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Die kalte Brut

Die kalte Brut

Titel: Die kalte Brut
Autoren: Vampira VA
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tausendmal hier anrufen lassen«, fauchte sie. »Du hast einen Job, falls du das vergessen haben solltest. Ruf ihn zurück.«
    Peng!
    »Die ist zu«, stellte Ryder mit Blick auf die Tür fest. »Wer ist Moe Marxx? Der Name kommt mir bekannt vor.«
    »Mein Boß. Chefredakteur beim Sydney Morning Herald«, sagte Seven.
    »Oh, das renommierteste Blatt der Stadt.« Ryder nickte anerkennend. Er zeigte auf das Telefon neben der Couch. »Willst du ihn nicht anrufen?«
    Seven winkte ab. »Später. Vielleicht.«
    »Gerade keine heiße Story auf Lager?« forschte Ryder Maguire.
    Seven wiegte den Kopf. »Eigentlich schon. Aber Marxx will sie nicht haben.«
    »Erzähl sie mir«, bat Ryder.
    Und zu ihrer eigenen Verwunderung kam Seven der Bitte nach. Dieser Mann konnte wirklich alles von ihr haben und verlangen .
    Als sie fertig war, sah sie Ryder an. Sie erwartete, daß er lachen oder zumindest zweifelnd dreinsehen würde. Aber er erwiderte nur still und ernst ihren Blick.
    »Und?« fragte sie auffordernd.
    »Gute Geschichte«, meinte Ryder.
    »Sonst nichts?«
    »Na ja, ich kann mir vorstellen, daß dich diese Sache ganz schön mitgenommen hat.« Er berührte Sevens Schulter, wieder nur ganz kurz, wie zufällig fast. Trotzdem hätte Seven ums Haar wohlig gestöhnt.
    Sie riß sich zusammen. Aber sie gab sich ein klein wenig niedergeschlagen. Sie wollte, daß Ryder sie noch einmal berührte.
    »Ja, das hat sie wohl«, sagte sie leise, mit gesenktem Blick. »Es wurde mir bisher gar nicht so bewußt, aber ich habe . ein bißchen Angst. Glaube ich.«
    Sie spielte Verlegenheit, knetete nervös ihre Finger - und hätte fast aufgejauchzt, als Ryder nach ihren Händen griff und sie fest in den seinen hielt.
    »Dann brauchst du vielleicht einen Beschützer«, meinte er mit dunkler, warmer Stimme.
    »Ja, vielleicht .«
    »Ich würde mich anbieten, diese Rolle zu übernehmen.«
    »Wirklich?« fragte Seven mädchenhaft.
    Ryders Lachen steckte sie an. Er hatte sie längst durchschaut, natürlich.
    Sie lachten, bis ihre Lippen sich - endlich! - zum Kuß fanden.
    *
    Die Dunkelheit, die den Kellergang wie die Tarnwolke eines Tinten-fischs ausfüllte, hatte Liliths Fledermaussinn nichts entgegenzusetzen. Sie sah ihre Umgebung wie eine grobstrichige Zeichnung, wich jedem Hindernis mit traumwandlerischer Sicherheit aus, jagte wie ein Fernlenkgeschoß um die Ecken.
    Die Ratten vermochten ihr in diesem Tempo nicht zu folgen. Der Vorteil der mutierten Kreaturen lag nicht zuletzt in ihrer schieren Übermacht. Deshalb durfte Lilith es nicht noch einmal auf einen Kampf ankommen lassen. Sie mußte ihr Tempo ausspielen und nutzen.
    Und das tat sie.
    Ihr wirbelnder Flügelschlag wäre mit bloßem Auge kaum zu verfolgen gewesen, hätte es einen Beobachter hier unten gegeben.
    Als sie schließlich in dem Gewölbe am Ende des Ganges anlangte, hatte Lilith Mühe, ihren rasenden Flug zu stoppen. Mit ausgebreiteten Schwingen bremste sie ihn ab und vollführte allerlei unfreiwillige Kunststücke, um nirgendwo anzustoßen, bis sie endlich fast stillstand in der Finsternis - - direkt über ihrem Ziel.
    Unter Lilith zuckte eine unförmige Masse. Sie blähte sich auf unter den Atemzügen winziger Lungen, kleine Leiber krochen unbeholfen und blind noch hin und her, lagen übereinander, wie um sich zu wärmen.
    Lilith stieß hinab - auf die Brut! Hinein in das Nest, das die Ratten hüteten wie einen kostbaren Schatz.
    Spitze Krallen bohrten sich in die rosige Haut eines der häßlichen Jungtiere. Dunkles Blut quoll aus den winzigen Wunden.
    Und als Lilith mit ihrer Beute in den Fängen aufstieg, schrie die Ratte auf - - mit fast kindlicher Stimme.
    *
    Der Schrei tat Lilith weh!
    Nicht in den Ohren, sondern tiefer, in ihrer Brust; er traf sie wie ein Stich in die Seele. Denn die Art des Lautes machte ihr deutlich, womit sie es mit der zappelnden Kreatur in ihren Fängen wirklich zu tun hatte -- mit mehr als nur einer jungen Ratte. Die neugeborenen Tiere bildeten die nächste Generation. Sie waren weiter entwickelt als die ur -sprüngliche, die »nur« durch die Magie des Hauses entartet war.
    Die Brut dort unten war ... menschlicher.
    Und Lilith kam sich beinahe erbärmlich vor bei dem, was sie tat und noch tun würde.
    Dennoch konnte, durfte es kein Zurück geben. Sie mußte tun, was getan werden mußte - um der Menschen willen, für die Lilith sich verantwortlich fühlte. Letzten Endes würde ganz Sydney bedroht sein, wenn sie nichts gegen die Brut des Hauses (ihres
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