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Die Jenseits-Falle

Die Jenseits-Falle

Titel: Die Jenseits-Falle
Autoren: Jason Dark
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beschreiben, jedoch nicht zu fassen war.
    Die Hand war größer als das Schiff.
    Und immer weiter schob sich dieses riesige, graue Gebilde aus dem Wasser, wuchs vor ihnen hoch, war in Höhe des Gelenks nach links geknickt und hatte dabei die Finger gespreizt, als wollte sie urplötzlich zugreifen.
    Zugreifen!
    Obwohl es keiner aussprach, dachte jeder daran. Diese Hand konnte das Schiff packen - und dann? »Maschine stopp!«
    Auch der Kapitän hatte seine Ruhe und Übersicht verloren. Er brüllte diesen Befehl.
    Auf der Brücke erwachten die Männer zu fieberhaften Hektik. Jetzt würden auch die Passagiere merken, daß sich einiges verändert hatte. Als der Befehl ausgeführt worden war, schüttelte sich das Schiff unwillig. Es vibrierte. In seinem Rumpf dröhnte es. Glocken schrillten, Telefone meldeten sich, doch niemand auf der Brücke hob einen der Hörer ab. Jetzt nicht, sie hatten anderes zu tun.
    »Soll ich Alarm geben?« fragte Bancroft.
    Walter entschied sich innerhalb von Sekunden. »Ja, tun Sie das«, erwiderte er tonlos. »Wir müssen mit dem Schlimmsten rechnen.« Und leise fügte er hinzu. »Wie damals bei der Titanic!«
    Wenig später war auf dem Schiff der Teufel los. Uberall schrillten die Alarmsirenen. Das nervtötende Heulen schwang geisterhaft über sämtliche Decks, jaulte über das Wasser und verlor sich irgendwann in der Ferne.
    Wie die Passagiere reagierten, wußte von den Offizieren auf der Brücke niemand. Es konnte sich auch keiner um die Menschen kümmern, alle hofften, daß sie sich so verhalten würden wie auf der Katastrophenübung, die vor drei Tagen veranstaltet worden war. Die Riesenhand war noch immer nicht zur Ruhe gekommen. Immer weiter schob sie sich aus dem Wasser, und ein gewaltiger Arm tauchte unter ihr auf.
    Sein Durchmesser war kaum zu schätzen, jedenfalls dicker als der mächtigste Baumstamm, der je auf der Erde gemessen worden war. Das Grauen rollte weiter…
    Und da bewegten sich die Finger. Es wurde von den Männern auf der Brücke genau registriert. Es war ein schauriger Anblick, der in einer absoluten Lautlosigkeit ablief und die Offiziere auf der Brücke des Liners tief erschütterte.
    »Die packt uns!« schrie der Zweite Offizier, »verdammt, die packt uns. Herr im Himmel…!«
    Es war keine Panikmache. Der Mann sollte recht behalten. Die unheimliche Riesenklaue drehte sich und wanderte im nächsten Augenblick auf das Schiff zu.
    Die Atlantic Queen sollte ihre Beute werden! Jeder auf der Brücke begriff es. Und niemand wußte, was man dagegen unternehmen sollte. Sie konnten der Hand nicht mehr ausweichen, auch wenn sie mit voller Kraft fuhren, die gewaltigen Finger waren einfach zu nahe. Hatten sich die Offiziere bisher ziemlich ruhig verhalten, so stand die Reaktion der Passagiere völlig im Gegensatz dazu. Die Männer hörten die gellenden Schreie der Menschen, es mußte trotz der Übung zu einer Panik gekommen sein, und der Kapitän wurde noch blasser, als er ohnehin schon war.
    »Wir müssen etwas tun!« rief Bancroft. Breitbeinig stand er da, schweißnaß war sein Gesicht, die Augen weit aufgerissen, in den Pupillen flackerte es.
    Von Walter bekam er keine Antwort.
    Dafür schrie der Erste Ingenieur. »Ich bekomme keinen Funkspruch durch. Nur noch Rauschen, wir sind abgeschnitten!«
    Wieder eine Hiobsbotschaft, die den Kapitän schon gar nicht mehr aus der Fassung bringen konnte. Er sah nur die unheimliche Klaue. Ein Bild, wie er es sich in seinen tiefsten Alpträumen nicht vorgestellt hatte. So etwas Fürchterliches konnte man überhaupt nicht träumen, und Walter schüttelte sich, als hätte jemand Wasser über ihn gegossen. Dabei waren es nur die Schweißtropfen, die von seinem Gesicht geschleudert wurden.
    Die schwarze Wand konnte er nicht mehr sehen, zu nahe war die Hand bereits, und sie stieg noch höher aus dem Wasser. Wie ein überdimensionaler Kran schwebte sie über dem Schiff.
    »Jetzt!« schrie jemand. »Jetzt…!« Und es geschah. Die Hand fiel nach unten, griff zu. Im gleichen Augenblick befand sich das Schiff in der Jenseits-Falle. Stahl knirschte, als wäre es Holz. Glas brach. Die Brücke neigte sich, Scheiben platzten, Glas regnete auf die Männer, die sich nicht auf den Beinen halten konnten und mit unwahrscheinlicher Gewalt herumgerissen wurden.
    Wie Spielzeugfiguren, die jemand angestoßen hatte, purzelten sie durcheinander. Niemand konnte sich mehr halten, sie rollten über den Boden, die Elektronik versagte, es kam zu Kurzschlüssen, und
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