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Die Kanonen von Navarone

Die Kanonen von Navarone

Titel: Die Kanonen von Navarone
Autoren: Alistair MacLean
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Karte. Zwölfhundert Mann auf Kheros, zwölfhundert, die den Tod erwarteten. Kheros und Navarone, Kheros und Navarone … Wie ging das Gedicht noch, der kleine klingelnde Reim, den er vor so vielen Jahren in dem Dörfchen oben über den weiten Schafweiden hinter Queenstown gelernt hatte? Chimborazo – richtig. »Chimborazo und Cotopaxi, ihr habt mir mein Herz gestohlen.« Kheros und Navarone – das klang so ähnlich, hatte denselben unerklärlichen Schimmer wundersamer Abenteuer, der sich im Gedächtnis festsetzte und haften blieb. Kheros und –. Beinah ärgerlich schüttelte er den Kopf und suchte sich zu konzentrieren. Die Teile des Puzzlespiels fielen allmählich, wenn auch langsam, in ihre richtigen Plätze.
    Jensen brach das Schweigen. »Vor anderthalb Jahren hatten, nach dem Fall Griechenlands, wie Sie noch wissen werden, die Deutschen fast sämtliche Inseln der Sporaden besetzt, während die Italiener, natürlich, die meisten im Dodekanes bereits hielten. Und dann fingen allmählich wir an, Stützpunkte auf diesen Inseln zu errichten, wobei meistens Ihre Leute den Vortrupp bildeten, die Fernaufklärungsgruppe Wüste oder der Bootssonderdienst. Bis zum vorigen September hatten wir fast alle größeren Inseln okkupiert, mit Ausnahme von Navarone – die Nuß war so verdammt hart, daß wir sie einfach übergingen – und brachten manche Besatzungen auf Bataillonsstärke und noch mehr.« Er lächelte Mallory an. »Zu dieser Zeit hockten Sie in Ihrer Höhle irgendwo in den Weißen Bergen, aber Sie wissen wohl noch, wie die Deutschen reagierten?«
    »Heftig.«
    Jensen nickte. »Sehr richtig. Äußerst heftig sogar. Die politische Bedeutung der Türkei in diesem Teil der Welt kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden – und sie ist ja stets ein potentieller Bundesgenosse für die Achse oder die Alliierten gewesen. Die meisten dieser Inseln liegen nur ein paar Meilen von der türkischen Küste. Es ging um wichtige Prestigefragen und neue Stärkung der Zuversicht in Deutschland.«
    »Also?«
    »Also warfen sie alles ins Treffen – Fallschirmjäger-Luftlandetruppen, erstklassige Gebirgsjägerbrigaden, Horden von Stukas. Ich hatte Nachricht, daß sie für diese Operation die Italienfront ganz von Sturzbombern entblößten. Jedenfalls warfen sie soviel wie nur möglich hinein. In wenigen Wochen hatten wir über zehntausend Mann verloren und alle Inseln, die wir wieder erobert hatten – außer Kheros.«
    »Und jetzt ist Kheros an der Reihe?«
    »Ja.« Jensen schüttelte zwei Zigaretten aus dem Päckchen und wartete, bis Mallory sie angezündet und das Streichholz durchs Fenster geschleudert hatte, in die Richtung, wo unterhalb der Küstenstraße im Norden das Mittelmeer schwach schimmerte. »Ja, Kheros soll unter den Hammer. Wir haben kein Mittel, es zu retten. Die Deutschen haben in der Ägäis die absolute Luftherrschaft …«
    »Aber – aber woher wissen Sie so genau, daß es diese Woche sein soll?«
    »Söhnchen, Griechenland quillt förmlich über von Agenten der Alliierten. Mehr als zweihundert haben wir allein im Gebiet von Athen mit dem Piräus, und –«
    »Zweihundert!« unterbrach ihn Mallory ungläubig. »Sagten Sie –?«
    »Sagte ich.« Jensen grinste. »Nur eine Bagatelle, versichere ich Ihnen, im Vergleich zu den gewaltigen Spionenscharen, die sich frei zwischen unseren noblen Gastgebern in Kairo und Alexandria bewegen.« Plötzlich war er wieder ernst. »Auf jeden Fall stimmt unsere Information. Eine ganze Armada von Kajiken wird am Donnerstag bei Tagesanbruch den Piräus verlassen, im ›Sprung‹ von Insel zu Insel durch die Zykladen laufen und sich dort die Nacht über verbergen.« Er lächelte. »Eine reizvolle Situation, meinen Sie nicht? Bei Tage wagen wir uns in der Ägäis nicht zu bewegen, sonst würden wir aus dem Wasser gebombt. Und die Deutschen wagen sich nachts nicht zu rühren. Unsere Zerstörer, Schnellboote und Kanonenboote kreuzen bei Einbruch der Dunkelheit schwarmweise in der Ägäis. Die Zerstörer ziehen sich vor der Morgendämmerung nach Süden zurück, die kleinen Einheiten bleiben meistens in Buchten abgelegener Inseln. Aber wir können den Gegner an der Überfahrt nicht hindern. Am Samstag oder Sonntag wird er da sein – und wird seine Landungen mit dem Absprung der ersten Luftlandetruppen synchronisieren. Er hat dafür schon seine Junkers 52 massenhaft in der Nähe von Athen bereitgestellt. Kheros kann sich keine zwei Tage halten.«
    Wer Jensens
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