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Die Katze, die den Braten roch.

Die Katze, die den Braten roch.

Titel: Die Katze, die den Braten roch.
Autoren: Lilian Jackson Braun
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wichtig!«
    »Irgendjemand mußte ja etwas sagen.«
    »Sei nicht so bescheiden. Du hast den Tag gerettet! Alle, die heute in die Bücherei gekommen sind, haben nur in den höchsten Tönen von deiner Rede gesprochen! Du hast dem Großen Sturm die Show gestohlen! Weißt du eigentlich, daß die Menschen im ganzen Bezirk einander jetzt auf den letzten Drink einladen? Die Party in Indian Village findet heute Abend statt – wie immer im Clubhaus – von fünf Uhr bis Mitternacht. Es gibt eine Bar, Snacks, ein Unterhaltungsprogramm und Kartenspiele. Alles ganz locker. Man kann einfach reinschauen.«
    »Wir könnten vorher im Nutcracker Inn zu Abend essen«, schlug Qwilleran vor. »Vielleicht schließt das Lokal, wenn der Schnee kommt. Und ich möchte vor dem Großen Sturm noch Homer besuchen.«
    Qwilleran fand Rhoda Tibbitt im Friendship Inn in der Nähe des Krankenhausgeländes. »Wie geht es Ihrem unverwüstlichen Ehemann?«
    »Wunderbar, Qwill. Er ist in der Rehabilitationsabteilung und unterhält sich prächtig. Er erzählt Geschichten, und die anderen Patienten lachen sich kaputt. Sie geben einander Spitznamen. Ein alter Herr hat gemeint: ›Wenn Sie Homer sein können, will ich Chaucer sein.‹ Und so hat es angefangen. Eine Frau wollte Emily Dickinson sein, und so weiter.«
    »Empfangen sie auch Besucher?«
    »Natürlich! Besuchen Sie ihn ruhig, bevor der Schnee kommt.«
    »Rhoda, haben Sie als langjährige Bewohnerin von Moose County jemanden namens Helen Omblower gekannt? Sie hat vor 20 Jahren in Chipmunk gelebt. Mehr weiß ich nicht.«
    Sie schwieg und dachte nach. »Irgendwie kommt mir der Name bekannt vor. Ich werde Homer fragen.«
    »Tun Sie das, und ich sehe Sie beide dann morgen.«

 

    Der Dienstag war ein sonniger Tag mit blauem Himmel und weißen Quellwolken; trotzdem begann der offizielle Countdown vor dem Großen Sturm, und ganz Moose County war hektisch damit beschäftigt, sich Vorräte anzulegen – von allem. Qwilleran hatte den Drugstore gebeten, ihm eine Sonntagsausgabe der New York Times aufzuheben, die ihn während des dreitägigen Schneesturms beschäftigen würde. Als er dort eintraf, sah er zwei Männer auf dem Gehsteig stehen. Ernie Kemple sagte gerade mit seiner donnernden Stimme: »Die Bergwerkshütte!« Dann antwortete Burgess Campbell etwas darauf, und beide schrieen vor Lachen.
    »Was war denn das für ein schmutziger Witz, Leute?«, erkundigte sich Qwilleran. »Und warum lacht Alexander nicht?«
    Campbells Blindenhund legte die unbeirrbare Gelassenheit an den Tag, die für seinen Beruf typisch war.
    Kemple wurde plötzlich ernst. »Erinnern Sie sich, daß ich in Ottos Gebäude ein Antiquitätenzentrum errichten wollte? Ich habe soeben herausgefunden, was dort geplant ist: das Erholungszentrum, das mit dieser reißerischen Anzeigenkampagne beworben wurde. Es wird ein Videopalast mit Spielautomaten auf den Galerien, und sie nennen es ›Die Bergwerkshütte‹!«
    »Weil man völlig abgebrannt wie nach einem Stollenbrand wieder rauskommt«, sagte Burgess.
    Sie lachten wieder.
    »Warum lachen wir eigentlich?«, fragte Ernie. »Das ist eine schlechte Neuigkeit!«
    »Wie haben Sie es herausbekommen?«, hakte Qwilleran nach. »Das war das größte Geheimnis seit Hannibals Alpenüberquerung.«
    »Meinem Nachbarn gehört die LKW-Firma, die die Ausstattung geliefert hat. Die Spielautomaten kommen auf die Galerie.«
    »Einen Augenblick. Ich wußte gar nicht, daß in dieser Stadt Glücksspiel erlaubt ist.«
    »Nur, wenn man eine Sondergenehmigung vom Stadtrat bekommt. Bisher wurden derartige Ansuchen abgelehnt; aber diesmal hat jemand entweder die richtigen Beziehungen gehabt oder die richtigen Hände geschmiert.«
    Burgess sagte: »Sogar Alexander könnte eine Alkoholkonzession bekommen, wenn er wüßte, welche Stiefel er lecken muß.«
    Als Qwilleran mit einem Arm voll Zeitung den Drugstore verließ, dachte er: Das ganze Konzept, einschließlich des Namens, ist doch viel zu raffiniert für einen Mann, der sein Lokal ›Ottos Schlemmereck‹ genannt hat. Ist Otto einer der Partner von Donex? Ist der Bürgermeister ein weiterer Partner? Ist das einer der Pläne, die Zoller abgelehnt hat? Ist das einer der Gründe, weshalb er so plötzlich die Stadt verlassen hat? Es erfordert eine ganz besondere Art von Mut, Korruption in einer Kleinstadt aufzudecken.
    Es ist einfacher und sicherer, fortzugehen.
    Die Aussicht, einen 98-jährigen im Krankenhaus zu besuchen, ist für gewöhnlich nicht sehr
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