Daher füllte sie die Becher noch einmal und stieß mit allen an, die in den
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