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Die Jaegerin

Die Jaegerin

Titel: Die Jaegerin
Autoren: Brigitte Melzer
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dass er es nicht schaffen würde. Schon jetzt fraß die Sonne immer heftiger an ihm. Er musste so schnell wie möglich ins Haus zurück! Zoll um Zoll schob er sich über den Sims nach links, die Finger in die Ritzen im rauen Mauerwerk gekrallt. Daeron lockerte seinen Griff auch nicht, als sein Körper längst in weißen Qualm gehüllt war. Die Sonne sengte sich erbarmungslos in sein Fleisch. Bereits nach kurzer Zeit züngelten erste Flammen aus seinen ungeschützten Händen empor. Dort, wo sein Körper vom Stoff seiner Gewänder geschützt war, dauerte es länger, bis die Sonne ihm etwas anhaben konnte. Doch schon nach wenigen Schritten vermochte er nicht mehr zu sagen, welcher Teil seines Körpers bereits von den Flammen verzehrt wurde und welcher nicht. Das Fleisch seiner Finger war mittlerweile schwarz und seine Hände hatten bald mehr Ähnlichkeit mit großen Kohlestücken als mit menschlichen Gliedmaßen. An einigen Stellen glaubte er bereits die Knochen zu sehen. Obwohl die Schmerzen kaum zu ertragen waren, gab er weder einen Laut von sich noch lockerte er seinen Griff. Schritt um Schritt schob er sich voran, vorbei an drei weiteren Fenstern, ehe er endlich vor einem innehielt. Von grauenvollen Schmerzen geplagt biss er sich auf die Lippen und zwang sich weiterhin, jedes Geräusch zu unterdrücken. Wie lange noch, bis die Hitze seinen Leib zu Staub zermahlen würde? Alles in ihm drängte danach, in die sicheren Schatten des Hauses zurückzukehren. Dennoch nahm er sich die Zeit, zunächst durch die Scheibe in den Raum zu spähen. Vor ihm lag ein weiteres Schlafzimmer. Hier waren die Möbel nicht abgedeckt, sodass sich ihm der Blick auf ein großes Bett, einen Schrank und eine Kommode offenbarte. Rasch streiften seine Augen über die Möbel, suchten nach Anzeichen von Gefahr. Der Raum war verlassen – frei von Jägern und unberührt vom Licht der Sonne. Es kostete Daeron alle Kraft, eine Hand vom Mauerwerk zu lösen. Die verbrannten Klumpen, die einst seine Hände gewesen waren, folgten kaum noch seinem Befehl. Er brauchte drei Versuche, ehe es ihm gelang, das Fenster zu packen und nach oben zu schieben. Mit einem leisen Schaben glitt es auf. Sobald der Spalt groß genug für ihn war, rettete er sich mit einem Satz in den Raum und wälzte sich über den Boden. Abgehackte, heftige Bewegungen, bis auch die letzten Flammen erstarben. Als er sich schließlich aufsetzte, blickte er auf seine Hände. Noch immer schwarz und knorrig reckten sich seine verkrümmten Finger in die Länge, streckten sich immer weiter, bis sie ihre einstige Form zurückerlangten. Die tiefen Falten verschwanden, als sich verzehrtes Fleisch, Sehnen und Muskelgewebe unter der schwarzen Haut erneuerten. Nur wenige Sekunden später bildete sich eine rosige Schicht frischer Haut darüber. Es verging nicht einmal eine Minute, dann sahen seine Hände aus, als wäre nie etwas passiert. Versuchsweise bewegte Daeron die Finger, ballte die Hände zu Fäusten und streckte sie wieder. Es bereitete ihm keine Schwierigkeiten. Selbst der Schmerz war vergessen. Nachdem er sicher war, dass ihm sein Körper wieder gehorchte, erhob er sich. Ein feines Wölkchen Asche stieg aus seinen Gewändern auf, als er sich langsam der Tür näherte. Vorsichtig legte er ein Ohr an das Holz und lauschte. Die Jäger machten sich anscheinend noch immer an der Tür zu schaffen, die er von innen verbarrikadiert hatte. Er sammelte seine Energie und konzentrierte seine Gedanken. Als er merkte, wie sich die Stille auf ihn herabsenkte und seine Geräusche dämpfte, öffnete er die Tür und wagte einen Blick auf den Gang. Nur wenige Schritte zu seiner Linken lag die Treppe. Die Jäger befanden sich rechts von ihm. Er konnte sie nur hören und lediglich erahnen, was sie taten, denn der große Wäscheschrank, an dem er schon zuvor vorbeigekommen war, versperrte ihm den Blick. Allerdings nimmt er auch den Jägern die Sicht auf mich. Bedächtig schob sich Daeron ein Stück auf den Gang, dicht an den Schrank gepresst und sorgsam darauf bedacht, seinen Schutz nicht zu verlassen. Er tastete nach der Pistole an seinem Gürtel. Seine Finger schlossen sich um den Holzgriff. Dann zog er die Waffe. Die Stille, die er über sich gelegt hatte, erstickte das leise Klicken, als er den Abzug spannte. In der Eingangshalle bemerkte er eine Bewegung. Darauf gefasst, den dritten Jäger zu erblicken, richtete er die Pistole in die Richtung – und erstarrte, als er Catherine sah. Den Blick auf die Galerie
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