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Die Karriere-Bibel

Titel: Die Karriere-Bibel
Autoren: Jochen Mai
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getrieben, lassen sich aber weder gute
     Entscheidungen treffen noch Erfolge genießen. Dazu braucht es vor allem Gelassenheit. Die bereits von den antiken Griechen
     verehrte Tugend hat mit fehlendem Temperament genauso wenig zu tun wie mit Unterlassung oder Phlegma. Vielmehr setzt der Gelassene
     darauf, seine Begierden und Emotionen in Schach zu halten, um, wie der römische Philosoph Lucius Annaeus Seneca bemerkte,
     am Ende befriedigt festzustellen, »dass der Geist dem Körper überlegen ist«. Oder anders formuliert: Gelassenheit ist Einstellungssache.
     Sie mäßigt den Hitzkopf, wie sie den Enttäuschten aufmuntert oder den Verzweifelten geduldig nach vorn blicken lässt. Sie
     schenkt ihnen das, was der Hedonist Epikur einmal die »ungestörte Seelenruhe« nannte.
    Erst wer sich selbst beherrscht, kann andere beherrschen. Erst wer Ruhe und Gleichmut ausstrahlt, wirkt souverän, überlegt
     und überlegen. Ganz im Gegensatz zum Wüterich. Aus der Hirnforschung weiß man: Unter extremem Stress gerät das Frontalhirn
     derart in Unruhe, dass an Empathie, Analyse, Improvisation nicht mehr zu denken ist. Unser Geist verkürzt drastisch die Informationsmenge,
     die er verarbeiten muss, und greift auf primitive Urprogramme zurück: Flucht, Angriff, Erstarrung. So jemand taugt nicht zum
     Vorbild.
    Gelassenheit wird einem nicht angeboren, man muss sie trainieren. Selbstbeherrschung und Lebenserfahrung bilden dazu jeweils
     ein Drittel. Das letzte Drittel ist die Sicht der Dinge. Wie wir uns selbst betrachten, den Beruf sehen oder unsere Situation
     bewerten, beeinflusst unser Handeln. Und da es dazu keinen objektiven Maßstab gibt, bleibt es allein uns überlassen, wie wir
     entscheiden. Wobei die Erfahrung der Kölner lehrt: Was passiert, passiert – und am Ende geht es immer gut.

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    |431| 20. Dezember
Reife Leistung – Mit dem Alter denken wir komplexer
    Erschreckend viele haben ein negatives Bild vom Alter. Sie sehen den körperlichen Verfall und denken an Demenz, Depression
     und Degeneration. Die Hirnforschung malt ein völlig anderes Bild. Wer älter wird, dem baut der Geist Brücken statt Krücken.
     Tatsächlich verbessert sich das Sprachvermögen, die Ausdrucksvielfalt nimmt zu, der Zugang zu Synonymen und Antonymen fällt
     leichter. Zudem gelingt der Zugriff auf Gelerntes besser, denn der gereifte Geist fängt nicht bei null an, sondern fügt seinem
     Wissen lediglich neue Bausteine hinzu. Synapsen, die Erfahrungsschätze und Expertenwissen verbinden, sind »wie in Stein gemeißelt«,
     sagt der Neurowissenschaftler John Morrison von der Mount Sinai School of Medicine in New York.
    Und er hat recht: Im Rahmen einer Studie der Universität von Illinois traten 60-jährige Fluglotsen gegen 30 Jahre jüngere
     Kollegen an. Dabei wurden in typischen Tests ihr Reaktionstempo, ihre Merkfähigkeit und Aufmerksamkeit verglichen. Wie erwartet,
     schnitten die Jüngeren besser ab. Der zweite Test entsprach jedoch stärker der beruflichen Praxis: Die Lotsen mussten verschiedene
     Maschinen sowie Notfälle koordinieren. Und diesmal waren es die Älteren, die den Anfängern zeigten, wo es langging. Sie brauchten
     auch weniger Kommandos, um die simulierten Maschinen sicher durch ihre Flugrouten zu leiten. Weitere Studien belegen: Die
     Fähigkeit, sich auf eine Aufgabe zu konzentrieren und Ablenkendes zu ignorieren, nimmt im Alter keinesfalls ab. Der größte
     Vorteil des reifen Gehirns aber ist: Während Jüngere Probleme Schritt für Schritt lösen, finden Ältere die bessere Lösung,
     indem sie diese mit gespeicherten und bewährten Mustern vergleichen und adaptieren.
    All diese Fähigkeiten versetzen sie in die Lage, sich besser in andere hineinzufühlen, ihre Motive zu verstehen und gleichzeitig
     die eigenen Gefühle im Auge zu behalten: An der Universität von Sydney wurden Probanden Porträts von Menschen mit unterschiedlichen
     Emotionen gezeigt und gleichzeitig ihre Hirnaktivität gemessen – und siehe da: Das Frontalhirn der Älteren war beim Verarbeiten
     negativer Emotionen deutlich aktiver. Kurz: Sie verfügen über emotionale Weisheit.

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    |432| 21. Dezember
Auf Wiedersehen – Anleitung zur erfolgreichen Rückkehr
    Nur die Toten kehren nicht zurück. Für alle anderen ist die gelungene Rückkehr entweder eine fabelhafte Chance, Macht und
     Strahlkraft zu steigern, oder aber späte Genugtuung – etwa nach einem schmachvollen Abgang. Ein gekonnt inszeniertes Wiedersehen
     ist das
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