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Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition)

Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition)

Titel: Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition)
Autoren: Silvia Roth
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hast?“ Aber sie antwortete nicht, und ich sagte: „Wenn ich mal eigenes Geld verdiene, dann kaufe ich mir ein Kleid in genau demselben Blau, darauf kannst du wetten.“
    Das nächste, was ich weiß, ist, dass ich aufgewacht bin und Jasper stand neben uns. Er schien riesengroß an diesem Tag, und er starrte auf den Boden neben mir. Erst da fiel mir wieder ein, dass ich nicht alleine war, und ich sah, dass Edda noch immer in den Himmel schaute. Jasper beugte sich zu ihr hinunter und berührte ihr Gesicht, aber sie blinzelte nicht, nicht mal ein bisschen, sondern sah einfach hinauf in die Bäume.
    „Ist sie tot?“, fragte ich, und Jasper nickte. Und ich fing an zu weinen, weil ich dachte, dass sie mich jetzt ins Gefängnis stecken und all das.
    Jasper wollte wissen, wie denn das passiert sei und warum Edda derart verletzt wäre und so, und ich antwortete, sie sei gestürzt und mit dem Kopf gegen einen Stein gefallen (ich zeigte ihm den, den ich auch wirklich benutzt hatte). Und dann sagte ich noch, ich hätte ihr nur helfen wollen, sie zur Ader lassen oder so was, so wie meine Mutter es immer bei mir gemacht hat, und ich zeigte ihm auch die Narben auf meinen Armen.
    Die ganze Zeit über hatte ich fürchterliche Angst, dass er mich fragt, wo ich so schnell eine Rasierklinge hergenommen hätte, aber er fragte nicht, sondern ließ sich einfach nur die Klinge geben und sagte, dass ich jetzt nach Hause gehen und niemandem etwas von dieser Sache erzählen solle.
    Dann nahm er Edda auf den Arm und trug sie fort …
    Ich ging auch tatsächlich heim, aber als ich schon den halben Weg zurück war, fiel mir plötzlich ein, dass ein paar Meter von der Stelle, wo wir in den Himmel geschaut hatten, noch immer Eddas andere Sandalette liegen musste, die, die sie in der Hand gehalten hatte, als ich … Als … es passiert ist. 
    Also ging ich wieder zurück und tatsächlich: Da lag sie!
    Ich rief nach Jasper, den ich damals noch Herrn Fennrich nannte, aber er war nirgends zu sehen. Ich fand es irgendwie unklug, die Sandalette dort im Wald liegen zu lassen, also nahm ich sie mit und versteckte sie auf unserem Dachboden unter einem Balken. Nachmittags hörte ich dann, dass Edda angeblich noch am Mittag in der Nähe des Uhlenforstes gesehen worden war, und ich dachte fast, das könne schon sein, schließlich sagt man doch von Leuten, die eines gewaltsamen Todes gestorben sind, dass sie wiederkehren und herumwandern.
    Jedenfalls schien es mir eine gute Idee zu sein, wenn die Polizisten, die nach Edda suchen, dort im Uhlenforst auch tatsächlich etwas von ihr finden würden, damit sie erst gar nicht auf die Idee kamen, woanders zu suchen. Also schlich ich mich nachts aus dem Haus und legte Eddas Sandalette neben einen alten Baumstamm am Waldrand.
    Es war wirklich sehr spannend, die Zeit, bis sie den Schuh gefunden haben, aber ich hatte auch Angst, dass ich Fingerabdrücke hinterlassen haben könnte und so. Doch zum Glück fanden sie nicht viel Brauchbares, nur einen … Wie nannte man das noch gleich? …  Einen Teilabdruck, richtig! Aber damit schienen sie nicht besonders viel anfangen zu können. Gott sei Dank!
    Irgendwann sagten die Leute, dass die Suche eingestellt worden sei. Aber wenn ich durch den Wald ging, hatte ich manchmal das Gefühl, Edda zu sehen. Ganz kurz nur, aber ich bin sicher, dass sie es war.
    Ich ging oft in den Wald, so oft ich konnte. Jedenfalls bis zu dem Tag, an dem ich dieses andere Mädchen traf. Das kannte ich eigentlich gar nicht, nur vom Sehen und ich wusste nicht einmal ihren Namen. Jasper hat ihn mir einmal gesagt, aber ich habe es wieder vergessen, und vielleicht ist das auch ganz gut so. Was du nicht weißt, macht dich nicht heiß, hat mein Vater immer gesagt, und er hat sehr konsequent nach diesem Grundsatz gelebt!
    Die Lehre, die ich machen sollte, fing erst nach den Sommerferien an, aber mit der Schule war ich schon fast ein Jahr fertig, also streifte ich so herum und dachte mir Geschichten aus. Und während ich so ging, sah ich auf einmal etwas Helles unter den Bäumen, ein weißes Kleid, und ich fiel fast in Ohnmacht, weil ich dachte, das ist Edda. Sie kommen wieder zurück, dachte ich, alle kommen immer wieder zurück, Rosie und Edda und alle anderen. Nur Lorna nicht. Aber das ist eigentlich auch klar, wo es doch bei uns zu Hause so schrecklich ist. Da würde ich an ihrer Stelle auch nicht mehr wiederkommen …
    Ich versteckte mich also und wartete, bis das Mädchen nahe genug war, um es mir
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