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Die Katze, die Domino spielte. Roman.

Die Katze, die Domino spielte. Roman.

Titel: Die Katze, die Domino spielte. Roman.
Autoren: Lilian Jackson Braun
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bereits Intervalle von ein paar Sekunden oder sogar einer ganzen Minute, und die violetten Blitze wurden ebenfalls schwächer, doch der Regen donnerte immer noch weiter gegen das Gebäude. Ab und zu hörte man ein lautes Krächen, wenn ein Ast von einem Baum brach, und danach, wenn er auf dem Dach landete, einen dumpfen Schlag, bei den das ganze Haus vibrierte. Keiner sprach es aus, aber alle dachten wohl: Was ist, wenn ein Baum durch das Dach kracht? Und wenn Tonnen Wasser ins Haus strömen?
    Jetzt konnte man zumindest reden und gehört werden, obwohl es eigentlich keine richtige Unterhaltung war – nur laut ausgesprochene Gedanken:
    »Hört sich an, als würde eine Lokomotive vorbeibrausen!«
    »Das sind die alten Götter der Insel; sie knurren und knirschen mit den Zähnen.«
    »Gott sei Dank haben wir die Kinder aufs Festland geschickt.«
    »Da drüben bekommen sie es sicher auch.«
    »Haben Sie schon einmal ein so schlimmes Unwetter erlebt?«
    »Die Katzen benehmen sich sehr gut. Aber Koko ist angespannt.«
    »Yum Yum zittert die ganze Zeit.«
    »Hast du auf den Windmesser geschaut, Nick?«
    »Er ist kaputtgegangen. Muß über hundert Meilen pro Stunde haben.«
    »Ich frage mich, wie hoch wohl das Wasser im See ist.«
    »Wenn es bis zur Straße kommt, könnten wir unterspült werden.«
    »Hat einer von euch ›Sturm über Jamaica‹ gelesen?«
    Manchmal setzte der Wind einen unendlich wohltuenden Moment aus, um dann seinen Angriff von einer anderen Seite her fortzusetzen. Als der Tumult in den frühen Morgenstunden nachließ, herrschte benommene Stille in dem kleinen Raum. Alle sagten, sie seien erschöpft.
    »Hat jemand Hunger?« fragte Lori.
    Doch jeder sehnte sich nur nach Schlaf. Die Öllampen wurden gelöscht, und im Schein der Taschenlampe tasteten sich die Überlebenden des Unwetters durch die finsteren Räume.

 
    Am Tag nach dem Unwetter drang kein Tageslicht durch die verrammelten Fenster; selbst die Katzen wußten nicht, daß Frühstückszeit war. Nur das Dröhnen des Hubschraubers des Sheriffbüros, der die Schäden begutachtete, und der Lärm, den Nick machte, als er die Fensterläden entfernte, ließen darauf schließen, daß es Zeit zum Aufstehen war.
    Lori bot Qwilleran heißen Kaffee, kalte Haferflocken und eine Orange aus dem Obstkorb an. »Schauen Sie mal zur Vordertür hinaus«, sagte sie. »Sie werden es nicht glauben.«
    Die Sonne schien; die Fluten waren rasch zurückgegangen; und eine genau richtig bemessene Brise trocknete das durchnäßte Haus und den Boden.
    »Wir haben Glück gehabt«, sagte Lori. »Warten Sie, bis Sie die Elfuhr-Nachrichten hören!« Der Sprecher von WPKX sagte:
Moose County wurde vom schlimmsten Unwetter seit vierzig Jahren heimgesucht. Die Häuser am Seeufer und die Fischfanggebiete an der Küste haben nur geringe Schäden erlitten, aber am Südzipfel von Pear Island, allgemein als Frühstücksinsel bekannt, hat der Sturm mit der größten Gewalt zugeschlagen. Das Pear Island Hotel wurde während der fünfstündigen Attacke, die als ›Hurrikan des Nordens‹ in die Annalen einging, praktisch dem Erdboden gleichgemacht. Stürme mit einer Geschwindigkeit von bis zu hundert Meilen pro Stunde sowie ein Anschwellen des Sees haben aus dem Gebäude, das erst vor weniger als zwei Monaten fertiggestellt wurde, Kleinholz gemacht. Entwurzelte Bäume von gewaltiger Höhe stürzten auf das Haus mit dem Flachdach und die angrenzenden Einkaufsstraßen. Teile des hölzernen Gehweges und der Piers wurden in das zerstörte Gebäude geschleudert. Das gesamte Personal war bereits aus dem Komplex evakuiert, und es wurden keine Todesopfer gemeldet. Die Bauunternehmer, XYZ Enterprises, waren zum jetzigen Zeitpunkt nicht erreichbar und konnten daher keinen Kommentar abgeben, doch Beobachter schätzen, daß sich der Schaden auf Millionenhöhe beläuft. Auf der restlichen Insel haben Gebäude, die beinahe ein Jahrhundert lang Stürmen standgehalten haben, auch diesmal den Elementen mit nur geringen Schäden getrotzt.
    Qwilleran fragte Lori: »War Miss Cage schon hier unten?«
    »Nein, aber ich habe ihr Tee hinaufgebracht. Ich habe mir Sorgen um sie gemacht. Sie ist so zerbrechlich für eine junge Frau und so dünn! Ich habe genau Größe vierzig, aber neben ihr komme ich mir richtig dick vor. Es geht ihr gut, aber sie ist müde und ein wenig benommen. Sind wir das nicht alle? Ihren Rasierapparat können Sie nicht benutzen, Qwill, aber Sie können einen Krug mit Wasser zum Waschen mit
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