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Die Judenbuche

Die Judenbuche

Titel: Die Judenbuche
Autoren: von Anette Droste-Huelshoff
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Dreivierteljahrhundert zum Kanon der Schullektüren, wurde in vielen Millionen Exemplaren verkauft und in mehrere Sprachen übersetzt. Zu Droste-Hülshoffs Lebzeiten hätte sich kaum jemand den weltweiten Ruhm träumen lassen, den ihr schmales Werk heute genießt.
    Dieses Werk stand zunächst im Zeichen von Umständen, die weder seiner Entstehung noch seiner Verbreitung günstig waren. Viele Faktoren hemmten die schriftstellerische Arbeit und verzerrten ihre Wahrnehmung durch die Leser. In erster Linie ist dabei die Herkunft aus einer angesehenen Familie des sehr traditionsfixierten, konservativen und katholischen Landadels in Westfalen zu nennen. Als unverheiratete Frau stand Droste-Hülshoff den größten Teil ihres äußerlich ereignisarmen Lebens unter der Aufsicht der Familie, und das betraf auch ihr künstlerisches Schaffen, dem die Verwandten mit einer Mischung aus Stolz und Mißtrauen begegneten. Intellektuelle Arbeit widersprach den Vorstellungen von Weiblichkeit, diesich seit dem späten 18. Jahrhundert durchgesetzt hatten, und dementsprechend waren schreibende Frauen vielfältigen Benachteiligungen und Vorurteilen ausgesetzt. Das galt gerade auch in den gesellschaftlichen Kreisen, denen Annette von Droste-Hülshoff angehörte und von denen sie finanziell, aber auch emotional abhängig war. Schreiben, Musizieren und Malen wurden als Nebenbeschäftigung und als Beitrag zur Geselligkeit der Familie und der Freunde durchaus geschätzt. Die hauptberufliche Karriere einer Frau als Schriftstellerin aber war gänzlich undenkbar. Vier Jahrzehnte lang dachte Droste-Hülshoff denn auch weder an ein über den Verwandten- und Freundeskreis hinausreichendes Publikum noch an die Veröffentlichung ihrer Werke. Im Zeitalter der Professionalisierung des Schriftstellerberufs blieb Droste-Hülshoff daher eine Dilettantin. Erst mit dem Beginn ihres fünften Lebensjahrzehnts gelang es ihr, sich den Einflüssen der Familie entschiedener zu entziehen und mit ihren Werken an die Öffentlichkeit zu treten. Die Judenbuche ist ein glänzendes Beispiel, wie wenig die Autorin, die äußerlich den Zumutungen ihres Standes und ihrer Rolle als Frau gehorchte, sich davon die nüchterne Beobachtung und die scharfe gedankliche Durchdringung ihrer Umwelt trüben ließ.
    Die Wirkungsgeschichte ihrer Werke war zunächst gleichfalls von den Faktoren der Herkunft überschattet und ist es zum Teil noch immer. Einerseits betrachtete man ›die Droste‹ aufgrund der Thematik vieler ihrer Gedichte und Prosawerke als westfälische Heimatdichterin. Erst allmählich hat man begriffen, daß ihre hochkomplexenTexte ebensowenig in einem beschränkten Provinzialismus aufgehen wie diejenigen Eduard Mörikes, Adalbert Stifters, Gottfried Kellers oder Theodor Storms. Andererseits prägte man das Klischee von der katholischen Droste, einer zutiefst gläubigen Dichterin, die ihr Werk religiösen Zwecken unterstellte. Auch heute noch wird dieser Aspekt überbetont. Denn im weltanschaulichen Eifer wurde oft übersehen, daß die Gläubigkeit der Dichterin keineswegs mehr durch ein festgefügtes und stabiles religiöses Weltbild gekennzeichnet, sondern labil und brüchig ist. Gerade Die Judenbuche zeigt das, ein Text, der sich allen Klischeebildungen widersetzt. Vielleicht ist es nicht zuletzt diese grundlegende Uneindeutigkeit und Ungreifbarkeit, die der Erzählung eine so nachhaltige Aufmerksamkeit gesichert hat, weil sie zu immer neuer Auseinandersetzung herausfordert.
    Die historischen Ereignisse, die sie später in der Judenbuche verarbeiten sollte, waren Droste-Hülshoff seit ihrer Jugend bekannt. Der erste Teil der Erzählung, der in der Ermordung des Försters Brandis kulminiert, knüpft an jahrhundertelange Streitigkeiten um die Rechte der Waldnutzung zwischen der Gemeinde Bredenborn im Fürstbistum Paderborn und der Familie der Freiherren von Haxthausen an, aus der Annette von Droste-Hülshoffs Mutter stammte. Auf dem Sitz der Haxthausens, Haus Bökerhof bei Bökendorf, hielt Droste-Hülshoff sich in ihrer Jugend häufig auf. Der gelegentlich durchaus gewalttätige Konflikt zwischen Grundherrschaft und Gemeinde, der zu Lebzeiten der Dichterin noch andauerte, gründete in völlig verschiedenen Rechtsauffassungen. Die adeligenGrundherren betrachteten den Wald als Privateigentum, wogegen die Landbevölkerung der Auffassung anhing, dieses sei durch eine schleichende widerrechtliche Aneignung von Gemeindebesitz zustande gekommen. Was daher für die einen Holz-
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