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Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition)

Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition)

Titel: Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition)
Autoren: Silvia Roth
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genauer ansehen zu können, und das Herz pochte mir bis zum Hals, weil ich so schreckliche Angst hatte, und deshalb sah ich mich auch nach einer Waffe um. Nach einem Ast, genauer gesagt, weil man dochsagt, dass man einem Untoten ein Holz in die Brust schlagen soll. Aber leider fand ich auf die Schnelle nichts Passendes. Dafür war Edda jetzt ganz dicht vor mir, aber ihr Fleisch war ganz grün und modrig und hing ihr in langen Streifen am Körper hinunter, und dazwischen schimmerten hell die Knochen hindurch.
    Sie sah mich an und sagte etwas, aber aus ihrem Mund quollen lauter Maden, so dass ich sie gar nicht verstehen konnte, und ich bekam eine Höllenangst, so eine Angst, wie ich sie noch nie in meinem Leben gehabt hatte, nicht mal, wenn meine Mutter wieder diesen Blick bekam. Ja wirklich, ich geriet total in Panik und prügelte auf Edda ein und legte meine Hände um ihren Hals. Ich wollte ihr nichts tun, ich wollte nur, dass sie still ist, aber sie war nicht still, sondern redete immer weiter und schrie um Hilfe und so.
    Aber dann, auf einmal, geschah das Wunder: Edda verwandelte sich!
    So etwas habe ich noch nie gesehen, es war wirklich grotesk, aber sie wurde vor meinen Augen zu jemand ganz anderem. Einem anderen Kind, das Edda eigentlich nicht mal ähnlich sah. Zuerst dachte ich, das sei nur ein Trick, und ich drückte ihren Hals noch fester zu, aber sie blieb, was sie war, egal, wie fest ich drückte. Ich ließ sie los und stellte plötzlich fest, dass ich sie doch kenne. Ihre Eltern hatten diesen Lottoladen neben dem hellblauen Haus. Also entschuldigte ich mich für die Verwechslung, aber sie reagierte nicht. Und dann hörte ich auf einmal Stimmen, die nach ihr riefen.
    Ich dachte, ich mache wohl besser, dass ich wegkomme, sonst denken die Leute, die da rufen, noch, ich hab was Böses getan oder so. Also nahm ich die Kleine auf den Arm und trug sie fort, genau wie Jasper es damals mit Edda gemacht hatte. Hinter mir riefen ihre Mitschüler, denn es war wohl eine Schulklasse, zu der das Mädchen gehörte. Erst als ich schon die Anhöhe rauf war, blickte ich mich um und sah, dass die beiden Lehrerinnen die Suche abgebrochen hatten und ihre Schüler wie eine wild gewordene Schafherde zum Grillplatz zurücktrieben, wahrscheinlich, weil sie Angst hatten, dass noch ein Kind verloren geht. Aber mir war klar, dass sie wiederkommen würden und dass ich nicht viel Zeit hätte.
    Ich musste mich ziemlich anstrengen, das namenlose Mädchen den Hügel rauf und auf der anderen Seite wieder runter zu tragen, aber ich schaffte es irgendwie, sie bis zum Weiher zu ziehen, wo ich sie ins Wasser legte, denn ich hatte mal gehört, dass die Hunde sie dann nicht wittern können. Vorher zog ich ihr noch einen Schuh und die Socke aus, weil ich dachte, dass ich vielleicht wieder einmal etwas von ihr brauchen könnte, wenn es hart auf hart käme. Aber dann bekam ich Angst und warf den Schuh ins Wasser. Er flog ziemlich weit und machte lauter Kringel auf der Oberfläche. Aber die Socke traute ich mich nicht zu werfen, weil ich wusste, dass sie nicht untergehen würde. Also steckte ich sie ein und nahm mir vor, sie irgendwann zu verbrennen. Nebenbei bemerkt: Ich weiß gar nicht, ob ich das auch tatsächlich getan habe … Erinnern tue ich mich jedenfalls nicht daran, aber was heißt das schon?
    Anschließend ging ich jedenfalls zu Jasper.
    Gott sei Dank war er zuhause, und ich erzählte ihm von Edda und dass ich doch gar nichts Schlimmes gewollt hätte, aber dass sie mich bestimmt wieder wegsperren, wenn sie herausfinden, was passiert ist.
    Das verstand er irgendwie, und er sagte, er würde mir helfen, aber ich müsse ihm was versprechen.
    Ich fragte: „Was denn?“
    Und er antwortete: „Du darfst nicht mehr in den Wald gehen. Nie wieder, verstehst du?“
    Natürlich verstand ich ihn nicht, aber ich versprach es ihm trotzdem, und ich meinte es auch wirklich so, weil Jasper wirklich der einzige Mensch war, der mir immer geholfen hat.
    Er schickte mich nach Hause, aber ich sollte am nächsten Tag wiederkommen, und von da an trafen wir uns regelmäßig. Ich hatte oft Angst, weil sie noch immer nach diesem Mädchen suchten und viele Fragen stellten, und eines Tages sagte Jasper, dass er über mich nachgedacht habe und dass er mich heiraten wolle. Ich dachte zuerst, er macht einen Witz, weil wir uns doch gar nicht richtig kannten und all das, aber er sagte, wenn ich ihn heiraten würde, könne er mich vor Edda und allem anderen
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