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Die Katastrophen-Welt

Die Katastrophen-Welt

Titel: Die Katastrophen-Welt
Autoren: Keith Laumer
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mir ins Ohr. »Die Bibliothek sagt, der in der Mitte ist einer – von ihnen!«
    Ich zuckte zusammen wie von einer Wespe gestochen und dachte an den toten Primär. Offenbar gab es auch unter den Schößlingen verschiedene Arten. Vielleicht waren ihnen besondere Züchtungen gelungen, die einzelnen ermöglichten, unabhängig von ihrem Primär zu existieren. Wie durch Watte hindurch hörte ich den Kommodore:
    »... nach so vielen Monaten. Admiral Hayles Bericht dürfte äußerst interessant sein ...«
    Ich beobachtete den mittleren der drei Offiziere mit dem leicht orientalischen Einschlag. Er machte einen halben Schritt zurück und tastete nach einer Seitentasche. Unauffällig hob er den Gegenstand in seiner Hand.
    Ich riß die .45er aus dem Gürtel und schoß ihm in die Brust. Ich hörte den Knall seiner Pistole und feuerte noch einmal und noch einmal, ehe sie sich auf mich stürzten. Ich versuchte zu brüllen. Hayle starrte mich an und sagte irgend etwas. Dann wurde die Tür aufgerissen, und ein Trupp Marineinfanteristen warf sich auf mich. Da gingen die Lichter für mich aus.
     
    Ein größeres Büro diente als Gerichtssaal. Bewaffnete Marineinfanteristen standen an den Wänden, und Offiziere mit grimmigen Mienen hatten hinter einem langen Tisch Platz genommen. Admiral Hayle saß an einer Seite. Zwei Marineinfanteristen bezogen soeben Posten hinter ihm. Ihre Waffen ruhten schußbereit in ihren Händen. Mir war noch entsetzlich übel und schwindlig. In meinem Schädel summte ein ganzer Bienenschwarm.
    Der Kommodore saß in der Mitte des langen Tisches und las die Anklage vor. Wenn ich recht verstand, hatte ich General Yin, den militärischen Beobachter einer befreundeten Nation, vorsätzlich ermordet. Außerdem hörte ich Worte wie Sabotage, Verletzung von Sicherheitsbestimmungen, Angabe falscher Tatsachen, Entführung und Verrat. Aber mein Kopf brannte wie Feuer und, wie gesagt, ich war noch nicht ganz da.
    Ich blickte mich um. Ricia war nirgends zu sehen. »Wo ist sie?« Ich versuchte aufzustehen, wurde jedoch sofort heftig zurückgestoßen. Der Kommodore sagte etwas mit barscher Stimme. Die Beisitzer blickten mich mit unbewegten Gesichtern an.
    »Aufstehen!« befahl eine Stimme hinter mir. Jemand zerrte mich grob hoch. Ich warf einen Blick auf Hayle. Er beobachtete mich mit zusammengebissenen Zähnen.
    »... brutaler Mord«, donnerte der Kommodore. »Haben Sie noch etwas zu sagen, ehe das Urteil verkündet wird?«
    Hayle war hochgesprungen. »Der Mann ist in seinem gegenwärtigen Zustand nicht in der Lage, sich zu verteidigen. Ich warne Sie, Kommodore, dieses lächerliche Gerichtsver...«
    »Wenn Sie sich nicht sofort setzen, muß ich Sie aus dem Gerichtssaal verweisen!« Das Gesicht des Kommodores war rot wie eine Tomate. »Ich kenne Ihre Rolle in diesem Mordkomplott nicht, Admiral, aber ich versichere Ihnen, daß wir hier mit Verrätern kurzen Prozeß machen.«
    »Ich habe Ihnen doch deutlich genug erklärt, daß hinter diesem Fall mehr steckt, als es den Anschein hat«, brüllte Hayle. »Sie müssen den Mann anhören!«
    »Das ist auch unsere Absicht! Setzen Sie sich, Sir!«
    Hayle und der Kommodore maßen sich mit finstren Blicken, dann setzte der Admiral sich.
    »Wo ist Ricia, Hayle?« rief ich. Schon drückte jemand eine Hand auf meinen Mund. »Maul halten«, drohte der Posten hinter mir.
    »Sie liegt im Lazarett«, sagte der Kommodore barsch.
    »Was ist ihr passiert?« schrie ich.
    »Sie wurde verletzt.«
    »Verletzt? Wie schlimm?«
    »Schweigen Sie! Reden Sie nur, wenn Sie etwas zu sagen haben, was diesen Fall betrifft.«
    »Ich habe ihn erschossen, weil er nicht menschlich ist«, erklärte ich. Meine Stimme klang hohl in meinen Ohren. Der Kommodore schlug mit dem Hammer auf den Tisch, als plötzlich alle durcheinanderredeten.
    »Woher wußten Sie, daß er nicht menschlich war?« fragte einer der Beisitzenden. Seine Augen bohrten sich in meine.
    »Ich – ich kann es Ihnen nicht sagen.« Irgendwie schien es mir wichtig, nichts über Ricias Bibliothek zu verraten.
    »Woher wußten Sie von der Stadt unter dem Eis?« zischte ein anderer.
    »Ich wurde – von ihnen dort hingebracht.«
    »Von wem? Wen meinen Sie mit ›ihnen‹?«
    »Die Schößlinge. Sie ...«
    »Woher wußten Sie von dem Haus unter dem Wasser?« fragte ein dritter kalt.
    Ich öffnete den Mund, um zu antworten. Ich hielt inne, versuchte mich zu erinnern. Ich hatte niemandem gegenüber, vom Admiral abgesehen, den versunkenen Palast erwähnt.
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