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Die kalte Nacht des Hasses

Die kalte Nacht des Hasses

Titel: Die kalte Nacht des Hasses
Autoren: Linda Ladd
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Kindern herumschleppen zu müssen.
    »Okay, du kannst mich schlagen. Aber irgendwann zahle ich es dir heim. Du wirst schon sehen.« Und sie dachte: Oh ja, du wirst schon sehen. Eines Tages zahle ich es dir heim, dann kriegst du die Hauptrolle in Halloween – Die Nacht des Grauens.
    »Oh, lieber nicht, sonst schicken sie dich in dieses schreckliche Kinderheim, wo sie die Kinder schlagen und ihnen Friskies-Katzenfutter zu essen geben.«
    Sissy stellte die Barbie hin, der sie ein wunderhübsches weißes Hochzeitskleid aus Spitze angezogen hatte. Lächelnd erhob sie sich und lehnte sich ein wenig nach hinten. Sie hob den Arm und schlug mit der Handfläche so heftig auf die Wange der Älteren, dass diese für einen Moment aus dem Gleichgewicht kam. Sie kippte zur Seite und rieb sich die vor Schmerz brennende Wange. Mit Mühe unterdrückte sie ihre Tränen.
    »Du weinst nicht, oder? Du darfst nicht weinen, schon vergessen?«
    »Ich weine nicht, wirklich nicht!«
    »Okay. Du kannst mit meinem Barbie-Traumhaus spielen, bis ich Schluss sage. Aber mach es ja nicht kaputt.«
    Die Ältere rieb sich noch immer die gerötete Wange und krabbelte dann auf Händen und Knien zu dem großen Puppenhaus und nahm vorsichtig eine winzige Couch hoch. Sie war mit lila Seide bezogen und hatte kleine schwarze Troddeln auf der Rückseite. Es lagen sogar winzig kleine schwarze Kissen an beiden Enden. Ihr Gesicht brannte immer noch wie Feuer, aber das war es wert gewesen. Sie hasste Sissy. Sissy bekam niemals Ärger. Selbst Bubby wurde manchmal angeschrien und auf den Po geschlagen, bloß weil er nicht Sissy war. Eines Tages würde Sissy dafür zahlen, ihr ins Gesicht geschlagen zu haben, eines Tages würde Mama zahlen und Russel würde zahlen, und vor allem würde ihr hässlicher wahrer Vater dafür zahlen, Mama kein Geld geschickt zu haben, um ihr Weihnachtsgeschenke zu kaufen. Wartet nur ab. Sie würde sie alle mit scharfen Messern töten, wie die an Freddys Handschuhen, wenn er die älteren Teenager in der Elm Street abschlachtete.

1
    Ich drehte den Zündschlüssel, ließ meinen schwarzen Ford Explorer an und setzte rückwärts aus meiner Parklücke vor dem Canton County Sheriff’s Department. Es war ein langweiliger, ereignisloser, aber wundervoller Tag Anfang April am Ozarks-See mitten in Missouri, und mein Partner und ich hatten entschieden, dass wir es bei einem unserer berühmten Wettschießen mal so richtig krachen lassen würden. Jetzt waren wir unterwegs zum Schießstand des Departments draußen in der Wildnis nördlich des Sees – der Gewinner spendierte dem Verlierer auf der Rückfahrt in die Stadt dann das extravaganteste Menü bei McDonald’s. Weil wir eben beide so großzügig sind.
    Nicht, dass ich mich beschweren müsste, wie selten es hier kracht. Vor fast vier Monaten hatten wir einen Fall direkt aus der Hölle, eine ziemlich haarige Angelegenheit mit ein paar mörderischen Irren, die auf alle möglichen ekligen Giftbiester standen. Bud ist dabei fast draufgegangen, und ich habe eine ziemlich bemerkenswerte Narbe am Bein vom Biss einer braunen Einsiedlerspinne, ein Vieh, das mir auch heute noch einen kalten Schauer über den Rücken jagt.
    Aber zu mir nach Hause kommen regelmäßig die Kammerjäger, in meinem Explorer habe ich eine Sprühdose Ungeziefervernichtungsmittel, und seit Weihnachten habe ich keine dieser Vielbeiner mehr zu Gesicht bekommen. Ich denke auch nicht mehr allzu oft an letzten Sommer, als ein anderer Fall ziemlich unangenehm wurde, oder zumindest versuche ich, nicht daran zu denken. Unglücklicherweise machen meine Träume nicht immer mit. Alpträume habe ich durchaus, oft und scheußlich. Unglaublich, dass ich hoffte, dieser Dorfjob würde mir nach meiner Zeit beim LAPD etwas Ruhe und Zeit zum Durchatmen verschaffen. Ha ha, Grube selbst gegraben.
    »Sag mal, Morgan, wie ist die .38er von Harve, mit der du rumballerst? Ganz gut?«
    Das war mein eben erwähnter Partner, Detective Budweiser D. Davis, den unter Androhung der Todesstrafe alle, die ihn kennen, Bud zu nennen haben. Er hing auf dem Beifahrersitz herum, bekleidet mit einem schlichten schwarzen Polizei-T-Shirt und einer Bootcut-Levi’s. Normalerweise brezelt er sich immer auf mit Designeranzügen und gestärkten Hemden, Armani und so ein Zeug. Aber immerhin: Die Ärmel seines T-Shirts hatten Bügelfalten, klar, der Typ ist echt krank in dieser Hinsicht. Ich warf ihm einen Blick zu, als ich nach rechts abbog, schaukelte den Geländewagen auf
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