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Die Kammer

Titel: Die Kammer
Autoren: John Grisham
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Benzingeruch.
    »Verdammt!« sagte Sam mit zusammengebissenen Zähnen. »Verdammt!«
    Rollie saß tief in seinem Sitz und schaute aus dem Fenster. »Verdammt! Er ist abgesoffen!« Er drehte abermals den Zündschlüssel, mit dem gleichen Ergebnis.
    »Mach die Batterie nicht leer«, sagte Rollie langsam, gelassen.
    Sam war einer Panik nahe. Obwohl er sich verirrt hatte, war er ziemlich sicher, daß sie nicht weit von der Innenstadt entfernt waren. Er holte tief Luft und beobachtete die Straße. Noch ein Blick auf die Uhr. Es waren keine anderen Fahrzeuge in Sicht. Alles ruhig. Es war die perfekte Szenerie für ein Sprengstoffattentat. Er konnte das Feuer sehen, das sich auf den Fußbodendielen entlang fraß. Er konnte die Erschütterung der Erde spüren. Er konnte das Getöse von berstendem Holz und Gipsplatten, Ziegelsteinen und Glas hören. Verdammt, dachte Sam, während er versuchte, sich zu beruhigen, wir könnten sogar von den Trümmern getroffen werden.
    »Man hätte meinen sollen, daß Dogan uns einen anständigen Wagen schickt«, murmelte er. Rollie reagierte nicht, sondern hielt den Blick auf etwas außerhalb des Wagens gerichtet.
    Seit sie Kramers Büro verla ssen hatten, waren mindestens fünfzehn Minuten vergangen, und es wurde Zeit für das Feuerwerk. Sam wischte sich Schweißperlen von der Stirn und versuchte noch einmal, den Wagen zu starten. Zu seiner großen Erleichterung klappte es. Er grinste Rollie an, der einen vollkommen gleichgültigen Eindruck machte, und setzte den Wagen ein paar Meter zurück, dann gab er Gas. Die erste Straße kam ihm bekannt vor, und zwei Blocks weiter waren sie auf der Main Street. »Was für eine Zündschnur hast du benutzt?« fragte Sam schließlich, als sie auf den Highway 82 abbogen, kaum zehn Blocks von Kramers Büro entfernt.
    Rollie zuckte die Achseln, als wäre das seine Sache und Sam hätte nicht zu fragen. Sie wurden langsamer, als sie ein stehendes Polizeifahrzeug passierten, dann hatten sie den Stadtrand erreicht, und Sam beschleunigte. Minuten später lag Greenville hinter ihnen.
    »Was für eine Zündschnur hast du benutzt?« fragte Sam noch einmal mit einem Anflug von Gereiztheit in der Stimme. »Ich habe was Neues ausprobiert«, erwiderte Rollie, ohne ihn anzusehen.
    »Was?«
    »Würdest du nicht verstehen«, sagte Rollie, und Sam wurde allmählich richtig wütend.
    »Einen Zeitzünder?« fragte er ein paar Meilen weiter. »So etwas Ähnliches.«
    Sie fuhren in völligem Schweigen nach Cleveland. Ein paar Meilen lang, während die Lichter von Greenville in der flachen Landschaft verschwanden, hatte Sam halb damit gerechnet, einen Feuerball zu sehen oder ein fernes Rumpeln zu hören. Nichts passierte. Wedge brachte es sogar fertig, ein Nickerchen zu machen.
    Die Raststätte war voll, als sie ankamen. Wie immer ließ Rollie sich einfach von seinem Sitz gleiten und machte die Beifahrertür hinter sich zu. »Bis zum nächsten Mal«, sagte er mit einem Lächeln durch das offene Fenster hindurch, dann ging er zu seinem Mietwagen. Sam schaute ihm nach und staunte abermals über seine Unerschütterlichkeit.
    Inzwischen war es kurz nach halb sechs, und im Osten durchbrach ein Anflug von Orange die Dunkelheit. Sam lenkte den grünen Pontiac auf den Highway 61 und fuhr südwärts.
    Der Horror des Kramer-Attentats begann ungefähr um die Zeit, als sich Rollie Wedge und Sam Cayhall in Cleveland trennten. Er fing an mit dem Wecker auf dem Nachttisch, nicht weit von Ruth Kramers Kopfkissen entfernt. Als er wie üblich um halb sechs klingelt e, wußte Ruth sofort, daß sie krank war. Sie hatte leichtes Fieber, heftige Schmerzen in den Schläfen, und ihr war sehr schlecht. Marvin half ihr in das nicht weit entfernte Badezimmer, wo sie eine halbe Stunde blieb. Ein gemeiner Grippevirus machte seit ungefähr einem Monat die Runde durch Greenville und hatte jetzt seinen Weg ins Haus der Kramers gefunden.
    Um halb sieben weckte das Dienstmädchen die Zwillinge Josh und John und hatte sie schnell gebadet, angezogen und mit Frühstück versorgt. Marvin hielt es für das beste, sie wie vorgesehen in den Kindergarten zu bringen, damit sie aus dem Haus kamen und, wie er hoffte, weg von dem Virus. Er bat einen befreundeten Arzt telefonisch um ein Rezept und gab dem Mädchen zwanzig Dollar, damit es in einer Stunde das Medikament in der Apotheke abholen konnte. Dann verabschiedete er sich von Ruth, die mit einem Kissen unter dem Kopf und einem Eisbeutel auf dem Gesicht auf dem
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