Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Kampagne

Titel: Die Kampagne
Autoren: David Baldacci
Vom Netzwerk:
rechne jeden Tag damit, sagte er, für seine Kühnheit von einer Kugel, einer Bombe oder einem tödlichen Kaffee mit Polonium 210 niedergestreckt zu werden. Auch war er für seine Bemerkungen sehr gut bezahlt worden - von einer Quelle, die er nicht kannte. Die Menschen versuchten noch immer herauszufinden, ob das alles nun der Wahrheit entsprach oder nicht. Von Petrow jedoch bekamen sie dabei keine Hilfe; er hatte nichts mehr für sein Heimatland übrig.
    Doch die wirkliche Frage, die jeden beschäftigte, lautete: Wer steckt hinter alledem, und warum tut er das? Obwohl man im Informationszeitalter lebte, vermochte niemand, eine definitive Antwort darauf zu finden - und dies aus einem ganz bestimmten Grund, den die meisten Leute übersahen: Im Informationszeitalter gibt es nicht Millionen Verstecke - es gibt Trillionen.
    Die vielfältigen Krisen im Nahen Osten waren vergessen. Der verrückte Kim aus Nordkorea wurde auf die letzten Seiten verdrängt. Jedem amerikanischen Präsidentschaftskandidaten für die bevorstehenden Wahlen stellte man dieselbe Frage: »Was beabsichtigen Sie wegen eines Landes zu unternehmen, das über fast genauso viele Nuklearwaffen verfügt wie die Vereinigten Staaten und das auf eine ganze Reihe ehemaliger politischer Führer zurückblicken kann, die nichts Geringeres angestrebt haben als die Weltherrschaft?«
    Besonders die amerikanische Öffentlichkeit war außer sich. Hatten sie die ganze Zeit Geld und Leben im Nahen Osten verschwendet, während die Russen insgeheim daran gearbeitet hatten, die freie Welt zu zerschmettern? Russland hatte Tausende von Atomsprengköpfen, die es überall auf dem Erdball zum Einsatz bringen konnte. Dagegen sahen bin Laden und seine al-Kaida wie Taschendiebe aus. Wie hatten die vielen klugen Köpfe das übersehen können?
    Und wenn die amerikanische Öffentlichkeit erst einmal außer sich war, ließ sie es Washington spüren: Der amtierende Präsident, der sich zur Wiederwahl stellte, sah sich in den Umfragen vom ersten auf den fünften Platz zurückfallen, als seine Konkurrenten ihm Nachgiebigkeit gegenüber Russland vorwarfen. Jede bedeutende Zeitschrift hatte Konstantins Bild auf dem Cover. Jede Politshow, von Hardball bis zu Face the Nation und Meet the Press, jeder Blog, jeder Chatroom und jedes Cybercafe kannte nur noch ein Thema: den Aufstieg Russlands, die mögliche Wiedergeburt des Kalten Krieges und sogar die Wiedererrichtung eines Eisernen Vorhangs, den unsensible Zeitgenossen schon in »Titansarg« umgetauft hatten.
    Am lautesten schrien die politischen Talkshowmaster von ihren mit Milliarden Watt erleuchteten Bühnen; sie behaupteten, die potenziellen Gefahren schon seit Langem gesehen zu haben, während alle anderen wie gebannt auf den Nahen Osten gestarrt hatten. Kollektiv brüllten sie: »Ich spreche für den Mann von der Straße, wenn ich sage: Jagt die verdammten Roten in die Luft, ehe sie uns in die Luft jagen! Anders geht es nicht!«
    Die großen Fernsehsender gruben körnige Schwarzweißbilder von Atombombentests aus. Mindestens zwei Generationen Amerikaner sahen zum ersten Mal Bilder von Schulkindern in den Sechzigern, die mit großen verängstigten Augen unter ihren Schultischen kauerten, als könnten Glas und Sperrholz sie vor einer thermonuklearen Explosion schützen. Dazu kamen Bilder von Kommunisten, die ihre militärische Macht vor dem Kreml zur Schau stellten. Jeder bekam mit einem Mal eine Höllenangst.
    Wie es in einem Bericht geschmacklos hieß: »Wenn Moskau New York mit Nuklearwaffen trifft, stürzen nicht nur zwei Gebäude ein, sondern alle.«
    Das US-Militär, das potenziell einzige Gegenmittel gegen Moskaus Armee außer vielleicht Chinas drei Millionen Mann starke Kriegsmaschine, lag am Boden; Moral und Maschinen waren im Irak und in Afghanistan förmlich versandet. Zwar traf es zu, dass die amerikanische Luftwaffe und Marine es problemlos mit allem hätte aufnehmen können, was die Russen ihnen entgegenzusetzen hatten; trotzdem hielten die Vereinigten Staaten und der Rest der Welt kollektiv den Atem an. Schließlich wusste niemand, was die verrückten Russen als Nächstes tun würden. Eines schien der Planet jedoch zu wissen:
    Das Reich des Bösen war zurückgekehrt.
    Nicolas Creel legte seine Zeitung hin und stellte den Kaffee beiseite. Zurzeit flog er 12 000 Meter über der Erde zu einem äußerst wichtigen Event. Man hatte ihn über die neuesten Entwicklungen informiert. Die Dinge liefen hervorragend. In der Sprache der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher