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Die Kaiser des Mittelalters - von Karl dem Großen bis Maximilian I.

Die Kaiser des Mittelalters - von Karl dem Großen bis Maximilian I.

Titel: Die Kaiser des Mittelalters - von Karl dem Großen bis Maximilian I.
Autoren: Bernd Schneidmüller
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der zehn Vierergruppenmit Kurfürsten und Königreichen auf den Schwingen des Adlers aus. Berühmt ist der Augsburger Holzschnitt Hans Burgkmairs von 1510
Das hailig römisch reich mit seinen gelidern,
ein bekrönter Doppeladler mit Wappenfülle und dem Kreuz Jesu Christi am Körper als Abbild des heilsgeschichtlichen Auftrags.
    Hinzu kam eine immer stärkere Nationalisierung des Reichs. Sie beschleunigte sich durch die intellektuelle Rückbesinnung auf die germanische Frühzeit im Humanismus. In der Konkurrenz mit den anderen europäischen Nationen sicherten sich die Deutschen ihre besondere Geschichte. Germanen und Franken wurden zu Deutschen, die seit unvordenklichen Zeiten immer auf der gleichen Erde lebten. Ganz natürlich gehörte ihnen das Kaisertum, von Karl dem Großen dauerhaft für die Deutschen erworben. Auf die Stiftung der Kaiser Karl des Großen, Otto des Großen, Otto III. oder Heinrich II. führte man die Besonderheiten der Reichsverfassung zurück, das Recht zur Königswahl, das Kurfürstenkolleg, die Reichskirche, den Reichstag, das Quaternionensystem. Ein Gehorsamrevers Landgraf Hermanns von Hessen von 1474 oder der Frankfurter Reichslandfriede von 1486 rückten das Heilige Reich/das Römische Reich und die deutsche Nation zusammen. Der Kölner Reichsabschied von 1512 präzisierte dann das Heilige Römische Reich deutscher Nation.
    Gestaltungskraft erlangten Kaiser Friedrich III. und sein Sohn Kaiser Maximilian I. (1493–1519) nur im Bund mit den Säulen und Gliedern ihres Reichs. Als Herzog Karl der Kühne von Burgund, glanzvoller Gebieter über ein einzigartiges Reich beiderseits der Grenzen von Kaiserreich und Frankreich, seine Erhebung zum König betrieb, scheiterte der ehrgeizige Plan nicht zuletzt am Unwillen der Kurfürsten. Rangerhöhungen mussten im Konsens von Kaiser und Fürstengenossen erfolgen. Brüsk verließ Friedrich III. 1473 ein Trierer Treffen mit dem Burgunder, obwohl er erfolgreich um dessen Erbtochter Maria als Braut für den eigenen Sohn Maximilian I. warb. An diesen fielen nach dem Schlachtentod Karls des Kühnen 1477 weite Teile Burgunds und der niederen Lande. 1486 erreichte Friedrich – wieschon 1376 Karl IV. mit Wenzel – Maximilians Wahl zum römischen König in Frankfurt und seine Krönung in Aachen.
    Friedrichs imperiales Selbstbewusstsein blitzte noch in der makabren Geschichte von seinem Ende auf. Joseph Grünpeck erzählte von einer Beinamputation am sterbenden Kaiser, der sarkastisch kommentierte: «Nun ist dem Kaiser und dem Reich zugleich ein Fuß abgesägt!» Am 19. August 1493 starb Friedrich III. in Linz. Der ritualbewusste Sohn inszenierte die Beisetzung zum internationalen Staatsakt. Schon auf der Linzer Burg wurde der sitzende Leichnam ohne Innereien im kaiserlichen Ornat der Öffentlichkeit gezeigt. Dann folgten die Überführung auf der Donau nach Wien, Prozessionen, erneute Zurschaustellung im Stephansdom und die Beisetzung in der Herzogsgruft. Nach vermutlich neuerlicher Aufbahrung wurde der Leichnam 1513 in das noch unvollendete Grabmonument im Apostelchor umgebettet. Über das künstlerische Programm hatte sich Friedrich in gezielter Steuerung seiner Memoria 50 Jahre lang Gedanken gemacht.
    Im Reichsgefüge rangen die selbstbewussten Stände Friedrich III. und Maximilian I. seit 1486 eine deutlichere Systematisierung und Rationalisierung des politischen Systems ab. Mit individuellem Erscheinen oder Nichterscheinen des Kaisers war Europas Mitte kaum mehr zu regieren. Auf dem Wormser Reichstag von 1495 musste Maximilian einem weit reichenden Reformkonzept der Stände unter dem Mainzer Erzbischof Berthold von Henneberg zustimmen: Verkündung eines ewigen Landfriedens, Einteilung in Reichskreise, Erhebung einer Reichssteuer (Gemeiner Pfennig), Einrichtung eines Reichskammergerichts. Dass das Reich 1500 seinen Herrscher durch ein Reichsregiment nicht ganz überflüssig machte, lag an der Uneinheitlichkeit der Glieder. Erst 1502 kam Maximilian wieder aus der Defensive heraus.
    Im Vorfeld des Wormser Reichstags schrieb Hans Luppold von Hermansgrün einen politischen Traum nieder: Vor einer illustren Reichsversammlung – zwei Handschriften nennen die Dome in Magdeburg und Venedig als Orte des Geschehens – zogen statt des kraftlosen realen Königs drei uralte gekrönteMänner auf. Sie gaben sich als Kaiser Karl der Große, Kaiser Otto der Große und Kaiser Friedrich zu erkennen. Friedrich ergriff das Wort: «Ihr scheint nicht zu wissen, meine Fürsten
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